«Kino für die Ohren» begeisterte das Publikum

  15.02.2022 Jugend, Musik, Rheinfelden

Die Jugendsinfonie Fricktal liess die Herzen der Kinofans höherschlagen

Zwei Jahre mussten sie warten, die jungen Musikerinnen und Musiker der Jugendsinfonie Fricktal. Nun durften sie endlich wieder auftreten. Am Wochenende begeisterten sie bei zwei Konzerten in Rheinfelden und Möhlin.

Birgit Schlegel

«Wir haben schon etwas gebibbert, ob wir überhaupt wieder auftreten dürfen», meinten Moritz Essling und Jonas Ammann in ihrer Moderation zu Beginn des Konzertes. Die grosse Erleichterung war sodann bereits in den ersten Takten zu hören. Mit einem starken Paukenwirbel und einem grossen Crescendo in bestem 60-er-Jahre-Sound stürzte sich Dirigent Ed Cervenka mit seinem Ensemble in ein Filmmedley von Henri Mancini und zeigte in diesen Melodien bereits die ganze Bandbreite an hohen Qualitäten, welche sein noch junges Sinfonieorchester zu bieten hat. Unermüdlich begleitete die Bassgruppe die hohen Holzbläser im «Baby Elephant Walk», zart und weich gestalteten die Geigen und Bratschen im Unisono mit der Oboe das Hauptthema des Krimiklassikers «Charade». Das obligate Fingerschnipsen in «Pink Panthers»-Intro leitete über zu Mancinis wohl bekanntester Melodie, welche mit kleinen Glissandi und Flatterzunge in den Flöten und Klarinetten witzig abphrasiert wurde. Und nachdem die Celli im romantischen langsamen 4/4-Takt zu «Die Tage des Weines und der Rosen» schwelgten, schlug die Perkussions- und Brass-Section im finalen «Peter Gunn» in scharfer Big Bandmanier zu. Was für ein fulminanter Konzertbeginn!

«Wir konnten uns absolut nicht vorstellen, ob überhaupt schon wieder Publikum an die Konzerte kommen würde. Wenn ich nun aber in den Saal schaue, sehe ich so viele strahlende Augenpaare», freute sich die Präsidentin Kim Seger. Ihre Bedenken waren unbegründet, denn der Rheinfelder Bahnhofsaal war nahezu voll besetzt. Neben ihrer ganzen Organisation im Vorfeld liess sich die junge Präsidentin nicht davon abhalten, im Konzert zusätzlich als Solistin aufzutreten. Denn als Mitwirkende im Orchester brillierte sie in «Schindler›s List», mit einem Solo für Violine. Sehr zurückhaltend wurde sie begleitet, konnte dadurch der Melodie die nötige Schwere und Traurigkeit geben und ihrem Instrument volle Vibrati entlocken.

Die grösste musikalische Herausforderung an diesem Abend war wohl Johann Strauss› «Kaiser-Walzer». Denn, was so leicht daherkommt, ist in der Tat höchst anspruchsvoll. Ausdauer und Konzentration, die es im Opernball zum Walzertanzen benötigt, wird auch von jedem einzelnen Musiker abverlangt. Virtuosität bei den Violinen ist gefragt, unzählige Nachschläge in den Mittelstimmen und im Schlagwerk sind zu spielen. Tonartwechsel gilt es in dieser scheinbar endlosen Aneinanderreihung von Walzermelodien zu bewältigen, und dabei darf sich keine Müdigkeit einstellen, damit die Leichtigkeit auf dieser langen Strecke nicht verloren geht. Die Jugendsinfonie Fricktal bewältigte dieses Werk bravourös. Es wäre keine Überraschung, wenn die jungen Musikerinnen und Musiker im Konzertanschluss beim Aufräumen den einen oder anderen Walzerschritt einsetzen würden.
Dass die Musik der Star Wars-Filme den jungen Orchestermitgliedern etwas vertrauter ist, war gut zu hören. Und manch einem Zuhörer wurde es bei der Fanfare des so berühmten Vorspanns wohl warm ums Herz. Da war der Klang der Bläsersätze wieder voll und strahlend, die Streicher mit starker Bogenführung sehr präsent und das Schlagwerk scharf und präzise.

Nach dem letzten Programmpunkt – den musikalische Themen aus dem Computerspiel «Undertale» – wurde die Jugendsinfonie Fricktal unter der Leitung von Ed Cervenka mit begeistertem Applaus entlöhnt. Während rund neunzig Minuten haben sie ein farbenreiches und technisch hochstehendes Konzert geboten, welches sie in kurzer, aber intensiver Projektarbeit entstehen liessen. «Game over»? Keineswegs! Das Publikum erhielt als Dank für ihren grossen Applaus mit Impressionen aus Hans Zimmers «The Rock» eine zusätzliche Levelstufe geschenkt. Man kann nur hoffen, dass dieses Projektorchester noch lange eine Fortsetzung findet und es auch weiterhin finanziell grosszügig unterstützt wird, deckt es doch einen Bereich ab, der bis anhin im regionalen Kulturgeschehen sträflich vernachlässigt wurde.

www.jugendsinfoniefricktal.ch


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