Ein 24 Meter hoher Autosilo?
14.12.2021 LaufenburgSpannende Machbarkeitsstudien zum Laufenburger Schützenareal und Burgmatt
Die vier eingeladenen Architekturbüros präsentieren in Laufenburg zahlreiche neue, teils unkonventionelle Ideen für die Arealgestaltung. Für Diskussionsstoff ist zweifellos gesorgt.
Dieter Deiss
Nachdem Laufenburg das Schützen-Areal erworben hatte, war für den Stadtrat klar, dass dies eine einmalige Chance für eine Neugestaltung und Gesamtplanung für die zusammenhängenden Areale Schützen/Bahnhof und Burgmatt bietet. An vier Architekturbüros wurden Aufträge erteilt für eine Machbarkeitsstudie. Ein achtköpfiges Gremium bestehend aus je vier externen Fachexperten und einheimischen Sachexperten beurteilte die eingereichten Vorschläge und stellt diese jetzt der Öffentlichkeit vor.
Die Rahmenbedingungen
Anlässlich der Vernissage zur Ausstellung der Ergebnisse schilderte Stadtammann Herbert Weiss die Ausgangslage für die in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudien. Stadtrat André Maier, Vorsitzender des Beurteilungsgremiums, wies im Rahmen seiner einführenden Worte darauf hin, dass die Liegenschaft Schützen nach wie vor unter kommunalem Denkmalschutz steht. Zwei Fachexpertisen bezeichnen die Liegenschaft nach wie vor als «schutzwürdig». Als Rahmenbedingungen, die bei der Planung zu berücksichtigen sind, bezeichnete Maier die sichere Querung der K130, die Verbindung zur Hinteren Bahnhofstrasse und mit Blick auf den Halbstundentakt der Bahnverbindung nach Basel die Schaffung von neuen Parkplätzen. Ausserdem galt es unter Berücksichtigung allfälliger Zentralisierungen im Primarschulbereich die Schaffung von zusätzlichem Schulraum zu ermöglichen.
Die Vorstellung der eingegangenen Arbeiten übernahm Christian Müller, Architekt und Bauverwalter-Stellvertreter. Einleitend bezeichnete er alle vier Ergebnisse als sehr wertvoll. Drei Studien planen einen Rückbau der Liegenschaft Schützen. Einzig die «Architheke AG» aus Brugg möchte das schützenswerte Objekt erhalten und dort Wohnungen, Büros und einen Restaurationsbetrieb einbauen. Abgerissen werden jedoch sämtliche Nebenbauten und das verbleibende Areal soll mit einem Parkhaus belegt werden.
Tempo 30 auf der K130
Die «Metron Architektur AG» aus Brugg, bringt eine neue Variante für die Strassenquerung ins Spiel. Da Unter- und Überführungen für das Publikum wenig attraktiv sind, schlägt das Team vor, die Kantonsstrasse so zu verbreitern, dass ein Mittelstreifen mit Mittelinsel geschaffen wird. Mit dem durch den Rückbau des Schützens geschaffenen Platz wäre eine Verbreiterung der K130 problemlos möglich. Die Einführung von Tempo 30 auf diesem Teilstück würde nebst der zusätzlichen Sicherheit eine massive Lärmreduktion mit sich bringen. Christian Müller meinte dazu, dass dies nicht so utopisch sei und verwies auf die geplante Einführung von Tempo 30 auf der Bahnhofstrasse in Aarau. Im Rahmen einer Zwischenbegutachtung hat das Beurteilungsgremium dann allen Beteiligten die Übernahme dieser Strassenquerung empfohlen. Die «Trachsel Hiestand Architektur» aus Zürich, schlägt auf dem Schützenareal ein oberirdisches Park-haus vor. «Man spürt, dass hier versucht wird, möglichst kostengünstig und effizient zu bauen», berichtet Müller, was denn auch zweifellos gelungen sei.
Autosilo mit «Kraftwerk»
Einstimmig zur Weiterbearbeitung empfohlen wird die Studie der «Mentha Walther Architekten GmbH» aus Zürich. Im Zentrum steht hier ein rund 24 Meter hoher Autosilo für 190 Parkplätze. Der Turm wird verkleidet mit einer Photovoltaik-Anlage und werde dadurch gleichzeitig zu einem Kraftwerk. Das Architekten-Team bezeichnet den Autosilo als «etwas futuristisch anmutende Idee», die jedoch mit der Idee des kommenden Wandels der Mobilität übereinstimme. Es bringt hier den Vergleich zu Türmen in der Altstadt ins Spiel, aber auch zum Turm bei der Kraftwerkanlage. Der Turm wird ähnlich betrieben wie ein Hochregallager, was heute technisch kein Problem mehr sei. Das Projekt lasse viele Möglichkeiten offen für weitere grosszügige Nutzungen, meinte dazu Christian Müller und wies auch darauf hin, dass der Autosilo relativ hohe Kosten pro Parkplatz bringe. Dem stehe aber eine wirtschaftlichere Nutzung des gesamten Areals gegenüber.
Alle vier Projekte bieten praktikable Lösungen an für die mögliche, allerdings im Moment noch in weiter Ferne liegende Erweiterung der Schulanlage. Der Burgmatt-Parkplatz Süd soll bei allen Varianten als Pausenplatz oder als öffentliche Parkanlage genutzt werden. Nur rudimentäre Lösungen werden vorgeschlagen für die Anbindung der Hinteren Bahnhofstrasse.
Das Beurteilungsgremium empfiehlt dem Stadtrat als kurzfristige Massnahmen den Schützen abzureissen, die Parkplätze Burgmatt Süd zu einem Stadtplatz umzugestalten und die dortigen Parkplätze auf das Schützenareal zu verlegen. Der Parkplatz Burgmatt Nord war übrigens nicht Gegenstand der Planungsarbeiten. Für die Realisierung der Bauvorhaben müssen vorgängig ein rechtsverbindlicher Gestaltungsplan ausgearbeitet und die neue Bau- und Nutzungsordnung genehmigt werden.