Meint es die FDP zu gut?
18.11.2022 Brennpunkt, MöhlinDie FDP Möhlin lehnt die geplante Erweiterung des Jugendhauses in Möhlin ab. Das Vorhaben sei zu dürftig und würde künftigen Bedürfnissen nicht gerecht. Nachgefragt vor Ort hat die Partei aber nicht. Die Jugendarbeit selbst ist ganz zufrieden mit den Plänen.
Ronny Wittenwiler
Eigentlich könnte sich die Offene Jugendarbeit Möhlin (Jam) freuen: Statt für 300 000 Franken mittels Aufstockung das Jugendhaus auszubauen und Teile des Dachs zu sanieren, wäre die FDP Möhlin bereit, bis zu einer Million Franken fürs Jugendhaus in die Hand zu nehmen (vgl. NFZ vom Dienstag).
Meint es die FDP zu gut mit der Jugendarbeit? Auf jeden Fall findet die Partei den Plan des Gemeinderats schlecht. «Anstatt einer dürftigen Aufstockung beziehungsweise einer rudimentären Dachsanierung in der Höhe von 300 000 Franken sollte der Gemeinderat in Zusammenarbeit mit der Jugendarbeit Möhlin ein Konzept entwickeln, welches den Bedürfnissen in den nächsten Jahren gerecht werden kann. Von einer marginalen Erweiterung, einer Dachsanierung auf dem bestehenden Flickwerk ist abzusehen.»
Diese Äusserungen sorgen für ein Staunen bei der Offenen Jugendarbeit Möhlin.
«Haben über die Presse davon erfahren»
Rückweisung des 300 000 Franken-Verpflichtungskredits? Stattdessen bis zu einer Million Franken fürs Jugendhaus? «Von den Plänen der FDP haben wir über die Presse erfahren», sagt Severin Schürch, Geschäftsleiter der Offenen Jugendarbeit Möhlin. Und auch zu einem gemeinsamen Augenschein vor Ort ist es im Vorfeld nie gekommen. Schürch sagt: «Ob eine Bedürfniserhebung über die Themen der Offenen Jugendarbeit durch die Partei selbst erhoben wurde, ist uns nicht bekannt. Wenn eine solche Erhebung stattgefunden hat, dann sicherlich nicht mit unseren Fachkräften.»
Während die FDP eine Rückweisung des gemeinderätlichen Antrags damit begründet, dass die vorgesehene Aufstockung des Jugendhauses den künftigen Bedürfnissen der Jugendarbeit nicht gerecht werde, so sieht das ausgerechnet die Jugendarbeit selbst anders. «Selbstverständlich sind wir mit der Planung einverstanden», sagt Schürch. «Der Antrag basiert auf einem Konzept der Offenen Jugendarbeit. Die angestellten Fachpersonen im Verein erstellten dieses Konzept. Begleitet wurde die Planung stets vom Vorstand der Jugendarbeit. Verschiedene Stellen aus dem Dorf haben Einsitz im Vereinsvorstand. Der Gemeinderat ist mit Lukas Fässler vertreten. Somit findet stets ein guter Austausch zwischen der Jugendarbeit und dem Gemeinderat statt.»
«Unser Haus ist optimal»
Auch die Aussage der FDP Möhlin, das Jugendhaus sei punkto Infrastruktur «suboptimal ausgerichtet», teilt man so nicht. «Die Offene Jugendarbeit darf in einem optimalen Haus arbeiten. Der Platz wurde jedoch durch die gestiegenen Bedürfnisse knapp – genau um das geht es bei der aktuellen Erweiterung.» Für Schürch ist klar: «Unser Jugendhaus ist kein Flickwerk.» Das Haus sei so gebaut worden, dass eine f lexible Raumgestaltung möglich sei. «Dies ermöglicht es, den aktuellen Raumbedürfnissen der Jugend gerecht zu werden.»
Nicht entgangen ist Schürch, dass die FDP auch davon spricht, wie sich das Jugendhaus grosser Beliebtheit erfreue und die Jugendarbeit sich stark für die Bedürfnisse der Jugend engagiere. «Wir fühlen uns geehrt, dass die FDP unseren Verein weiterhin unterstützen möchte.» Doch bis zu einer Million Franken für die Erweiterung? «Das Team der Offenen Jugendarbeit ist sich einig, dass das für die nötige Erweiterung des Hauses zu viel Geld ist.» Und dann schiebt Schürch nach: «Für eine Unterstützung der direkten Jugendarbeit, ergo für die Jugend selbst, bedanken wir uns sofort für einen entsprechenden Betrag.»