Heimweh nach dem Landkreis Säckingen

  05.09.2021 Nordwestschweiz

Nach knapp 50 Jahren ist das deutsche Kennzeichen SÄK wieder da

Den Landkreis Säckingen gibt es seit 1973 nicht mehr. Die Stadt Bad Säckingen hat aber nun erreicht, dass die Autofahrer im Landkreis Waldshut das alte Kennzeichen wieder wählen können.

Boris Burkhardt

BAD SÄCKINGEN. Nun ist es doch wieder da, das deutsche Kennzeichen SÄK. Nach fast einem halben Jahrhundert, in dem das Unterscheidungszeichen des ehemaligen Landkreis Säckingen höchstens noch auf alten Traktoranhängern angebracht war, ist es seit März mindestens wieder an 2300 Autos zu sehen. In der badenwürttembergischen Kreisreform 1973 waren die 63 Landkreise und neun Stadtkreise auf die heutige Zahl von 35 Landkreisen und weiterhin neun Stadtkreisen reduziert worden. Zu den aufgelösten Landkreisen gehörte der Landkreis Säckingen; seine Gemeinden wurden grösstenteils dem vergrösserten Landkreis Waldshut zugeschlagen.

Das Kennzeichen SÄK blieb damals zwar vorerst gültig, wurde aber nicht mehr neu ausgegeben und verschwand so nach und nach mit jedem neu angemeldeten Auto. Ende 2012 jedoch ermöglichte es der deutsche Bundesrat erstmals den Landkreisen, in eigener Entscheidung Kennzeichen wieder einzuführen, die mit den verschiedenen Verwaltungsreformen in den Bundesländern ausgelaufen waren. Der Kreistag Waldshut, das Parlament des Landkreises, entschied sich als Rechtsnachfolger des Landkreis Säckingen damals zunächst mehrheitlich dagegen, das Unterscheidungszeichen SÄK wieder zu erlauben.

Stadt zeigte sich kämpferisch
Am 18. März 2020 beschäftigte sich der Kreistag jedoch erneut mit dem Thema und kam dieses Mal zu einem positiven Entscheid. Seit dem Stichtag am 15. März 2021 sind nun immer häufiger Autos mit den Buchstaben SÄK auf dem Kennzeichen am Hochrhein unterwegs. Laut Tobias Herrmann, Sprecher des Landratsamts Waldshut, waren Stand Juni 3500 SÄK-Kennzeichen reserviert und knapp 2300 bereits zugelassen. Offenbar hatte die Stadt Bad Säckingen nicht lockergelassen, bis sie Erfolg hatte.

In der Beschlussvorlage des Kreistags wird die Stadt mit den Argumenten zitiert, das alte Kennzeichen sei ein wichtiges Marketinginstrument. Das Landratsamt, die «Exekutive» des Landkreises, wollte das nicht abstreiten, «wenn man Autokennzeichen diese Wirkung zumisst», und äusserte Verständnis für den Wunsch der Säckinger nach lokaler Identifikation. Das Landratsamt verwies aber genauso darauf, dass die Stadt Bad Säckingen «über eine lange Tradition als Bäderstadt» verfüge und im Marketing viel stärkere Argumente besitze, «als dies ein Autokennzeichen je vermitteln könnte». Zudem werde die Bedeutung der Abkürzung SÄK nur Einheimischen erkenntlich sein, weil auf den entsprechenden Siegeln auf den Kennzeichen weiterhin «Landkreis Waldshut» stehen werde.

Unterschiedlich aufgenommen
Die Landkreise in Baden-Württemberg hatten die Möglichkeit, die Altkennzeichen zu reaktivieren, sehr unterschiedlich aufgenommen; die meisten Kennzeichen sind inzwischen aber wieder erhältlich. Der Kreistag Waldshut beschloss, die Beantragung des SÄK-Kennzeichens allen Einwohnern des Landkreises Waldshut freizustellen, nicht nur den Einwohner der Gemeinden, die Teil des ehemaligen Landkreises gewesen waren. Nach Auskunft von Pressesprecher Herrmann wurde diese Möglichkeit seither aber tatsächlich fast nur von Bewohnern des ehemaligen Landkreises Säckingen genutzt, in erster Linie natürlich in Bad Säckingen, gefolgt von Wehr, Laufenburg und Murg.

Zum Landkreis Säckingen gehörte auch Badisch-Rheinfelden, heute Landkreis Lörrach. Die Stadt war dank den ersten Eingemeindungen ab 1971 zum Zeitpunkt der Auflösung des Landkreis Säckingen sogar mit Abstand dessen grösste Gemeinde. Die Nostalgie hält sich in Rheinfelden jedoch stark in Grenzen: Weder bei der Stadt Rheinfelden noch im Landratsamt Lörrach sind bisher nennenswerte Anfragen nach einem SÄK-Kennzeichen eingegangen.

Das Kennzeichen «SÄK» ist übrigens ein ganz besonders: Es ist das einzige deutsche Kennzeichen, in dem ein Ä vorkommt.


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