Schrecklich laut und schaurig schön

  11.02.2022 Laufenburg

Mit der Tschättermusik am frühen Morgen des 1. Faissen begann in Laufenburg die lang ersehnte fünfte Jahreszeit. Das närrische Brauchtum wird in Laufenburg schon seit Jahrhunderten gepflegt.

Susanne Hörth

In den ersten von fünf Glockenschlägen der Turmuhr mischte sich ein lautes «Narri!» Als Antwort darauf erklang ein ebenso lautes «Narro» aus zahlreichen Kehlen. Dann ein «Vorwärts Marsch!» Mit diesem Befehl starteten an die 50 Personen ihren Marsch, beginnend beim Laufenburger Wasentor, durch die Altstadtgassen. Alle waren sie mit Pauken, Trommeln, Eisenstücken und sonstigen «lärmenden» Instrumenten ausgestattet. Mit der Tschättermusik am frühen Morgen des 1. Faissen hat die von vielen so sehnsüchtig erwartete fünfte Jahreszeit begonnen. In Laufenburg sehr laut, sehr monoton und «einfach schön», so ein Teilnehmer. «Es ist Brauchtum. Es ist Fasnacht. Etwas, das hier schon seit Jahrhunderten gepf legt wird», meinte Roger Tröndle. Mit kräftigen Schlägen auf seine beleuchtete Pauke bewegte er sich im Gleichschritt mit den anderen Tschättermusik-Teilnehmenden vorwärts. Vorbei war es mit der Nachtruhe. Das Getöse hallte mächtig und vibrierend zwischen den hohen Häuserzeilen.

Gepflegtes Brauchtum
«Unsere Tschättermusik kannst Du keinem erklären, der nicht in Laufenburg in den Altstadtgassen steht und es direkt miterlebt», meint René Leuenberger lakonisch auf die Frage, was den Reiz und die Begeisterung für dieses närrisches Brauchtum ausmacht. Dann aber fügte der alt Zunftmeister an – als solches hat er viele Jahre das Startsignal für die Tschättermusik gegeben – «es ist einfach mystisch». Es sei eine gelebte Tradition, es gehöre einfach dazu. Das sieht auch Zunftbruder Rudolf Lüscher so. «Diese Tradition wollen wir weiter pf legen. Es ist durch und durch ein spezielles Erlebnis.» Er trug wie zahlreiche andere Zunftmitglieder an diesem bitterkalten Morgen das bunte, Plätzlikleid der Laufenburger Narronen. «Solange ich es kann, so lange will ich mitmachen», verspricht Lüscher. Er geniesse die «unglaubliche Atmosphäre» jedes Mal. «Da lohnt es sich, aufzustehen».

«Ich habe extra dafür freigenommen», lachte André Maier, ebenfalls Zunftmitglied. «Ich bin mit der Laufenburger Fasnacht und damit der Tschättermusik aufgewachsen, sagte er. «Wenn man diesen Wurm einmal in sich drin hat, wird man ihn nicht wieder los.» Das will Maier auch nicht. Er war auch an diesem Morgen mit vollem Einsatz dabei, um mit lautem Tschättern und Getöse, wie er betont, die Geister und den Winter zu vertreiben. Gleichzeitig auch ein wichtiges Brauchtum der Laufenburger Fasnacht aktiv zu pflegen.

Zu diesem Brauchtum gehört auch eine warme Mehlsuppe nach getaner Tschättermusik. Vor der Zunftstube machte ein warm-würziger Geruch deutlich, die Suppe ist fertig. «wir haben gut 50 Portionen vorbereitet», sagt René Leuenberger, der zusammen mit Stefan Fischer und Philipp Maier in diesem Jahr für diesen Service zuständig ist.

«Es ist wieder Fasnacht! So gut», ruft ein Mann der Journalistin zu, als sie zurück zu ihrem Auto eilte.


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