Gold für die Interactive Media-Designerin Jessica Wernli

  03.10.2022 Oeschgen

An den diesjährigen SwissSkills in Bern holte Jessica Wernli im Bereich «Interactive Media Design» Gold. Sie stand in Konkurrenz mit elf anderen, die diesen Beruf lernen. Die 22-Jährige ist in Mumpf aufgewachsen, wohnt in Oeschgen und absolviert das vierte Lehrjahr bei der Basler Werbe- und Kommunikationsagentur Kreisvier.

Edi Strub

«Als ich am ersten Wettkampftag die Messehalle in Bern betrat, bin ich fast ein bisschen erschrocken», erzählt Jessica Wernli der NFZ. Es sei ein Riesenbetrieb gewesen. An über hundertvierzig Ständen wurden Berufe und Weiterbildungsmöglichkeiten präsentiert. Sowohl für Lehrstellensuchende wie für Erwachsene. Parallel dazu wurden in einem viertägigen Wettkampf die besten Lehrlinge aus 150 verschiedenen Berufskategorien ermittelt: Köche, Bootbauer, Forstwarte, Geflügelfachleute, Parkettleger, Gleisbauer oder eben zum Beispiel Interactive Media Designer, wie Jessica Wernli eine ist. «Wir bekamen einen Tisch zugeteilt mit einem PC und mussten in vier Tagen drei Aufgaben lösen, die unserer Berufssparte entsprechen.» Und zwar mitten im Tumult der Messehalle. Neben ihr seien die Besucher – Schüler, Lehrer und andere Interessierte – vorbeigelaufen und hätten ihr neugierig auf den Bildschirm geguckt. Mitunter hätten sie auch Fragen gestellt. Das sei nicht immer leicht gewesen. Denn sie musste sich ja gleichzeitig auf die Lösung ihrer Wettbewerbsaufgabe konzentrieren. Ein Teil ihrer Mitkonkurrentinnen hätten sich daher einfach die Kopfhörer über die Ohren gestülpt.

Bei der ersten Aufgabe, für die eineinhalb Tage zur Verfügung standen, ging es darum, ein Screen-Design für eine Tausch- und Schenk-App namens «SW.APP» zu entwerfen. Schön gestaltet, benutzerfreundlich, funktional, smart, umsetzbar. Eine knappe Mehrheit ihrer Mitbewerber seien Frauen gewesen – zwischen 17 und 27 Jahren. Jede und jeder habe natürlich für sich gearbeitet, aber in den Pausen hätten sie sich miteinander unterhalten und gegenseitig Mut gemacht. Gleichzeitig seien sie miteinander im Wettbewerb gestanden.

Schon am Abend des zweiten Tages seien die ersten zwei der elf Mitbewerber aus dem Wettbewerb ausgeschieden. Am dritten Abend, nach Auswertung der zweiten Aufgabe, dann weitere drei. So seien am letzten Tag nur noch sechs der Computer besetzt gewesen. Für jede der gelösten Aufgaben seien Punkte vergeben worden. Erst am Freitagabend auf der Bühne habe sie erfahren, wer dritte, wer zweite und schliesslich wer erste geworden sei; nämlich sie, mit 67.45 Punkten. Dann sei der nächste Tumult ausgebrochen: Gratulationen, Umarmungen, Blumen. Es sei wunderbar gewesen.

Tierpflegerin als erster Berufswunsch
Als sie noch in Mumpf zur Schule ging, habe sie nicht davon geträumt, einmal in einer der renommiertesten Werbeagenturen der Schweiz die Lehre machen zu dürfen. Sie wusste damals nicht einmal, dass es einen Beruf namens «Interactiv Media Designer», kurz IMD, gab. Stattdessen habe sie darüber nachgedacht, Tierpflegerin zu werden. Denn zu Hause hätte sie viele Tiere gehabt – Pferde Hühner, Geissen, Hasen, Meerschweinchen. Tiere hätten damals einfach zu ihrem Leben gehört.

Als es aber ernst wurde mit der Berufswahl, habe sie gespürt, dass sie dafür nicht geeignet sei. Sie sei zu sensibel und zu emotional, um mit kranken oder sterbenden Tieren zu arbeiten. So habe sie sich etwas anderes auswählen müssen. Schon damals habe sie gerne gezeichnet und sich für Kunst interessiert. So habe sie sich in Aarau in einen Vorkurs für Gestaltung eingeschrieben. Dort habe man ihr Auge geschult und ihr die Grundlagen guter Gestaltung vermittelt. Ihre erste Lehre als Webdesignerin habe sie dann aber nach einem Jahr abgebrochen. Sie habe nicht ihren Vorstellungen entsprochen, es sei ihr zu handwerklich, zu wenig gestalterisch gewesen.

Anstehende Lehrabschlussprüfung
Kreisvier, die Werbeagentur, für die sie heute arbeitet, begleitet und berät unter anderem Coop bei der Entwicklung von neuen Ladenkonzepten, Produktelinien, Zeitungen und Broschüren. Gegenwärtig arbeitet Kreisvier auch am Neuauftritt von Jumbo, nachdem dieser rechtlich in die Bau+Hobby von Coop integriert wurde. Andere Kunden sind der Kanton Basel-Stadt, Basel Tourismus, Roche und viele mehr. Eingespannt in diese Arbeit wird Jessica Wernli zum Beispiel bei der Gestaltung und Animationen von Werbebannern. Bewegte Werbung bringt mehr Aufmerksamkeit und damit bessere Wirkung als zum Beispiel statische Plakate. Vor allem junge Leute springen auf solches an. Und Jessica Wernli findet es spannend, solche Dinge zu kreieren.

Jessica Wernli ist nun im 4. Lehrjahr und arbeitet bereits auf die Lehrabschlussprüfung hin. Auch dort wird sie unter Zeitdruck gewisse Aufgaben zu lösen haben. «Der SwissSkills-Wettbewerb war ein gutes Training für das. Man lernt mit Stress umzugehen und ich habe die Zuversicht gewonnen, dass ich auch die Lehrabschlussprüfung gut hinkriege.» Nachher hofft sie, bei Kreisvier weiter arbeiten zu können. Es herrsche eine lockere Stimmung in diesem Betrieb, die Leute hätten sie vom ersten Tag an unterstützt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote