Alte Postkarten und fiktive Gemeinde «Baumhausen»

  03.11.2022 Gemeinden, Tradition, Oberes Fricktal, Kultur, Zeihen

Zeiher «Museum attraktiv: Chum und lueg» mit neuer Ausstellung

Zahlreiche Zeiherinnen und Zeiher nutzten am Sonntag die Gelegenheit, in vergangene Zeiten abzutauchen. Nach der langen Coronapause war das Dorfmuseum zum ersten Mal wieder geöffnet. Zu entdecken gab es unter anderem Postkarten mit ungeteerten Strassen und einer alten Kirche, an die sich viele nicht mehr erinnern.

Karin Pfister

Rund 50 alte Postkarten über Zeihen und die Nachbardörfer besitzt Marc Deiss. Die älteste Karte stammt aus dem Jahre 1877 und ist nur beschrieben, aber ohne Bild. Gut lesbar ist der Poststempel mit der Ortschaft Zeihen. Speziell ist auch jene Karte von 1931, welche die alte Zeiher Pfarrkirche von innen und aussen zeigt. Die alte Kirche beziehungsweise deren Sprengung im Jahre 1965 war es auch, welche bei Marc Deiss das Interesse am Sammeln geweckt hat. «Meine inzwischen verstorbene Grossmutter hatte mir einen Zeitungsartikel über die Turmsprengung gezeigt und ich fing dann an, im Internet zu recherchieren.»

Er sei fasziniert von den Motiven der Karten und fände es interessant zu sehen, wie die Menschen im oberen Fricktal damals gekleidet gewesen seien und wie sie gelebt haben. «Ich kenne Zeihen nur mit geteerten Strassen und schaue mir gerne die Bilder von den unbefestigten Strassen an.»

Die Karten waren zum ersten Mal im Dorfmuseum ausgestellt und stiessen auf viel Interesse. Gezeigt wurde auch eine Karte, auf welcher der alte Krämerladen der Witwe Hossli abgebildet ist. Dieser befand sich bis 1930 da, wo heute die «Auberge Passepartout» steht. «Ich habe schon lange nach dieser Karte gesucht. Aufgrund eines kürzlich über mich erschienen Zeitungsartikels hat sich ein Sammler aus Wölf linswil gemeldet und mir die Karte zu einem fairen, kollegialen Preis angeboten. Er fand, sie gehöre eher in meine Sammlung als in seine.» Der Oberzeiher Marc Deiss wohnt schon seit langem in Bözen; die Karten über Zeihen allerdings sind da, wo sie hingehören. «Ich habe sie in meinem Elternhaus in Oberzeihen gelassen. Wenn es schneit oder regnet draussen schaue ich mir die Ordner gerne an.»

Und noch mehr Postkarten…
Auch Postkarten aus der Sammlung von Elisabeth Glaser waren am Sonntag im Rahmen von «Museum attraktiv: Chum und lueg» zu sehen. Diese stammen aus dem Nachlass von Elisabeth Glasers Grossmutter, welche 1888 in Mumpf geboren wurde. Gezeigt wurden rund 40 Aufnahmen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. «Viele der Karten wurden von Soldaten, welche an der Grenze im Einsatz waren, geschrieben und nach Hause geschickt.»

Urs Bürgi, Präsident der Kulturkommission freute sich über den regen Publikumsaufmarsch. Auch die Dauerausstellung war geöffnet. Diese zeigt alte landwirtschaftliche Werkzeuge, ein Schlafzimmer sowie Küche und Wohnzimmer aus vergangenen Zeiten sowie eine Heimarbeitsecke zum Thema Strohflechten. Eine Rarität sind auch die fünf alten Alphörner, welche aus der Sammlung von Beda Wülser stammen. Der inzwischen verstorbene Zeiher Einwohner hat dem Museum diverse Gegenstände vermacht, die er während seiner Zeit auf See zusammengetragen hat. Die Alphörner, welche aus dem 17. Und 18. Jahrhundert sind, habe er während seiner Mitgliedschaft in einem Luzerner Jodelclub erhalten, so Urs Bürgi. «In unserem Archiv lagern noch viele Raritäten, die wir gerne zeigen würden. Wir arbeiten daran, diese künftig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.»

Nicht aus vergangenen Zeiten, sondern aus dem Jahre 2021 ist das Modell von Baumhausen. Das fiktive Dorf war von den damaligen Drittund Viertklässlern im Rahmen eines Schulprojektes entworfen, gestaltet und als Modell gebaut worden. Die Schülerinnen und Schüler hatten zuerst einen Zonenplan erstellt, einen Gemeinderat gewählt, Abstimmungen und eine Gemeindeversammlung durchgeführt und Baugesuche eingereicht und geprüft. Die Erfinder und Erfinderinnen von Baumhausen waren im Dorfmuseum anwesend und präsentierten ihr Werk. Dieses bleibt noch für einige Zeit im Museum ausgestellt.


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