Durch den Zauberwald in die Waldkapelle
01.08.2022 ZeihenIm Verborgenen liegt ein Ort der stillen Einkehr
Die Eichchrüz-Kapelle oberhalb von Zeihen ist ein Geheimtipp und soll es auch bleiben. «Gespräche gehen hier sehr schnell in die Tiefe», sagt Kapellenwächterin Manuela Langenberger.
Karin Pfister
Es ist ein magischer Ort; die Eichchrüz-Kapelle auf dem Hügel zwischen Oberzeihen und Herznach. Durch den «Zauberwald» so nennt Kapellenwächterin Manuela Langenberger das kleine Wäldchen vor dem Kirchlein führt ein schmaler Fussweg zu einem unscheinbaren Holzschopf. Manche Besucher halten schon zu Beginn des Fussweges inne und wünschen sich etwas, während sie den Pfad beschreiten.
Der Holzschopf ist eine Waldkapelle, die vorne offen ist. «Normalerweise schaut man in eine Kapelle hinein; hier sitzt man drinnen und schaut hinaus», sagt Manuela Langenberger. Sie lebt seit sechs Jahren auf dem Bauernhof gleich unter dem Eichchrüz. Geführt wird der Hof von Albert von Felten, der dort zusammen mit seiner Frau Andrea Lütolf und Tochter Nadine wohnt. Andrea Lütolf und Manuela Langenberger sind beide in einem sozialpädagogischen Beruf tätig und haben sich bei der Arbeit kennengelernt, inzwischen arbeitet Manuela Langenberger zu 100 Prozent auf dem Hof.
Lange gesucht
Der Bauernhof ist ein gemeinsames Projekt und die drei haben vor rund sieben Jahren lange nach einem passenden Objekt gesucht. Manuela Langenberger erinnert sich: «Wir haben uns damals den Hof angeschaut und die Vorbesitzerin sagte uns, dass noch eine Kapelle dazu gehört. Als ich zum ersten Mal hier oben stand, ging mir das Herz auf und ich wusste, das ist der richtige Hof und der richtige Ort für uns. Sie findet es faszinierend, dass die Kapelle und der Ausblick zu jeder Jahreszeit anders aussehen.
Die Kapelle gehört zum Bauernhof, das Kreuz vor der Kapelle ist im Besitz der beiden Kirchgemeinden Zeihen und Herznach-Ueken. Das grosse Kreuz aus Muschelkalk stammt aus dem Jahre 1874. Der Maurer und Waldsamenhändler Johann Wendolin Bürgi liess es aus Dankbarkeit für seine rasche Genesung nach einem schweren Unfall und für die glückliche Geburt seines vierten Kindes aufstellen. Ergänzt wird das Kreuz in der Kapelle durch zwei Bildstöcklein, eine kleine Lourdesgrotte mit der Mutter Maria, Laternen und Kerzen.
Der «Zeiher Hans»
Einige Zeiher hatten damals in Fronarbeit Sitzbänke rund um das Kreuz aufgestellt, in den 1930-Jahren wurde dann die Holzkapelle errichtet. Zu verdanken ist dies dem «Zeiher Hans». Er selbst lebte in Herznach im Armenhaus, stammte aber ursprünglich aus Oberzeihen und er startete eine Geldsammlung zugunsten des Projektes.
Mehrmals pro Woche ist Manuela Langenberger oben auf dem Hügel, schaut zum «Rechten» und schmückt die Kapelle den Jahreszeiten gemäss. Die Besucherinnen und Besucher sind dankbar. «Ich werde immer wieder reich beschenkt von den Menschen. Ich erhalte viele positive Rückmeldungen und Komplimente.» Die Arbeit als Kapellenwächterin sei nicht wirklich Arbeit für sie. «Ich mache das sehr gerne und die Zeit hier oben ist auch eine Auszeit von der Hofarbeit.» Oft ist sie auch einfach so oben, zusammen mit Albert von Felten und Andrea Lütolf. «Wir sitzen hier und lassen den Tag Revue passieren.»
Ort der Begegnung
Die Kapelle sei einerseits ein Ort der stillen Einkehr, ein Gedenkort – einige kommen und möchten einfach in Ruhe dort sein – aber auch ein Begegnungsort. «Wir haben hier schon einige Kontakte geknüpft mit Menschen, die nun zu unserem Bekanntenkreis gehören.»
Smalltalk gibt es in der Eichchrüz-Kapelle nicht. «Gespräche gehen immer sehr schnell in die Tiefe und es geht ums Wesentliche», sagt Manuela Langenberger. Besucht werde die Kapelle vor allem von älteren Menschen aus der Umgebung, aber auch von Familien. Wer möchte, darf gerne ein paar Zeilen im Kapellenbuch hinterlassen. «Wir freuen uns immer über die Einträge». Es vergeht wahrscheinlich selten ein Tag, an dem niemand im Eichchrüz oben ist. «Es brennen fast immer Kerzen.»