«Den Nagel von Anfang an einschlagen»
17.11.2022 EikenDas Thema «Führung» passte sehr gut zum Anlass am Dienstag in Eiken. Dort trafen sich die Kommandanten der Aargauer Zivilschutzorganisationen und ihre Stellvertretungen sowie jene des Katastrophen-Einsatzelements (KKE) zum Info-Rapport.
Bernadette Zaniolo
Eduard Herzog, Sektionsleiter Ausbildung Zivilschutz, freute sich, dass Alt-Bundesrat Adolf Ogi kommen konnte. Er sei ein gefragter Referent, so Herzog. Dies unterstrich der frühere UVEK- und spätere VBS-Vorsteher gleich selber, als er ankündigte, dass er um 12.46 Uhr in Aarau den Zug nehmen müsse, damit er rechtzeitig zu seinem nächsten Termin auf dem Niesen komme. Kommunikation waren nebst dem Menschen, welchen er an erste Stelle stellt, sowie Auftrag und Führung die Kernpunkte, auf die der frühere Bundesrat an diesem Morgen einging. «Man muss Menschen mögen», so sein Credo. Und es gelte, Minderheiten zu respektieren. Er betonte, dass ihm seine Eltern viel auf seinem Lebensweg mitgegeben haben. «Mein Vater war ein dienender Mensch», so der Kandersteger.
«Hier spürt der Bürger, ob die Politik für ihn da ist oder nicht», sagte er mit Verweis auf die Schliessung von Poststellen und das weitere Verschwinden von wichtigen Einrichtungen im Dorf. «Überall wo eine Kirche ist, sollte auch eine Poststelle sein», hielt er fest und sprach von einer «gefährlichen Entwicklung».
Der ehemalige Bundesrat betonte, dass man einen Auftrag und die Ziele immer wieder erklären müsse. «Wenn ihr nicht gleich von Anfang an sagt, was ihr wollt, so werdet ihr geführt und dann verwaltet», hielt der ehemalige Magistrat mit Blick auf seinen damaligen Start im Bundesrat sowie die kommenden Bundesratswahlen vom 7. Dezember fest. Bei seinem Amtsantritt habe er von den Mitarbeitern wissen wollen, wie es ihnen geht und wo die Probleme im Amt sind. «Führen heisst für mich, Menschen für eine Aufgabe zu begeistern und motivieren», so der Neat-Vater. Für ihn sei klar gewesen, «ich will die Neat bauen und ich will die S-Bahnen fördern.»
Anerkennung und Dank
Führung heisse auch, «stets 4/5 der Arbeitszeit auf der Kommandobrücke zu sein», denn man sei nicht die Person, die Impulse setze, wenn man nicht führe. Man muss «den Nagel von Anfang an einschlagen», machte Ogi klar, ebenso, dass man als Chef ein Vorbild sein müsse. Auch Anerkennung, Respekt und Dank ist und war Adolf Ogi wichtig. «Hingehen und danke sagen, das können Politiker nicht», so seine Feststellung. Es sei jedoch wichtig, wie man mit den Menschen umgehe. Man müsse sie verstehen und unterstützen. Für Ogi war klar, dass die Neat – mit Lötschberg- und Gotthardtunnel – gleichzeitig gebaut werden mussten. Die Neat sei ein grosser Erfolg, auch für die Kulturen. Alle Regionen müssen gleichbehandelt werden. Er hielt fest, wie viele Einzelprojekte dies beinhaltete und dass es 8000 Einsprachen und Beschwerden gab. «Da kann man ein Burnout bekommen»; er habe in dieser Zeit vier Mal Nierensteine gehabt.
Der ehemalige Verkehrs- und Sportminister betonte mehrmals, dass Zeitfenster auf- und zugehen. Wichtig sei zu spüren, wann ein Zeitfenster offen sei und die Chance genutzt wird. Als Beispiel merkte er an, dass das Projekt Neat aktuell nicht möglich wäre (Pandemie und Putins Krieg). Der Alt-Bundesrat hob in Sachen EU und Rahmenabkommen hervor, dass mehr Güter nach Baden-Württemberg gehen würden als nach China. Deshalb müsse mit Europa ein «Modus vivendi» gefunden werden, nach dem Ukraine-Krieg.
Und «Kommunikation ist die halbe Miete». Er machte darauf aufmerksam, dass es wichtig sei, wie und wo man kommuniziere. Er riet dazu: «geht raus». Gleichzeitig betonte er auch, wie wichtig die Kommunikation nach innen ist. «Wir sollten uns alle als Dienende sehen. Serve auch als Patron und do it, mache es.»
Im Anschluss beantwortete Adolf Ogi auch noch Fragen aus dem Publikum, etwa zur Arbeitsbelastung beziehungsweise Freizeit und wer seine wichtigsten Unterstützer in seiner Zeit als Bundesrat waren. Befragt nach dem Wichtigsten, was er aus dem Referat von Adolf Ogi mitnehme, sagte der Ausbildungschef und Oberstleutnant Eduard Herzog gegenüber den Medien: «Man muss Menschen mögen» und «Führen mit Herz, Härte und Humor».