«Gartenkind»: Zurück zu den Wurzeln
08.04.2022 GewerbeIn der Erde buddeln, Kräuter pflücken oder Beeren naschen: Im Aargau gibt es acht Gärten, wo sich Gartenkinder austoben können – wie in einer Ecke des neu gestalteten Rosengartens in Zofingen oder auf einem Bauernhof in Beinwil am See. Das Kulturprozent der Migros Aare unterstützt das Projekt «Gartenkind» von Bioterra.
Text: Pia Schüpbach
Bilder: Natacha Salamin / Bioterra
Gärtnern ist Alice Sommers (36) grosses Hobby. «Schon als Kind hat mich das fasziniert.» Die Liebe zu Pflanzen und Tieren lebt sie in ihrem eigenen Garten in Zofingen aus. Diesen hat sie so naturnah wie möglich angelegt. «Die Freude an der Natur und deren Vielfalt», genau das möchte sie ihren eigenen vier Kindern weitergeben. Und ganz vielen Gartenkindern dazu.
Gemeinsam mit der Stadt Zofingen und einem Verein wertet Alice Sommer in den kommenden Monaten den Rosengarten in Zofingen mit seinen rund 9000 Quadratmetern auf «zu einem biodiversen Begegnungsort für alle Generationen». Auf rund 70 Quadratmetern plant der Verein auch eine Ecke, wo Kinder in Saisonkursen von Frühling bis Herbst in der Erde buddeln, Gemüse und Blumen säen und ernten können. «Wir möchten gemeinsam Rüebli, Salat, Kartoffeln, Bohnen und Erbsli anpflanzen und die Beete pflegen.» Sie ist selbst gespannt, wie das Gemüse wachsen wird. «Bisher gab es das ja noch nicht in dieser Erde.» Gleich neben dieser Ecke können Klein und Gross im sogenannten Naschgarten Beeren pflücken oder einen Apfel frisch ab Baum essen. Bevor Alice Sommer ihren ersten Saisonkurs mit drei gartenbegeisterten Kolleginnen leiten wird, wird sie noch einen Einführungskurs belegen bei Bioterra.
Mit dem ersten Saisonkurs für Gartenkinder geht es in Zofingen los am 26. April. Weitere Kurse gibt es an sieben anderen Standorten im Kanton Aargau (siehe Box links) – so auch auf einem Bauernhof in Beinwil am See. Dort wird ab April Leiterin Naemi Weber mit ihren Gartenkindern Gemüse wie Zucchetti, Kürbis oder Gurken vorziehen, um sie später in die Gartenbeete zu setzen. Ab Mai kommt weiteres Gemüse direkt ins Freibeet. «Wir können das Gemüse hegen und pflegen und beim Wachsen beobachten.» Und nach der Ernte dürfen die Gartenkinder das Gemüse mit nach Hause nehmen. Zudem sollen sie in Beinwil am See auch Getreide mahlen und daraus Brot backen sowie Obstsaft pressen können. Die Nachmittage möchte die 31-jährige Naemi Weber «möglichst erlebnisnah gestalten». Dazu gehört auch, dass «Hühner frei übers Gelände spazieren werden». Auf dem Hof werden die Kinder zudem Ponys und Rinder streicheln können. Ob in Beinwil am See, Zofingen oder an den anderen Standorten: Für Gartenkinder gibt es Spannendes zu sehen, zu erleben und zu tun.
Saisonkurse
Kinder pflegen in ihrer Freizeit unter fachlicher Anleitung ihre eigenen Beete von Frühling bis Herbst. An folgenden Standorten finden Gartenkinder Gärten: Beinwil am See, Brugg, Zofingen, Vordemwald, Lenzburg, Ennetbaden, Friedlisberg, Buchs. Dort säen, pflanzen und pflegen sie Gemüse, Kräuter und Blumen. Die Kurse dauern eineinhalb bis zwei Stunden und finden während der Schulwochen statt. Die Ernte dürfen die Kinder mit nach Hause nehmen oder sie wird vor Ort verarbeitet. Das Angebot richtet sich an Kinder ab der 1. Klasse. Mehr Informationen unter bioterra.ch/gk-saisonkurse
Aufblühen im Garten
In den acht Biogärten im Aargau sollen Gartenkinder erleben, wie die Kreisläufe der Natur funktionieren, sie lernen Pflanzen und Tiere kennen und entwickeln Verantwortungsbewusstsein für den Erhalt der Biodiversität. Durch das Pflegen des eigenen Gemüses erhalten sie einen Bezug zu gesunden und schmackhaften Lebensmitteln. Sie erfahren, wie viel es braucht und wie lange es dauert, bis ein Nahrungsmittel herangewachsen ist. Und sie lernen, dass nicht alles Gemüse zur selben Zeit erntereif ist. Durch die Kinder und die Gartenkind-Angebote setzen sich gleichzeitig auch erwachsene Bezugspersonen mit Gemüsearten, deren Saisonalität und Verarbeitung auseinander. Sie werden zudem für mehr Biodiversität im eigenen Umfeld sensibilisiert. (nk)