Eine Symphonie von Farben

  27.10.2021 Kunst, Rheinfelden

Es ist eine ungewöhnliche Kunstausstellung. Fünfzehn Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Werke in den Korridoren und Waschräumen eines Industriegebäudes aus. Die Preise sind mässig, die Qualität ungewöhnlich hoch. Zwanzig Prozent des Erlöses vom Verkauf der Kunstwerke gehen an ein Spital in einem der ärmsten Länder Afrikas.

Edi Strub

Geduldig und mit allen Details erklärt einer der Künstler, Iwan Barbazza aus Möhlin, wie seine Kunstwerke zustande kommen – durch eine Kombination von Malerei und Fine-Art-Fotografie. Das Resultat: Bilder, die denen von Galaxien ähneln, die Astronomen mit ihren Teleskopen schiessen. Genauso bewundert wurden die Bilder aus Textilien, die Heidi König aus Rheinfelden erstellt. Immersionen nennt sie diese. Das Spiel von Farben und Strukturen faszinierte sie, seit sie als Kind mit Nähmaschine und Stoffen zu arbeiten begann. Ihre Werke wurden auf unzähligen Ausstellungen auch im Ausland gezeigt. Zuletzt an der SAQA Global Ausstellung in Houston in den USA und an der Europäischen Quilt-Biennale in Heidelberg.

Originell sind auch die an Illustrationen aus dreidimensionalen Kinderbüchern erinnernden Kartonbilder von Nick Meyer. Damit kommentiert er witzig und hintergründig Geschehen wie Corona und die Reaktionen darauf, oder unter dem Titel «Sweet Cruise» den Kreuzfahrten-Irrsinn. Ein Bild nimmt auch die verräterische Heimeligkeit von Städten wie Rheinfelden oder Basel aufs Korn. Petra Heck aus Badisch Rheinfelden antwortet auf die Frage des Ausstellers, was in ihrem Kunstschaffen nie fehlen darf, mit: «Wasser! Viel Wasser. Alles fliesst. Eine ziemliche Sauerei.» Sie mache ihre Bilder am Boden, erklärte sie der NFZ. Sie werfe Farben drauf und Wasser. Mit viel Dynamik und Energie. Das sei die Quelle ihres Schaffens. Das Ergebnis dieser Methode sind spannende, farbenfrohe Bilder, die sich aufhängen lassen, wie es einem am besten gefällt und so auch die Käufer zu kreativem Tun veranlassen.

Geld für Burundi
Ein Fünftel des Erlöses vom Verkauf der Bilder an der Ausstellung gehen an ein Spital in Burundi, das von der in Rheinfelden beheimateten Stiftung «Burundikids Schweiz» betrieben wird. Stiftungsrat Markus Raub, der eben aus Burundi zurückgekehrt ist, erzählt, dass nun 52 medizinische Fachpersonen in diesem Spital arbeiteten. Es versorge ein Gebiet mit siebzigtausend Einwohnern mit den notwendigsten medizinischen Leistungen. Vor allem Frauen kommen ins Spital, oft mit untergewichtigen Föten, weil Maniok, die Nahrung, die in Burundi die Hauptrolle spielt, nicht genügend Nährstoffe enthalte.

Finanziert wird das Spital von Schweizer Stiftungen und Spenden von Privaten, wie zum Beispiel den Künstlern und Besuchern der Kunstausstellung «Untitled» in Rheinfelden. Dank dieser Spenden hofft «Burundikids» das Spital bald mit einer Solaranlage ausstatten zu können. Denn immer wieder fällt der Strom des Elektrizitätswerks aus und dann helfen nur noch teure Dieselgeneratoren. Vor einiger Zeit konnte auch eine geländegängige Ambulanz angeschafft werden. So können schwerkranke Patienten auch aus abgelegenen Gegenden ins Spital geholt werden. Das Niveau der medizinischen Versorgung im Spital sei für afrikanische Verhältnisse hoch, sagte Markus Raub. Im Unterschied zu vielen anderen Arbeitgebern in Burundi sei die Schweizer Stiftung auch imstande, den Ärzten und dem Pflegepersonal zuverlässig einen angemessenen Lohn auszurichten.

Besuchen kann man die Ausstellung «Untitled» an den kommenden zwei Wochenenden von jeweils 13 bis 18 Uhr


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