Wo Erholung zu Konflikten führt…
28.01.2022 Frick…da will der Jurapark die Nutzung lenken
Immer mehr Menschen entdecken die nahe Umgebung für ihre Erholung. Das führt zu einer Zunahme an Konflikten. Mit einer Erholungsplanung will der Jurapark lenkend eingreifen. Am Mittwochabend wurde das Konzept in der neuen Parkgemeinde Frick vorgestellt.
Simone Rufli
«Es ist Zeit, die Öffentlichkeit mit der Ausgangslage, der Idee und den Grundzügen der Erholungsplanung vertraut zu machen», meinte Jurapark-Geschäftsleiterin Christine Neff und Park-Präsident Thomas Vetter stellte fest: «Erholung ist ein Thema, das uns alle beschäftigt.» Anderthalb Stunden später gab er den gegen 40 in der Mehrzweckhalle 1958 versammelten Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Anspruchsgruppen – darunter Vertretern von Gemeinden, Regionalplanungen, der Jagd und der Abteilung Wald des Kantons – und den online Teilnehmenden, den Rat mit auf den Weg, einander zu respektieren. Es gehe darum, nicht nur die eigenen Interessen für wichtig zu halten, sondern Schritte aufeinander zu zu machen. «Das ist kein einfacher Weg, aber je mehr eingebunden sind, umso besser wird es», so Vetter. Um möglichst viele Rückmeldungen auf die bisher erarbeiteten Grundlagen zu erhalten, wird von Ende Februar bis Ende März auf der Webseite des Juraparks ( jurapark-erholungsplanung.ch) eine Online-Vernehmlassung aufgeschaltet.
Bedarf an Koordination
Die Zielgruppe am Mittwoch war deshalb klar die breite Öffentlichkeit, die Flughöhe bewusst hoch, wie die Referenten betonten. Zusammen mit Projektleiterin Lea Reusser erläuterte Christine Neff Sinn, Zweck und Fahrplan der aufgegleisten Erholungsplanung anhand von Beispielen. Es gehe darum, Biker, Wanderer, Reiter und alle anderen Leute, die Erholung suchen, aneinander vorbei und mit der Natur in Einklang zu bringen. «Erholung im Jurapark ist im Trend» so Neff «und zwar im ganzen Parkgebiet.» Das liege an der Lage des Parks zwischen den Ballungsräumen. «Es besteht ein ausgewiesener Bedarf an Koordination der Naherholungsaktivitäten.» Der Jurapark habe sich deshalb vor rund drei Jahren zum Ziel gesetzt, eine Grundlage zu schaffen, um den Erholungsraum proaktiv zu gestalten. Dazu wurde eine Kartengrundlage als Entscheidungshilfe für die Planung geschaffen. Mit dem Ziel, so Neff: «Gewisse Räume zu entlasten, indem Aktivitäten in anderen Räumen konzentriert werden. Es geht um eine Lenkung und Steuerung der Nutzung und nicht darum, zusätzliche Nutzung aktiv zu fördern» betonte die Geschäftsleiterin. Der Kanton Aargau unterstützt das Vorhaben von Beginn an ideell und auch finanziell. Die zentrale Frage sei: Welche Räume eignen sich für welche Nutzung? Checklisten und Kartenmaterial sollen die Kommunikation darüber erleichtern. Unter den Begriff Naherholung falle ein Aufenthalt zwischen zwei und fünf Stunden in einem Gebiet, das zu Fuss oder mit Velo in nützlicher Frist erreichbar sei. In die Naherholung involviert sind der Kanton bei Bauten ausserhalb der Bauzone sowie die Gemeinden als bewilligende Behörde. «In den Gemeinden entstehen oft auch die Initiativen für neue Nutzungen und Angebote», so Neff. Ausschlaggebend seien oftmals Vereine oder Interessensvertreter aus Kreisen von Land- und Forstwirtschaft, aus der Jagd und der Biker-Szene. Die Rolle des Juraparks sei es, das Erholungskonzept zur Verfügung zu stellen, zu unterstützen, zu koordinieren und wo nötig und möglich Nutzungskonflikte zu entschärfen.
Unterstützung vom Kanton
Am Beispiel eines Investors, der einen naturnahen Campingplatz erstellen und betreiben möchte, an Bikern, die Trails wünschen und gemäss kantonalem Waldgesetz doch nur auf Waldstrassen unterwegs sein dürften, erläuterte Lea Reusser, was an einzelnen Schritten alles nötig ist, bis die notwendigen Installationen, Zonenplanänderungen, Bedarfsabklärungen und weiteren Verfahrensschritte durchlaufen sind. Noch fehle zum Beispiel beim Kanton eine Stelle, die sich des Themas Erholung annehme, so Reusser. «Das Problem ist aber erkannt und der Kanton bietet Unterstützung über die Abteilung Wald.»
Nach Interviews im Sommer 2020, einer Auslegeordnung, einem ersten Konzept-Entwurf, Workshops und einer ersten Vernehmlassung im letzten Herbst, geht es Ende Februar bis Ende März nun darum, möglichst viele Interessierte in der Online-Vernehmlassung zu Wort kommen zu lassen. Im April sollen die Rückmeldungen dann ins Konzept eingearbeitet werden und im Mai die Publikation fertiggestellt werden.