Die Feuerwehr kam ins Gotteshaus

  24.06.2021 Laufenburg

Grenzüberschreitende Übung in Laufenburg

Die über dem Städtchen dominierende Laufenburger Stadtkirche ist ein Bijou, das unter eidgenössischem Denkmalschutz steht. Mit welch aufwändigen Vorkehrungen die Feuerwehren im Brandfall wegen der schlechten Zugänglichkeit und für die Organisation des Löschwassers konfrontiert sind, offenbarte eine Feuerwehrübung zusammen mit der deutschen Partnerorganisation.

Paul Roppel

Der Sakristan und Präsident der römisch-katholischen Kirchenpflege hat die Feuerwehr zu sich ins Gotteshaus gerufen. Roland Schnetzler hiess die rund 70 Feuerwehrleute willkommen, in diesem Fall nicht zur besinnlichen Einkehr, sondern zu Übungszwecken im Falle eines Brandes. «Wir haben heute gerade mit dem nächsten Renovationsschritt begonnen. Das Kirchenschiff wird für eine Viertelmillion Franken renoviert. Alles ist abgedeckt und für die Bauarbeiten vorbereitet», informierte Schnetzler. Der Zeitpunkt für eine Feuerwehrübung sei deshalb geradezu ideal. «Die Problemstellung ist noch dieselbe wie vor Jahrzehnten, als ich während 24 Jahren den Feuerwehrdienst leistete», meinte der 67-Jährige zur NFZ. Damit sprach er die Zugänglichkeit der auf dem Plateau des Burghügels der zwischen 1439 und 1510 erbauten Kirche an, welche nur zu Fuss über die schmalen Pfade und gedeckten Treppenaufgänge erreichbar ist, sowie den knappen Wasserbezug. Der nächste Hydrant befinde sich in einer Stumpenleitung und habe etwas wenig Druck, wusste er zu erzählen. Tanklöschfahrzeuge könnten nur unten im Städtchen positioniert werden.

Zusammenarbeit über die Landesgrenze
Hauptmann Dominik Vogel, Kommandant der rund 80 Eingeteilte umfassenden Laufenburger Feuerwehr, ist sich der Komplexität der Problemstellung bewusst. Dass er im Brandfall die Unterstützung weiterer Feuer wehrorganisationen benötigt, hat er im Einsatzkonzept vorgesehen. Am nächsten ist ihm natürlich die Schwesterstadt auf deutschem Boden, welche er am Montagabend für die gemeinsame Übung zwischen zwei heftigen Gewittern mit dem fiktiven Brandfall im Kirchenschiff aufgeboten hatte. «Wir haben schon vorgängig gemeinsam eine Kaderübung durchgeführt», zeig te Markus Rebholz, seit 2005 Kommandant von Laufenburg Deutschland, die gemeinsame Nähe auf. Durch das langjährige Zusammenarbeiten kennen die beiden Feuerwehren auch die einschränkenden engen Örtlichkeiten in den Gassen und Strassen beider Altstädte. «Das Einsatzschwergewicht konzentriert sich in der Übung auf die Themen Kulturgüterschutz, der Brandbekämpfung und damit verbunden mit dem Wassertransport ab Rhein», sagte Vogel, der zusammen mit Leutnant René Lagler als Übungsleiter figurierte.

Wasserbezug vom Rhein
Unter den sehr schönen Deckenmalereien verberge sich wegen des vielen Holzes auch eine erhöhte Brandlast und damit ein Gefährdungsrisiko infolge Einsturzes, war zu vernehmen. Ein Grossbrand gehe einher mit Funkenflug, der die darunterliegenden Gebäude gefährden könne, wurde weiter informiert. Aus diesem Grund wurde die Autodrehleiter der deutschen Formation, welche mit dem bis auf 32 Meter Höhe ausfahrbaren Korb die Dächer der Häuser überragte, zu Lösch- und Beobachtungszwecken in der Marktgasse positioniert. Eindrücklich präsentierten sich die einige hundert Meter durch die Gassen schlängelnden Schlauchleitungen, wodurch Wasser mit zwei Motorspritzen mit je 1600 Litern pro Minute vom Rheinufer zu Tanklöschfahrzeugen und Ausgleichsbecken gepumpt wurde. Einsatzleiter Oberleutnant Andreas Weber, der das auf drei Sektoren unterteilte Gebiet befehligte, hatte die Kommandozentrale unten in der Spitalstrasse positioniert. «Trotz der zahlreichen Schnittstellen, zwei unterschiedlichen Funknetzen und dem grossflächigen Aktionsradius war ich über das Geschehen gut informiert», fasste Weber die Übung mit 50 Schweizer und 20 deutschen Feuerwehrleuten zusammen.


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