Den Stein ins Rollen gebracht
24.11.2021 Persönlich, SchwaderlochDer 74-jährige Peter Klaus ist ein weltoffener, geselliger Mensch, der zwei Firmen führte, aber trotzdem eher bescheiden im Hintergrund bleiben möchte. Seit bald 50 Jahren lebt er in Schwaderloch, wo dank seiner Unterstützung der Verein «s’ Rümli Swatterlo» ein Zuhause fand.
Paul Roppel
Es ist ein grauer, kalter und nebelverhangener Novembertag, der bleiern auf Schwaderloch drückt. Aber dem sportlich-adrett gekleideten Peter Klaus scheint die Kälte wenig anzuhaben. Gut gelaunt positioniert er sich vor dem ehemaligen Gebäude des Volgladens für ein paar Porträtfotos und lädt zum Aufwärmen in dieses besondere Haus ein. Die Liegenschaft befindet sich Mitten im Dorf, neben der Gemeindeverwaltung und dem Feuerwehrmagazin. «Hier vorbei drehe ich meine Rundgänge durchs Dorf», sagt der gross gewachsene 74-Jährige und fügt an: «Am liebsten am frühen Morgen, wenn es langsam tagt.» Bei diesem Aufstieg ins Dorfzentrum, da kommt er sicher noch etwas ins Schwitzen, denn sein Zuhause ist unten, hinter der Bahnlinie. «Die offene Weite der f lachen Rheinebene spricht mich dort besonders an», sagt er. «Als wir dort vor bald 50 Jahren unser Haus erbauten, war noch weit und breit eine Leere», fügt er an. Seine Frau ist eine Einheimische.
Eine Idee animiert Leute
Die Morgentour des Pensionierten führt also am Gebäude vorbei, wo nur noch die zwei grossen Fenster vom ehemaligen Laden zeugen und worin wir uns während des Gesprächs aufwärmen. Ein grosser runder Tisch, ein Töggelikasten, viele Spielsachen, Schlafecken für Kinder und eine grosse Küche sind der erste Blickfang. Hinter dem Gebäude ist ein kleines Paradies für Kinder: Ein eingezäunter Spielplatz mit zahlreichen Spielgeräten lädt zum Verweilen ein. «Eigentlich wollte ich ursprünglich, dass hier etwas wie ein Mittagstisch für jung und alt angeboten wird», kramt Peter Klaus in seinen Erinnerungen. Dafür hatte er einen Antrag beim Gemeinderat eingereicht, aber dieser wurde verworfen. Der gescheiterte Vorstoss hatte aber dennoch Auswirkungen. Gegen Ende 2012 formierte sich eine kleine Gruppe im 700 Seelen zählenden Dorf, die verschiedenste Angebote für jung und alt anregte. Aus der Projektidee von Peter Klaus, Ursula Wüst und Louis Treier kam der Wunsch zur Gründung des Vereins unter dem Namen «s’ Rümli Swatterlo» auf, hält dessen Chronik fest und ergänzt, dass «das ehemalige Ladenlokal dank Peter Klaus ganz nach den Wünschen des jungen Vereins umgebaut und ausgestaltet werden konnte.» «Es war eine Bruchbude. Wir haben alles herausgerissen, einen warmen Korkboden und eine Küche eingebaut und die Räume heimelig eingerichtet», sagt der Hauseigentümer Peter Klaus, der dem Verein den Raum zur Benützung unentgeltlich zur Verfügung stellt.
Ein verbindender Platz
Sogar die kleinen Stühle aus dem ehemaligen Kindergarten, welche Klaus einst hergestellt hatte, fanden den Weg ins Lokal. Unter dem Vereinsdach finden nämlich sechs Aktivitäten statt, darunter eine Spielgruppe, das Elki-Treffen (Eltern, deren Kinder noch nicht den Kindergarten besuchen) und ein Hütedienst. Auch Kinder von sieben bis 13 Jahren und Jugendliche von 14 bis 18 Jahren haben darin ihren Treffpunkt, sowie die Senioren mit dem «Dorfkaffi ü-60» und die Gruppe Kultur haben im Lokal und unter dem Vereinsgebilde Platz. Auch wenn sich Peter Klaus kaum erwähnt haben will, er hat trotzdem grosse Freude, dass sich das einzigartige Projekt derart entwickelt hat und verbindendes Leben im Dorf gewährleistet. Nebenbei erwähnt er, dass auch seine sechs Enkelkinder die Spielgruppe im Haus besucht hätten. Andererseits bedauert er, dass gerade im Bereich Kultur einiges verloren gegangen ist, unter anderem auch beim Singen.
Sich im Dorf engagiert
Er selber stand fast zwei Jahrzehnte beim Theaterspielen auf der Bühne. «Da konnte ich mich richtig ausleben», lacht er und erinnert sich sogar an den ersten Auftritt 1967 im Bahnhofsaal im Theaterstück «Schirmflickers Sabine». Singen ist für ihn Lebensfreude. So hat er um die 40 Jahre beim Männerchor im Dorf mitgesungen, der aber nicht mehr aktiv ist. Auch war er Sänger beim Kirchenchor, der ebenfalls verstummt sei. Deshalb erfreue er sich nun beim Gesang des Männerchors in Leibstadt, fügt er an. Das Engagement in Vereinen und Feuerwehr, sowie die Verwaltung der Krankenkassensektion CSS mit über 100 Mitgliedern während 15 Jahren, beförderte ihn schliesslich auch in ein politisches Amt. Während neun Jahren war er Mitglied in der Schulpflege. «Wir fanden damals keinen Schulhausabwart, so kam ich für fünf Jahre auch noch zu diesem Nebenamt», erzählt er schmunzelnd. Auch nach der Pensionierung war er noch etwas für die Gemeinde aktiv: Er war während sieben Jahren Betreuer der syrischen Asylantenfamilie, die im Dorf lebt. Er ist weltoffen und hat mit einem Kollegen während Jahren auf langen Ausf lügen alle Kontinente auf eigene Faust erkundet.
Zwei Firmen geführt
Peter Klaus ist im Reusstal in Merenschwand aufgewachsen und trat 1962 die Lehre als Bau- und Möbelschreiner bei Fridolin Blülle in Leibstadt an. «Der Lohn betrug fünf Franken in der Woche, inklusive Kost und Logis», erinnert er sich. Am Wochenende fuhr er jeweilen die 50 Kilometer mit dem Velo heim. Nach einigen Jahren wechselte er zur Firma Wevo Fertighausbau in den Innenausbau. Schliesslich landete er als Betriebsleiter beim Fensterbau Weiss in Laufenburg. 25 Jahre nach Lehrbeginn kontaktierte ihn sein ehemaliger Lehrmeister und bot ihm das Geschäft zum Kauf an. «Das war eine einmalige Chance. Es waren aber auch grosse Investitionssummen nötig», erzählt Klaus über den plötzlichen Werdegang zum Unternehmer. Dank der neuesten Maschinen wurden zwei Drittel des Umsatzes beim Fensterbau schweizweit erwirtschaftet, der Rest mit konventioneller Schreinerarbeit. «Wir hatten bis zu 14 Angestellte und gründeten 1990 eine Aktiengesellschaft.» Mit der Pensionierung hat er das Geschäft an seinen Schwiegersohn übergeben. Die ruinösen Tiefstpreise des Fensterangebotes aus Deutschland und Polen zwangen den Betrieb aber 2020 zur Aufgabe, was Klaus sehr bedauert. Während Auftragsf lauten kaufte Klaus Altliegenschaften und baute diese um. Er gründete 2006 eine Immobilien AG, die zeitweise über drei Dutzend Wohnungen verfügte und noch heute aktiv ist.