«Die Erfolge werden in der Region sehr wahrgenommen»
20.11.2022 Wil, WirtschaftMit 6,5 Hektaren Anbaufläche gehört die Weinbaugenossenschaft Wiler Trotte eher zu den kleineren Weinproduzenten. Nach dem Motto «klein, aber fein» gingen in der 30-jährigen Geschichte jedoch einige Spitzenweine hervor. Und läuft es nach Plan, so sollen in Zukunft die Trauben in einem neuen Gebäude gekeltert werden.
Bernadette Zaniolo
1992 haben aktive Winzer die Gründung der Genossenschaft und die Einrichtung einer eigenen Kelterei initiiert. «Seither ist das Ziel, qualitativ hochstehende Trauben zu produzieren und zu einer Vielfalt von hervorragenden Weinen zu verarbeiten, konsequent verfolgt worden», hält Guido Oeschger fest. Oeschger ist 1994 dazugestossen und hat im Jahr 1996 Lukas Baumgartner als Kellermeister abgelöst. Waren es zu Anfang vier Weine, die produziert wurden, sind es aktuell 15 verschiedene Weine aus 16 verschiedenen Traubensorten (vor 1990 waren es fast 70 Prozent Riesling x Silvaner und 30 Prozent Blauburgunder). Die Wiler Trotte konnte mit ihren Weinen in den letzten Jahren auch immer wieder glänzende Resultate (Gold und Silber) an diversen kantonalen Wein-Prämierungen erreichen. Am Schweizer Wettbewerb «Grand Prix du Vin Suisse 2018» wurde der Wiler Strohwein 2016 mit dem Silberdiplom gekürt; am Aargauer Weingenuss 2015 wurden sogar sechs verschiedene Weine mit einem Diplom ausgezeichnet. Besonders stolz sind Kellermeister Guido Oeschger und Genossenschaftspräsident Oliver Kramer, dass bereits fünf Mal ein Wiler Wein als Staatswein gekürt wurde. «In der Region wird das sehr wahrgenommen, mehr als andere Auszeichnungen», hält Guido Oeschger fest. «Das wird jeweils auch in den Aargauer Medien aufgenommen», hält er mit einem Schmunzeln fest und fügt hinzu, dass die Resonanz von Kunden dann stets gross sei. «Und das ist für uns eine sehr gute Bestätigung der geleisteten Arbeit.»
Keine Umsatzeinbrüche während Corona
Jährlich produziert die Wiler Trotte zirka 100 000 Flaschen Wein (1992 waren es zirka 50000 Flaschen). Diese gehen zu 80 Prozent an Privatkunden. «Das hat uns während Corona sehr geholfen. Wir hatten praktisch keine Umsatzeinbrüche», so der Kellermeister. Zudem seien die Produzenten sehr gut in den Verkauf eingebunden, was eine schlanke Verkaufsstruktur ermögliche.
«Heuer hatten wir qualitativ und quantitativ eine gute Ernte», sagt Oeschger. Dies bedeutet in Zahlen zirka 85 Tonnen und durchschnittlich 98 Oechsle beim Blauburgunder und 80 Oechsle beim Riesling x Silvaner. «Beim Riesling x Silvaner hatten wir eine sehr konstante, gute Qualität». Heisst der Unterschied der Oechsle-Werte ist gering; zwischen 79 und 82 Oechsle.
Neubau geplant
Nebst den eigenen Weinen werden in der Wiler Trotte auch Weine für andere Produzenten gekeltert, so etwa für Mettau und Mandach sowie ein paar weitere. Aus Platzgründen (das Flaschen- und Holzfasslager befindet sich im 2015 erworbenen Lagerhaus bei der Schule) hat sich die Genossenschaft für einen Neubau im Oberdorf entschieden. Das entsprechende Baugesuch wurde im August 2022 bewilligt. «Jetzt sind wir an der Detailplanung und am Überarbeiten des Kostenvoranschlags», so Oliver Kramer. Gemäss Guido Oeschger wird das Gebäude zu einem Teil drei- und zum anderen Teil zweigeschossig. «Alles an einem Standort bringt eine deutliche Erleichterung», weiss der Kellermeister und freut sich entsprechend. «Wir hoffen im 2023 mit dem Neubau beginnen zu können.» Angesprochen auf klimatisch bedingte Veränderungen beim Weinanbau hält Oliver Kramer fest: «Ich habe jeweils beim Schupfart Festival mitgeholfen, da die Traubenernte erst danach, so gegen Ende September, anlief.» Jetzt sei dies nicht mehr möglich. Gemäss Kramer und Oeschger hat die Traubenernte seit dem Hitzesommer 2003 bereits fünf Mal um den 10. September begonnen.
Am Samstag, 19. November (11 bis 22 Uhr) und am Sonntag, 20. November (11 bis 17 Uhr) sowie am darauffolgenden Wochenende 25./26./27. November (Freitag von 17 bis 22 Uhr/Samstag von 11 bis 22 Uhr und Sonntag von 11 bis 17 Uhr) findet wieder die Advents-Degustation (mit Festwirtschaft) statt.
Die Genossenschaft
Die Weinbaugenossenschaft Wiler Trotte zählt aktuell 39 Mitglieder; 23 davon sind Traubenproduzenten; das jüngste Mitglied ist 35, das älteste 97 Jahre alt. Die Bewirtschaftung erfolgt nach IP-Richtlinien; bei den Böden handelt es sich um stark tonhaltige und tiefgründige Kalkböden. Die eingekellerte Fläche beträgt 6,5 Hektaren aus Eigenanbau sowie 4,5 Hektaren Lohnkelterung. Die eingekellerte Ernte liegt zwischen 70 und 95 Tonnen. Gegründet wurde die Genossenschaft 1992; bereits im 1993 konnten die neuen Räumlichkeiten bezogen werden und 2001 wurde das Flaschenlager und das Holzfasslager im Keller erweitert; 2015 wurde das Lagerhaus an der Oedenholzstrasse erworben.