«Ich bin eine Präsidentin für alle»
06.01.2022 Gipf-OberfrickElisabeth Burgener übernimmt das Grossratspräsidium
Grossratspräsidenten konnte der Bezirk Laufenburg noch nicht viele stellen. Bisher hatte aus dem oberen Fricktal auch noch keine Frau dieses Amt inne. Das ändert sich nun. SP-Politikerin Elisabeth Burgener aus Gipf-Oberfrick präsidiert das Kantonsparlament in diesem Jahr.
Susanne Hörth
Im Jahr 2007 hat Elisabeth Burgener ihr Amt als Grossrätin angetreten. Die politische Arbeit der Gipf-Oberfricker SP-Frau erreicht in diesem Jahr nun einen Höhepunkt. Sie wird als erste Frau aus dem Bezirk Laufenburg das Grossratspräsidium übernehmen. «Es ist eine von vielen Rollen, die ich 2022 haben werde und die ich gerne ausfülle», freut Elisabeth Burgener sich auf ihr Präsidialjahr. Ein Jahr, in dem ihr auch wichtig ist: «Ich möchte Frauen ermutigen und motivieren in die Politik einzusteigen; junge Frauen, aber auch Frauen im mittleren Alter. In unserer ländlichen Region sind wir da etwas mehr gefordert, da uns oft die Jungen fehlen, die für ihre Ausbildungen wegziehen. Darum brauchen wir Frauen und Männer, die neben Familie und Beruf, sich auch politisch engagieren möchten.» Dass hierzu einiges passen muss, ist sie sich sehr wohl bewusst. Sie selbst sei bereits vom Elternhaus für ihr politisches Engagement ermutigt worden. Auf die Unterstützung im familiären, privaten Umfeld sowie vom Arbeitgeber zählen zu können, erfüllt sie mit Freude. «Und ich habe eine Partei, die mir die Möglichkeit gab, in diese Rolle hineinzuwachsen.» Als Grossratspräsidentin mit viel Erfahrungshintergrund stehe sie gerne hin für diese Themen. «Und ich versuche, für die politische Arbeit zu begeistern. Es kann einem nämlich wirklich ‹de Ärmel ineneh›.»
Ein Korb voller Aufgaben
Zu den Hauptaufgaben des Grossratspräsidiums gehört die Leitung der Parlamentssitzungen. «Mit dem Ziel, dass wir engagierte Debatten mit konstruktiven Lösungen haben», so Elisabeth Burgener. Als Repräsentantin des Kanton Aargau wird sie oft unterwegs sein. «Ich habe schon einige Einladungen, an denen ich eine Grussbotschaft überbringen werde. Ein Höhepunkt wird der Marché Concours im August in Saignelégier sein, wo der Aargau als Gastkanton dabei sein wird.»
Der regelmässige Austausch unter den Grossrätinnen und Grossräten – «insbesondere in der momentanen Zeit» – liegt ihr ebenfalls sehr am Herzen. «Es gibt einen zeitlichen Spielraum, den ich selbst gestalten kann. Den nutze ich gern. Ich habe für die Grossrätinnen und Grossräte an elf grossratsfreien Dienstagen ein Programm zusammengestellt, für das sie sich anmelden können.»
Elisabeth Burgener kennt man auch als eine Frau, die sich stark für bildungs- und sozialpolitische Themen einsetzt und entsprechend agiert. Während ihres Präsidialjahres hat sie aber eine klare Haltung: «Ich bin eine Präsidentin für alle und werde mich inhaltlich nicht in Sachgeschäfte einmischen und auch keine Vorstösse einreichen.»
«Ich möchte in diesem Jahr Werbeträgerin für unser Demokratie sein»
SP-Grossrätin Elisabeth Burgener übernimmt für das Jahr 2022 das Grossratspräsidium. Eine Aufgabe, auf die sich die Gipf-Oberfrickerin bereits während ihrer Vizepräsidentschaft vorbereiten konnte. Sie freut sich auf die verschiedenen Rollen, die sie während des Präsidialjahres wahrnehmen kann.
Susanne Hörth
NFZ: Frau Burgener, nimmt durch das Grossratspräsidium der zeitliche Aufwand für Ihre politischen Aufgaben zu?
Elisabeth Burgener: Selbstverständlich wird der Hauptfokus für mich 2022 das Grossratspräsidium sein, und es wird sicher eine strenge Zeit. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die ganzen Vorbereitungen, die mich 2021 beschäftigten. Ein Vorteil ist sicher, dass ich mich gut organisieren kann. Ich investiere viel Zeit, aber ich mache das sehr gerne und geniesse es auch. Wie sagte mal eine Altgrossratspräsidentin zu mir: es ist etwas Einzigartiges und Magisches so ein Präsidienjahr.
Sie haben es angesprochen. Als Vizepräsidentin im vergangenen Jahr haben Sie schon etwas Erfahrungen machen können. Ist dieses Vorbereitungsjahr von Vorteil?
Unbedingt. Es ist aber nicht nur ein Jahr, sondern es sind zwei Vizepräsidienjahre, um die ich sehr froh war. Ich habe viel profitiert und gelernt. Die Zusammenarbeit mit Edith Saner, Präsidentin 2020, und Pascal Furer, Präsident 2021, war und ist gut. Insbesondere in der momentanen Krisenzeit, in der wir uns befinden, ist es sehr wichtig, dass wir als Team gut funktionieren.
Bildungs- und Sozialpolitik waren und sind Ihnen stets sehr wichtig. Können Sie sich trotz der Aufgaben als Grossratspräsidentin dafür stark machen?
Ich bin eine Präsidentin für alle und werde mich inhaltlich nicht in Sachgeschäfte einmischen und auch keine Vorstösse einreichen. Schon 2021 habe ich mich zurückgehalten und war auch nicht mehr Mitglied einer Kommission. Ich habe jetzt eine andere Rolle. Selbstverständlich stimme ich, wie alle Ratsmitglieder ab und könnte bei einem Unentschieden den Stichentscheid fällen. Ich bin gespannt, ob es mal diese Situation geben wird.
Dennoch soll man Sie auch spüren…
Natürlich hoffe ich auch, dass 2022 spürbar wird, dass ich mit meinen Werten und Überzeugungen Präsidentin bin. Beim Programm für die Grossrätinnen und Grossräten, das ich zusammenstellen durfte, habe ich zum Beispiel das ausgewählt, was ich interessant finde und gerne näher kennenlernen möchte. So setze ich da und dort natürlich Zeichen. Was ich auch noch als wichtig erachte: ich übernehme als Grossratspräsidentin eine ganz bestimmte Aufgabe und Rolle innerhalb unseres demokratischen Systems, von dem ich durch und durch überzeugt bin. Ich möchte in diesem Jahr «Werbeträgerin» dafür sein. Unserer Demokratie, mit all den verschiedenen Ebenen und den Parteien, gilt es Sorge zu tragen. Es ist manchmal kompliziert und vielschichtig, aber es ist ein sehr hoher Wert.
Die geplante Feier am 11. Januar musste aus bekannten Gründen abgesagt werden. Wie kann die Feier gleichwohl noch nachgeholt werden?
Die momentane Zeit ist so fragil; wir haben daher immer auch mit eingeplant, dass die Wahlfeier nicht stattfinden könnte. Darum legten wir ja auch noch den Sommertermin vom 17. Juni fest.
Die Woche aber, in der ich mich entscheiden musste, war herausfordernd und nicht einfach. Ich persönlich konnte mich schnell umstellen und es akzeptieren. Mir tat es einfach leid, dass wir Vielen, die sich auf das Fest freuten, absagen mussten. Zum Glück nun lässt sich doch das eine und andere schieben und am 17. Juni. oder während dem Jahr einbauen. Und: die Wahl in Aarau am 11. Januar wird nun etwas feierlicher ausgeschmückt, worauf ich mich freue.