«Lebe bunt»: Jugend traf sich zu Ostern

  20.04.2022 Gansingen, Jugend

Am Ostertreffen in Gansingen trafen sich junge Gläubige – abseits der Kirche

Rund zwanzig Jugendliche trafen sich letztes Wochenende am Ostertreffen der Jugendseelsorge in Gansingen. In einem Workshop ging es um den Ukraine-Krieg, während daneben Gespräche über die Kirche, den Glauben und die Jugend geführt wurden.

Andrea Marti

In der Kirche Jugendliche zu sehen, das ist, wie wenn die eigenen Grosseltern auf Tiktok wären. Ein wenig – oder ganz, aber mit Bedauern – sieht das auch Simon Hohler. Er ist Geschäftsführer der Jugendseelsorge Fricktal und ist beruflich unter anderem damit beschäftigt, Jugendliche ein bisschen mit dem Glauben und ein bisschen mit der Kirche zu verbinden. Denn dass der Glaube ausgedient hat, glaubt Simon Hohler nicht. Viel mehr, sagt er, müssten für Jugendliche andere Formen gefunden werden, um ihn zu thematisieren.

Eine dieser Formen war das Ostertreffen, das die Jugendseelsorge vergangenes Wochenende organisiert hat. Am Anlass in Gansingen trafen sich rund zwanzig Jugendliche, alle waren zwischen 13 und 15 Jahre alt. Zwei Tage verbrachten sie miteinander, um sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Dazu unterhielten sie sich in Gesprächsrunden, bastelten in Workshops und veranstalteten ein Osterfeuer.

Ein Thema, mit dem sich die Jugendlichen dabei auseinandersetzten, ist beispielsweise ‹Solidarität›. Dazu bastelten die Jugendlichen Geschenke für ukrainische Jugendliche, die bald in Herznach ankommen sollen. Auch das Ostertreffen als Ganzes steht jeweils unter einem Motto – diesmal hiess es: «Lebe bunt». Die christlichen Fragen, die damit verbunden seien, so Hohler, seien etwa: Was ist ein erfülltes Leben für mich? Welche Momente machen mich glücklich? Was gehört zu einem guten Leben dazu?

Dass Jugendliche sich lieber ausserhalb der klassischen Gottesdienste mit spirituellen Fragen beschäftigen, bestätigt auch Damian Rohrer, der das Ostertreffen seit Jahren mitorganisiert: «Die normale Kirche brauche ich nicht», sagt er. Zu «altbacken, einfältig, eintönig und langweilig» sind ihm die Sonntagsgottesdienste, zu klar festgelegt die Liturgie, zu verkrustet die Strukturen. «Manchmal kann ich kaum hinter dem stehen, was in der katholischen Kirche so läuft», sagt Rohrer. «Die Kirche und der Glaube, das ist einfach nicht dasselbe.» Seinen persönlichen Glauben, sagt Rohrer, wolle er abseits der Kirche leben – beispielsweise in der Jugendseelsorge. Das Ostertreffen organisiert er deshalb gerne, er habe hier auch Freunde gefunden, sagt Damian Rohrer. «Das ist für viele ein Grund, warum sie bei uns sind: Die Jugendlichen finden hier Freundschaften, die bleiben, weil sie alle der Glaube verbindet», bestätigt Simon Hohler.

Während sich Rohrer und Hohler unterhalten, arbeiten in den beiden Nebenzimmern die Jugendlichen in den Workshops. Im «Solidaritäts-Workshop», von dem Hohler bereits erzählt hat, werden Schuhschachteln mit ukrainischen Flaggen bemalt, mit Süssigkeiten befüllt und Karten geschrieben. Im anderen Zimmer bemalen und bekleben die Kinder grosse weisse Lampions mit Wasserfarben, buntem Seidenpapier und Ballonen. In einem weiteren Zimmer wird gesungen und Klavier gespielt, die Jugendlichen üben den «Vielfalt-Song», den sie selbst geschrieben haben. Der Song wird am Abend im Gottesdienst gesungen, die Lampions sollen die Kirche schmücken. Das ist eine der Möglichkeiten, die die Jugendseelsorge hat, um einen normalen Gottesdienst auch für Jugendliche attraktiver zu machen.

Um Gottesdienste aber grundsätzlich so zu gestalten, dass Jugendliche diese besuchen würden, sagt Hohler, bräuchte es mehr. «Wir brauchen noch viel mehr Freiheit», sagt Simon Hohler. «Es ist noch so vieles einfach festgelegt, was nicht so sein müsste!» Aber immerhin: Auf den Gottesdienst an diesem Ostersamstag scheinen sich auch die Jugendlichen zu freuen. Und manche, erzählt Hohler, begännen, wenn sie aus dem Jugendseelsorge-Alter raus wären, die normalen Gottesdienste zu besuchen. «Wir tun alles, um die Kirche jünger zu machen», sagt Hohler entschlossen. Dazu gehört, die Jugendlichen zu motivieren, sich in Gottesdiensten, Kirchenchören und -pflegen zu engagieren. Dazu gehören aber auch Anlässe wie das Ostertreffen.


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