Kraftwerk verschoben – Brücke gerettet
16.03.2022 SteinIn Stein gab es Pläne für den Abbruch des alten Übergangs
Die alte Holzbrücke zwischen Stein und Bad Säckingen hat schon viel Geschichte geschrieben. Oft wurde sie durch Kriege und Hochwasser zerstört, ebenso oft wieder aufgebaut. Bei den ersten Plänen für das in den 1960er-Jahren erbaute Rheinkraftwerk wäre die Brücke im Weg gestanden.
Susanne Hörth
Kaum vorstellbar, dass vor gar nicht allzu langer Zeit der motorisierte Verkehr den Rhein von Stein nach Bad Säckingen und umgekehrt über die alte, überdachte Holzbrücke überquerte. Seit der Eröffnung der westlich der Holzbrücke gelegenen Fridolinsbrücke im Jahr 1979 dient der alte Übergang ausschliesslich den Fussgängern und Velofahrern. Der historische Übergang erfreut sich bei der Bevölkerung wie auch den Touristen einer grossen Beliebtheit. Wenn auch ein weisser Strich in der Brückenmitte die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland signalisiert, so gehört das Bauwerk nicht beiden Ländern, sondern inklusive Brückenkopfes im schweizerischen Stein der deutschen Nachbarstadt Bad Säckingen; was aber nichts am Stolz auf Schweizer Seite schmälert. Mit über 203 Metern Länge gilt sie als längste gedeckte Holzbrücke Europas und ist zudem in der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung im Kanton Aargau aufgeführt.
Wie alt die Holzbrücke ist, weiss niemand wirklich genau. Bekannt hingegen ist, dass eine Holzbrücke über den Rhein ungefähr an dieser Stelle bereits 1272 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Kriege und Hochwasser zerstörten die Brücke immer wieder, genauso oft wurde sie auch wieder aufgebaut. Den vielen geschichtlichen Dokumentationen zufolge fanden Wiederaufbauten unter anderem in den Jahren 1570 bis 1590, 1650 und 1699 statt.
Spezielle Ingenieurkunst
Dass die heutige, mehrfach sanierte Holzbrücke noch steht, ist nicht ganz selbstverständlich. Davon zeugt auch ein Artikel, den Urs Berger der NFZ zustellte. Der an Geschichte sehr interessierte Eiker ist in seinem Fundus auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1966 gestossen. «Kraftwerk verschoben – Brücke gerettet» so dessen Titel. Der Bericht handelt vom Rheinkraftwerk, das damals kurz vor Bauende stand. Ursprünglich sei der Standort des Kraftwerkes aber weiter stromabwärts, unterhalb der gedeckten Holzbrücke geplant gewesen. Das hätte aber die über 400-jährige Brü- cke gefährdet. Deshalb wurden die Pläne auf Wunsch der Behörden beidseits des Rhein geändert und das Kraftwerk stromaufwärts verlegt. Im Gleichzug mit dessen Bau erhielten die Ingenieure den Auftrag, die sechs Brückenpfeiler tiefer zu gründen und zu ersetzen. Das, weil unterhalb des Stauwehrs das Rheinbett vertieft wurde. Laut Artikel wurde der Auftrag nach einem bis dazumal auf der ganzen Welt noch nie praktizierten Verfahren gemeistert. «Den nun mit Schwarzwälder und Odenwalder Granit verkleideten Pfeilern des historischen Baudenkmals sieht niemand das Kabinettstücklein modernisierter Baukunst an», steht hierzu geschrieben. Rund fünf Jahre dauerten damals diese Arbeiten.