«Die Disziplinen wechseln, das gefällt mir»
12.08.2022 HerznachLucia Acklin – ein Fricktaler Talent will an die Weltspitze
Mit Gold im Siebenkampf am Olympischen Festival der europäischen Jugend (EYOF) sorgte die Herznacherin für Furore. 2028 möchte die heute 15-Jährige, die aus einer erfolgreichen Sportlerfamilie kommt, an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Geht man bei den Acklins vom Flur ins Wohnzimmer fällt einem das spinnennetzförmige Treppengeländer ins Obergeschoss ins Auge. Darin eingearbeitet die Olympische Silbermedaille des Vaters von den Spielen in Lillehammer. Das prägt sich bei Lucia ein, inspiriert und motiviert ist sie auf dem besten Weg zu einer internationalen Sportkarriere. Den ersten Schritt hat sie mit Sieg im Mehrkampf bei den EYOF-European Youth Olympic Festival in Banská Bystrica gemacht.
Sport spielt also in der Familie Acklin eine grosse Rolle. Das Talent wurde der noch 15-Jährigen in die Wiege gelegt. Vater Guido war neben seiner internationalen Karriere als Bobanschieber ebenso wie Mutter Doris im Mehrkampf unterwegs. Der ältere Bruder Curdin betreibt Volleyball mehr als nur als Hobby. Lucia ist seit Herbst 2015 Mitglied beim LV Fricktal, erlebte die Leichtathletik von der Kindergruppe an und feierte ihre ersten Erfolge beim UBS-Kids Cup. In Banská Bystrica unterstützten sie Eltern und Freunde vor Ort.
Götzis als Magnet
Die Herznacherin schätzt die Abwechslung im Training und im Wettkampf. «Im Mehrkampftraining wechseln sich die Disziplinen ab, das gefällt mir. Deshalb habe ich früh mit Mehrkampf begonnen», so Lucia die, von Götzis fasziniert, das legendäre Weltklassemeeting einmal nicht nur als Zuschauerin miterleben möchte. Seit Herbst wird sie von Liliane Leimgruber behutsam betreut und in Richtung Spitze geführt. Durch die Kontakte ihrer Trainerin konnte Lucia bereits an Trainingslagern der Österreicherin Verena Mayr teilnehmen, erlebte hautnah wie eine Weltklassemehrkämpferin lebt und trainiert. Auf ein Foto mit Olympiasiegerin Nafisatu Thiam ist sie besonders stolz.
Kämpfen bis zum Schluss
Diese Erfahrungen halfen Lucia bei ihrem ersten grossen internationalen Wettkampf besonders als es knapp wurde. Nach dem erfolgreichen Qualifikationswettkampf in Frauenfeld, der sie mitten in die Weltklasse ihrer Altersgruppe katapultierte, stand nach einem Bänderriss beim Postholen zunächst Reha statt Training auf dem Programm. Der erst zweite Siebenkampf ihrer Karriere war eine Punktlandung ohne Vorbereitungswettkämpfe. Der Einstieg mit 14,05 Sekunden über die Hürden war nahe ihrer Bestleistung, ebenso wie der Hochsprung, bei dem sie mit übersprungenen 1,59 Meter dennoch Reserven hat. Super lief es mit einer neuen Bestleistung von 13,54 Metern mit der Kugel, während sie über 200 Meter in 25,44 Sekunden den Trainingsrückstand spürte. Am zweiten Tag übernahm sie nach 5,69 Metern in ihrer Paradedisziplin, dem Weitsprung, erstmals die Führung, die sie im Speerwurf mit 37,67 Metern noch leicht ausbauen konnte.
190 Punkte Vorsprung vor den abschliessenden 800 Metern hört sich nach viel an. Betrachtet man die Bestleistung Lucias mit 2:29 Minuten und die ihrer härtesten Konkurrentin Viola Hambidge aus Estland mit 2:11 Minuten weiss man, das Gold schwierig zu erreichen ist, denn Lucia durfte nur maximal 13 Sekunden verlieren. Mit grossem Kampfgeist stellte sich Lucia der Aufgabe, lief mit 2:26,90 Minuten persönliche Bestleistung und 5416 Punkten zur EYOF-Goldmedaille (die NFZ berichtete).
Ab Mitte August wechselt Lucia an die Sportschule der Alten Kanti Aarau. Dort kann sie in den nächsten fünf Jahren Schule und Training optimal verbinden und weiter mit ihrer Trainerin an ihrem grossen Traum arbeiten. «Ich möchte 2028 an den Olympischen Spielen teilnehmen.» Irgendwann eine Medaille im Siebenkampf zu gewinnen ist ihr Traumziel, dann wird wohl das Treppengeländer im Hause Acklins neu gestaltet. (mgt)