Mausen als «Therapie»

  02.02.2022 Gipf-Oberfrick

Oder wie Heinrich Reimann wieder Laufen lernte

Heinrich Reimann hat innert einem Jahr 3500 Mäuse gefangen. Im Gespräch mit der NFZ erzählt der 78-Jährige Gipf-Oberfricker von «Konkurrenten» und dass es früher sogar vollamtlich tätige Mauser gegeben hat.

Bernadette Zaniolo

Mäuse sind für viele Landwirte eine Plage. In nassen Jahren vermehren sich die Nager besser. Wie Heinrich Reimann aus Gipf-Oberfrick erklärt, hätten die Nager im letzten Herbst «viele Häufchen gestossen und eine Verwüstung der Felder angerichtet». Dennoch sieht er nicht eine Vergrösserung der Population, «jedoch sind die Mäuse so gross, wie Ratten». Dies habe eventuell einen Zusammenhang mit dem Mähen der Wiesen, welche aufgrund der Feuchtigkeit erst später gemäht werden konnten und damit die Heuernte verzögert stattfand. Weiter hat er im vergangenen Jahr beobachtet, dass in Neusaaten (vom Frühjahr) bereits im Herbst viele Mäuse aktiv gewesen seien.

Vollamtlich angestellte Mäusefänger
Seit Gedenken werden Mäuse mittels Fallen aktiv bekämpft. «Ich höre von älteren Menschen, dass ihnen der Vater erzählt habe, dass es früher sogar in Gemeinden vollamtlich angestellte Mäusefänger gab», schildert Heinrich Reimann. Der gelernte Maurer ist in einem Bauernbetrieb, mitten im Dorf, aufgewachsen und hat schon als Kind gelernt mit Mäusefallen umzugehen. Während der «Bauerei» und dem Arbeitsleben habe man jedoch zu wenig Zeit, um Mäuse zu «jagen». «Ich wurde erst wieder aktiv, als ich wieder laufen lernen musste», erklärt der Gipf-Oberfricker, der bei der Kirschenernte von einer Leiter stürzte. Es sei nicht im letzten Jahr gewesen, dass er 3500 Mäuseschwänze abgegeben habe. «Das liegt schon einige Jahre zurück, dass ich so viele Mäuse innert einem Jahr fing», so Reimann. «Nein, heute muss man nicht mehr auf den Boden knien, um die Fallen zu stellen», entgegnet er der verwunderten Frage der Redaktorin, wie das dem Laufen förderlich sein könnte. Reimann besitzt 60 Fallen, sogenannte Topcat-Mausefallen. Diese würden in den Boden gesteckt. Ein Hobby müsse zwar nicht rentieren merkt er an, aber mit 59 Franken pro Falle sei die Investition schon gross. «Hygiene ist sehr wichtig bei dieser Arbeit mit den Nagern», betont der Gipf-Oberfricker. Und ergänzt: «Ich trage dabei Handschuhe, ebenso sind Wasser und Seife für die Hände immer mit dabei.»

Eher ungünstig
Heinrich Reimann gibt sein Wissen zu Mäusen und den Fallen gerne weiter. So hat er zweimal als Kursleiter beim Ferienspass der Region Frick mitgewirkt. Diese würden jedoch im Sommer stattfinden. «Dann ist es von der Jahreszeit beziehungsweise von der Witterung her eher ungünstig», gibt er zu Bedenken. Und wenn das Gras hoch ist, «versuche ich das Betreten der Wiesen zu lassen». Ein paar Tage nach dem Grasschnitt seien die Mäuse jedoch aktiv und dann sei eine gute Gelegenheit. Dann bekommt er jeweils von den Bauern einen Anruf. Reimann rät dringend davon ab, die Mausefallen über Nacht im Boden zu lassen. Die erlegten Nager werden von den Greifvögeln, zum Teil direkt hinter ihm, vom Feld geholt. «Der Fuchs räumt nachts dann ganz auf mit den erlegten Tieren.» Er sei jedoch noch nie von einem Greifvogel attackiert worden, antwortet der Gipf-Oberfricker auf die entsprechende Frage.

Mäuse auf Wanderschaft
Jetzt im Winter ist Reimann mit Holzerarbeiten beschäftigt. Im Frühling und Herbst geht er öfters auf die «Mäusejagd». Er schildert der NFZ, dass die Laufzeit der Mäuse von zirka 10.30 bis zirka 13 Uhr und abends von etwa von 18.30 bis 19.30 Uhr stattfinde. Reimann bringt die Fallen nicht täglich aus, doch wenn er tätig ist, dann ist er morgens um 8.30 Uhr auf dem Feld und bleibt bis am Abend dort.

Er sagt auch, dass er während dieser Zeit die Fallen mehrmals kontrolliere. «Man hört sie auch zuschnappen», so Reimann weiter. Somit werden die Fallen während seines «Arbeitseinsatzes» teilweise mehrmals gestellt.

Schafe und Vieh eine gute Hilfe
Gemäss dem früheren Grossrat und Bauernverband-Mitarbeiter Josef Boutellier aus Gansingen sind Schafe eine «gute Hilfe» bei der Mäusebekämpfung. Wie das Vieh würden auch die Schafe die Gänge der Nager «zertrampeln».

Mäuse wüssten sich sehr gut vor Greifvögeln zu schützen, vor allem unter Bäumen und im Winter nahe am Stamm. Boutellier hat 1974 eine Neubepf lanzung von Hochstamm-Bäumen (Kirsch-, Apfel-, Birnen vor allem aber Zwetschgen-Bäume) vorgenommen. In den nicht ökologisch ausgewiesenen Flächen setzt er seit ein paar Jahren von Frühling bis Herbst die Schafe eines Bekannten ein. «Damit habe ich den meisten Erfolg. Sie halten das Gras nieder und sie weiden bis zum Stamm hin.»

Ein natürlicher Feind der Nager sind auch Graureiher. «Ich konnte kürzlich zwei Graureiher in meiner Anlage sichten», sagt Boutellier. Nebst natürlicher «Mäusebekämpfung» muss auch er ab und zu anderen Mitteln greifen. Er setzt dann ein Gas erzeugendes Mittel ein.


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