Ein Pilz bringt die Linde zu Fall

  17.03.2021 Wallbach/Mumpf

Der grosse Baum auf dem Friedhof Mumpf wird zum Sicherheitsrisiko

Über hundert Jahre alt, sind ihre Tage auf dem Friedhof nun gezählt. Die mächtige Sommerlinde kommt weg.

Ronny Wittenwiler

Sie ist so etwas wie ein Monument. Vielleicht spendete sie an manchen Tagen auch Trost, wer weiss, auf jeden Fall spendete sie in sonnigen Momenten auch Schatten, dort auf dem Friedhof in Mumpf. Seit längerem aber ist die mächtige Linde krank und ein externes Gutachten kommt zum Schluss: Der Baum muss dringend gefällt werden. Ende Monat soll es spätestens soweit sein.

Ein Pilz hat den über einhundert Jahre alten Baum befallen. Das hat sich rasch einmal gezeigt, nachdem im März 2020 ein Baumpflege-Unternehmen von der Gemeinde Mumpf beauftragt worden war, die Baumkrone von grobem Totholz zu befreien. Dabei wurden diverse abgestorbene Äste, teilweise mit einem Durchmesser von über zehn Zentimetern, komplett entfernt. In einer Expertise hält das Unternehmen fest: «Unserem Baumpflegeteam ist bei der Arbeitsausführung aufgefallen, dass sich unterhalb der Vergabelung auf zirka zehn Metern Höhe ein grosser Flacher Lackporling (Ganoderma applanatum) befindet. Dieser aggressive holzzerstörende Pilz verursacht insbesondere bei Linden eine ausgedehnte Weissfäule.» Das Holz wird dadurch rasch abgebaut.

Innen hohl
Auch oberhalb der betroffenen Stelle mit dem Pilz machten die Experten diverse Faulstellen aus. Eine eingehende Baumuntersuchung sollte Klarheit über das Ausmass eines potenziellen Sicherheitsrisikos schaffen. Die Resultate einer sogenannten «Bohrwiderstandsmessung» brachten ans Licht, dass an diversen Orten der minimal erforderliche Holzdurchmesser längst unterschritten ist. Salopp gesagt: Das Innere des Baums ist mittlerweile derart ausgehöhlt, dass er nicht mehr über ausreichend Stand- und Bruchsicherheit verfügt. In der Expertise heisst es unter anderem: «Damit ein Baum noch knapp eine ausreichende Standund Bruchsicherheit aufweisen kann, bedarf es dazu einer gesunden Rest-Holzwandstärke von mindestens 33 Prozent vom gemessenen Holzdurchmesser. Im Bereich des Fäulepilzes weist der Baumstamm einen Durchmesser von zirka einem Meter auf. Die gemessene gesunde Holz-Restwandstärke beträgt aber leider nur sechs beziehungsweise fünfzehn Zentimeter. Das ergibt ein Gesamttotal von 21 Zentimetern. Wir bräuchten aber mindestens 33 Restwandstärke, damit man den Baum noch stehen lassen könnte.»

Neuanfang
Man habe mittlerweile auch die Bänkchen um den Baum herum entfernen lassen, sagt Frau Gemeindeammann Eveline Güntert bei einem Augenschein vor Ort vergangene Woche. «Wir mussten das aus Sicherheitsgründen tun. Es sind auch immer wieder Äste heruntergefallen.»

Es sei ihnen wichtig, darüber zu informieren, bevor die Sommerlinde einfach nicht mehr da sein würde, erklären Eveline Güntert und Gemeindeschreiber Reto Hofer, der die Expertise in seinen Händen hält. Darin halten, auf Basis zugrundeliegender Daten und Fakten, die Gutachter fest: «Die besondere Lage, insbesondere entlang der Autobahn, und die Gefährdung von Friedhofsbesuchern sowie Infrastruktur, lässt keinen weiteren Erhalt des Baumes zu.» Auch von einem kurzfristigen Erhalt durch baumpflegerisch verträgliche Massnahmen sei abzuraten, da die Situation grundsätzlich nicht mehr verbessert werden könne.

Spätestens Ende Monat soll die Sommerlinde gefällt werden. Noch steht sie in einem kahlen Kleid da, ohne Triebe. Womöglich macht es dann ein bisschen weniger weh. Vorgesehen ist, dass die Bänkchen danach wieder montiert werden und dass an Stelle der Sommerlinde ein paar neue Bäume gepflanzt werden, die später auf dem Friedhof dann wieder Schatten spenden. Und, wer weiss, vielleicht an manchen Tagen auch ein bisschen Trost.


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