Ein Künstler im Dialog
07.09.2021 LaufenburgEin Querschnitt zeigt den Schaffensfluss von Erwin Rehmann
Auf eine grossartige Resonanz stiess die Vernissage der Ausstellung «Alles fliesst. 100 Jahre Erwin Rehmann – 20 Jahre Rehmann-Museum» am Freitagabend. Zahlreich waren die Gäste gekommen, um die auserwählten Arbeiten des im vergangenen Dezember verstorbenen Erwin Rehmann zu sehen. Begleitet wurde die Ausstellung von der Präsentation des Buches «Alles fliesst», das dem Leben des Schweizer Bildhauers und Museumsgründers gewidmet ist.
Hildegard Siebold
«Es isch en wunderbare Tag mit einer wunderbaren Ausstellung», freute sich Stiftungsratspräsident Rudolf Lüscher über die vielen Gäste. «Auch wenn es Erwin Rehmann nicht mehr vergönnt war, sein Lebenswerk mit uns zu feiern, so ist er gefühlt doch mitten unter uns mit seinen Werken, seinen Gedanken und seiner Herzlichkeit», befand Lüscher. Das vor 20 Jahren von ihm geschaffene Museum sei zu einem Ort der Begegnung und des Dialogs herangewachsen und die Ausstellung «Alles fliesst» trage seinem Lebenswerk Rechnung. Zahlreiche Begleitveranstaltungen in Form von Workshops, Führungen, Konzerten und mit Vorträgen sind bis zur Finissage im Juni 2022 terminiert.
Museums-Geschäftsführerin Patricia Solombrino erinnerte in Anlehnung an den Ausstellungstitel an den Spruch des griechischen Philosophen Heraklit: Panta Rhei – Alles fliesst. «Alles ist in Bewegung, wir schwimmen in unsicheren Zeiten», sagte sie. Der Rhein fliesse am Skulpturen-Garten vorbei, aber das Ufer, auf dem das Museum stehe, biete Stabilität, so wie das Museum Stabilität bringe für die Kunst. Der «Kunsttempel für Bildhauer» sei eine Konstante, um das Werk von Erwin Rehmann weiterzutragen. Der grosse Dank von Solombrino galt den Autoren der Publikation «Alles fliesst». Persönlichkeiten aus der Museums- und Kunstszene beleuchten im Buch das Leben und Schaffen von Erwin Rehmann aus kunsthistorischer und auch sehr persönlicher Sicht. «Sie bringen uns mit ihren Texten den Künstler näher, sie fassen in Worte, was wir mit unseren Augen sehen», attestierte Solombrino und fügte hinzu: «Die Publikation soll den Künstler Erwin Rehmann feiern.» Museums-Kurator Tyrone Richards gab einen Einblick in die Ausstellung, «an einem Abend, wie er schöner nicht sein könnte, um Erwin Rehmann zu ehren». Dennoch so Richards, sei es ein bitter-süsser Abend, «denn er hätte die Retrospektive sicher gerne selbst erlebt.»
Ein «demütiger Giesser»
Es gäbe weitaus mehr zu zeigen, als das Museum Platz biete. So habe man versucht, Themenfelder wie etwa «Frucht», «Antlitz», «Prozess» oder «Kosmos» zu finden, um Werke aus verschiedenen Schaffensperioden zueinander finden zu lassen. Herausgekommen ist eine Schau, die das Spektrum des Bildhauers zeigt, der seit Anfang der 1940er-Jahre stets auf der Suche gewesen ist nach materiellen und philosophischen Antworten im bildhauerischen Prozess. Ausgenommen davon zeigt die Ausstellung die neuste und letzte Werkgruppe von Erwin Rehmann als separate Einheit unter dem Titel «Licht II». Es sind Gebilde voller visueller Leichtigkeit, aus zahlreichen Kunststoffkugeln mit bewusst sichtbaren Klebestellen zusammengefügt. Die dadurch entstandene Wirkung sei auch für den Bildhauer eine neuentdeckte visuelle Sprache gewesen. Der Titel «Alles fliesst» passe genau zu dieser Ausstellung und zur Persönlichkeit von Erwin Rehmann, befand Christoph Rehmann-Suter, der in der Laudatio auf seinen Vater auf dessen heraklitische Hypothese einging. Er bezeichnete den Bildhauer als einen «demütigen Giesser», der das Material nicht in eine Form zwingen wollte, vielmehr in einen Dialog mit dem Metall trat. Daher gebe es auch nicht «den typischen Rehmann»: Seine Berechnungen seien immer nur ein Ausgangspunkt für ein Werk gewesen und auf dem Weg zum Dialog passierte Neues, Unerwartetes, das er gerne annahm und willkommen hiess. Nach so vielen Worten, untermalt mit Musik von Klemens Rehmann auf der Trompete und Ueli Gygli am Klavier, war Zeit für einen Rundgang. Und für die kleine Schlacht am kalten Büffet, die ganz corona-konform bei allerbestem Sommerwetter im Garten des Museums zu geselliger Plauderei einlud.
Die Öffnungszeiten des Rehmann-Museums:
Mittwoch bis Freitag, 11 bis 16 Uhr,
Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr.