Erste Kinder aus der Ukraine im Unterricht
22.03.2022 Frick, Schule, MöhlinSchulen in Möhlin und Frick gehen unterschiedlich vor
Ob direkte Integration in die Regelklasse oder Aufnahme in den regionalen Integrationskurs – für die ersten Kinder aus der Ukraine hat der Schulalltag im Fricktal bereits begonnen.
Simone Rufli
«Meldet sich bei uns eine Gastfamilie, zeigen wir ihnen unsere Schule und die RIK-Klasse der Oberstufe (Regionaler Integrationskurs; Anm. d. Red.)», erklärt Astrid Zeiner, Schulleiterin und Mitglied der Schulleitungskonferenz Möhlin auf die Frage der NFZ, wie die Schule Möhlin Kinder aus der Ukraine empfängt. Für das weitere Vorgehen sei entscheidend, wie die Kinder und deren Mütter auf die Schule und die Klasse reagierten. «Wenn die Kinder möchten, dürfen sie gleich im Unterricht bleiben, um zu schnuppern», so Zeiner.
Schule gibt Halt
Grundsätzlich würden die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine den Unterricht vorerst so besuchen, wie das für sie machbar sei. «Wir zwingen niemanden zum Unterricht, lassen sie erst mal ankommen und sich im neuen Umfeld einfinden. Wir stellen allerdings fest, dass es den Kindern Freude bereitet und auch Halt gibt, den Unterricht bei uns besuchen zu dürfen.» Wie die anderen RIK-Kinder dürfen auch sie den RIK vorerst für ein Jahr besuchen.
Bisher seien insgesamt acht ukrainische Kinder – sechs aus Möhlin und zwei aus Mumpf – im RIK der Oberstufe aufgenommen worden. Weitere Gruppen, insbesondere auch auf der Primarstufe, seien geplant, so Astrid Zeiner. «Das ist im Moment ein laufender Prozess. Ob eine spätere Integration in Regelklassen nötig wird, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen, möglich ist das sicher.» Unterrichtet werde gemäss Bildungsauftrag. «Selbstverständlich steht als oberstes Ziel das Erlernen der deutschen Sprache. Dies geschieht im Rahmen der Fächer des Lehrplans und individuell auf das einzelne Kind abgestimmt.»
Immer viele Mutationen in Frick
Auch in Frick sind letzte Woche bereits zwei Kinder aus der Ukraine eingeschult worden. Wie Peter Boss, Schulleiter Primarschule und Kindergarten auf Anfrage der NFZ erklärt, sind zwei Brüder eingetreten, der eine in den Kindergarten, der andere in die erste Klasse. Dabei wird, anderes als in Möhlin, auf spezielle Vorkehrungen verzichtet. «An unserer Schule kommt es mit 36 bis 48 Mutationen jedes Jahr zu Veränderungen. Damit können wir umgehen.» Aus Sicht der Schule mache es keinen Unterschied, ob Kinder aus der Ukraine, aus Eritrea oder Kriegsgebieten in Syrien integriert werden müssten. «Was all diese Kinder am nötigsten brauchen, ist Normalität. Ein geregelter Schulalltag mit einem festen Stundenplan und Klassenkameraden», ist Boss überzeugt. Eine Überzeugung, die auf Erfahrung und Beobachtungen gründe. So wie am letzten Mittwoch, als er den ukrainischen Kindergärtler in seine erste Stunde begleitete. «Der Bub hat eine Weile nur beobachtet und nach kurzer Zeit angefangen, ganz selbstverständlich im Spiel der anderen Kinder mitzumachen.»
Übersetzungsdienste angeboten
Auf die Frage, ob der Ukraine-Krieg im Unterricht speziell thematisiert werden müsse, meint der Fricker Schulleiter: «Wir haben den Syrien-Krieg oder die Situation in Eritrea auch nicht speziell thematisiert. Ich bin auch jetzt überzeugt, dass es den Kindern am meisten hilft, wenn sie die Schule einfach wie alle anderen erleben dürfen.» Sprachliche Hürden gäbe es, doch die liessen sich überwinden. Bereits hätten ukrainisch- und russischsprachige Frauen ihre Übersetzerdienste angeboten. «Auch der Kanton verspricht Ressourcen. Die werden wir für zusätzlichen Deutschunterricht einsetzen. Das entsprechende Gesuch ist eingereicht.» Seit der Kanton angekündigt hat, dass der Werkhof A3 für Flüchtlinge aus der Ukraine wieder in Betrieb genommen wird, steht Peter Boss auch in engem Austausch mit der Gemeinde.