Der «Hirschen» war sogar ein Hotel

  26.01.2022 Kaisten

Die Gastronomie hat in Kaisten einige Spuren hinterlassen

In der losen NFZ-Serie über Gasthaus-Geschichten in den Fricktaler Gemeinden richtet sich der Blick dieses Mal auf Kaisten. Von der Sommerwirtschaft, über die «Pinte», zum «Adler», weiter zum «Hirschen» bis hin zum «Cassiopaia» führt der Weg durch Zeit und Raum.

Susanne Hörth

Der Gang durch die Gastronomiegeschichte von Kaisten wiederspiegelt auch die Veränderungen des dörflichen Leben. So macht die erste Erwähnung eines Restaurationsbetriebs im Dorf gleichzeitig auf die damalige Grundherrschaft des Stifts Säckingen aufmerksam. Das Stift war es, das um 1560 herum das erste Tavernenrecht einem Kaister Bürger verliehen hatte. In der Chronik «Kaisten unser Dorf» wird vermutet, dass es sich bei dem Betrieb um den späteren «Adler» gehandelt hat. Es vergehen mehr als 200 Jahre bis Kaisten mit dem Gasthof Hirschen ein weiteres Restaurant erhält. Auf dessem Hausfassade prangte neben «Gasthaus z. Hirschen» in ebenso grossen Lettern «Hotel du Cerf». Was wiederum auf die wenigen vorhandenen Fremdenzimmer verwies. Später verfügte der «Hirschen» auch noch über einen Tanzboden. Laut der Kaister Dorfgeschichte hatte es die Gastronomie im 19. Jahrhundert nicht einfach. Im ehemaligen Rebbaudorf besassen viele Einwohner eigenen Wein. Warum also dafür in die «Beiz» gehen und Geld ausgeben? Dann waren da ja auch noch die temporär betriebenen Eigengewächsbetriebe, die den bestehenden Restaurants das Überleben schwermachten.

Das Ende zweier Betriebe
Die Ära des «Hirschens» sowie jene des «Adlers» endete 1989, beziehungsweise 1992. Für eine kurze Zeit wurde der «Hirschen» sogar zu einem Politikum. Um ihn als Wirthaus zu erhalten, beschloss der damalige Gemeinderat mit Zustimmung der Gemeindeversammlung 1994 den Kauf der Liegenschaft. Ein daraufhin zustandegekommenes Referendum sorgte 1995 für eine Wiederholung der Abstimmung, dieses Mal an der Urne. Hier erlitt das gemeinderätliche Begehren Schiffbruch. Der Eigentümer liess daraufhin in die imposante Liegenschaft an der Kaister Hauptstrasse zwölf Wohnungen einbauen.

Im Gegensatz zum «Hirschen», dessen Gebäude erhalten geblieben ist, wurde der «Adler» abgebrochen. An dessen Stelle entstand ein Mehrfamilienhaus mit Arztpraxis. An den «Adler» erinnert nur noch das Vogelrelief an der Hausfassade.

Die Planungen für ein neues Quartier im Mitteldorf waren gleichzeitig auch der Beginn für das Ende des «Gambrinus». Mittlerweile ist der Gebäudeteil, in welchem das Restaurant untergebracht war, abgerissen. An seiner Stelle schon weit fortgeschritten ist der Bau eines der Mehrfamilienhäuser der neuen Überbauung Mitteldorf. Mitte der 1830-Jahre startete die Geschichte des «Gambrinus» als Pintenwirtschaft. Aus der Speisewirtschaft Pinte wurde dann das Restaurant Rohrer, welches später in «Gambrinus» umbenannt wurde. Im Juni 2018, 185 Jahre nach der Eröffnung, endete die Geschichte des «Gambrinus».

Etwas mehr als zwei Jahrzehnte dauerte die 1988 begonnene Geschichte des Café-Restaurants Eichhörnli. In den Räumlichkeiten hinter dem imposanten Rehmann-Brunnen befindet sich heute eine Secondhand-Boutique für Kinderkleider und Spielsachen.

Bereits zwei Jahrhundertwenden liegen hinter dem Restaurant Warteck an der Hauptstrasse. Es hat schon einige Wirtewechsel hinter sich, behauptet sich aber bis heute. Gleiches gilt auch für das Restaurant Rütihof. 1917 wurde es als Sommerwirtschaft bewilligt. 1957 brannte die Liegenschaft nieder. Das Restaurant wurde daraufhin auf den Heuberg verlegt, wo es sich heute noch befindet.

Neben dem «Warteck» und dem «Rütihof» darf Kaisten stolz sein auf zwei weitere Restaurants. Das «Cassiopaia» an der Hauptstrasse ist ein beliebter Treffpunkt. Gegenüber der Dreifachsporthalle ist das kleine Speiserestaurant «Laurus». Es hat sich längst zum Geheimtipp für Geniesser entwickelt. Im Kaister Ortsteil Ittenthal befindet sich ein weiteres Restaurant. Viele Jahre lang wurde es als «Sonne» geführt. Letztes Jahr wurde es von zwei Brüdern neu gepachtet und als «Lokal No. 5» im September neu eröffnet (die NFZ berichtete). Schon wenige Wochen später schlossen die Türen des Gasthauses wieder. Wann und ob sie wieder aufgehen, wird die Zukunft zeigen.


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