Fricktal tanzt zum zweiten Mal unter Corona

  24.08.2021 Musik, Rheinfelden

Auch dieses Jahr konnte die Veranstaltung des Vereins «Fricktal tanzt» in der Kurbrunnenanlage nur unter Auflagen stattfinden. Die 3G ermöglichten aber immerhin ein unbeschwertes Vergnügen auf der Tanzbühne im Freien und später in der Halle.

Boris Burkhardt

Noch ist das Thema allgegenwärtig: Auch die zweite Auf lage des Rheinfelder «Grossen Sommerfests» des Vereins «Fricktal tanzt» fand am vergangenen Wochenende auf der Kurbrunnenanlage unter Corona-Auflagen statt. Vergangenes Jahr, als die Organisatoren um das Ehepaar Sabine und Däni Anderhub sowie Oliver Jucker vor allem «ein Zeichen setzen wollten» nach dem ersten Lockdown, war die Besucherzahl noch auf je 100 in zwei Sektionen begrenzt; zusätzliche Helfer und Absperrgitter waren vonnöten. «Unter den damaligen Bedingungen hätten wir die Veranstaltung dieses Jahr nicht noch einmal durchgeführt», sagt Däni Anderhub: «Das hat uns in vielerlei Hinsicht gekostet.»

Viele Diskussionen
Noch immer hat das BAG Tanzveranstaltungen prinzipiell verboten, wie Anderhub erklärt. Mit dem 3G-Schutzkonzept seien sie jedoch erlaubt: Das bedeutete für die Veranstaltungen am Freitag- und Samstagabend, dass hinter den Absperrgittern an den Biertischen und auf der Tanzbühne im Freien sowie ab 22 Uhr in der Halle keine Masken mehr getragen, kein Abstand mehr eingehalten und keine Adresse mehr hinterlassen werden musste. Hinein kam aber nur, wer am Eingang nachweisen konnte, dass er genesen, geimpft oder getestet war.

«Darauf achten wir sehr streng; sonst riskieren wir die ganze Veranstaltung», sagt Anderhub. Die vielen Diskussionen am Eingang mussten Anderhubs und ihre Mitstreiter dafür in Kauf nehmen. Rund 25 Leute habe er am Freitag wieder heimschicken müssen, sagt Anderhub: Besonders ärgerlich war für deutsche Besucher, wenn sie einen Testnachweis dabeihatten, der keinen QR-Code enthielt. Der ist in der Schweiz Pflicht. Anderhub ärgerte wiederum, wenn ihm abgelehnte Gäste erklärten, sie seien mit Nachweisen, die gemäss BAG nicht ausreichten, in Schweizer Diskotheken gekommen. Tagsüber bot die Rosenau-Apotheke an der Kaiserstrasse extra für «Fricktal tanzt» Testmöglichkeiten an; abends gab es direkt neben der Kurbrunnenanlage einen privaten Anbieter, der ohne Schweizer Krankenkassenkarte aber 50 Franken für den Test verlangte.

«Mit Herzblut dabei»
Auch ein Drittel der sonstigen Helfer seien ihnen abgesprungen, weil sie sich nicht hätten testen lassen wollen, sagt Anderhub. So stemmten den Festbetrieb sowie die 14 Stunden Auf bau am Donnerstag und sechs Stunden am Freitag lediglich 18 Leute. Anderhubs und ihr Team können sich für diesen ehrenamtlichen Aufwand wenigstens der Dankbarkeit der Tänzer aus der ganzen Deutschschweiz und dem benachbarten badischen Raum sicher sein: Wie schon im vergangenen Jahr waren die rund 330 Gäste am Freitag und über 600 Gäste am Samstag sehr zufrieden mit der Möglichkeit zu tanzen, die ihnen in der Corona-Zeit geboten wurde. «Man merkt, dass ein Verein und keine Firma den Anlass organisiert: Alle sind mit Herzblut dabei», hiess es von einem Tänzer.

Auf der vollen Tanzbühne war Corona dann auch vergessen: Hier spielte am Samstagabend das Alter keine Rolle mehr; zwischen den «Zivilisten» fielen immer wieder echte Rock’n’Roller auf mit weiss-schwarzen Lackschuhe für beiderlei Geschlecht, farbigen Bermudahemden oder Rüschenhemden für die Herren sowie für die Damen Sommerkleider mit farbigen Punkten oder Blumen, die sich bei den Pirouetten so schnell drehten, dass sie wie Sonnenschirme auseinandergingen. «Ich habe das Gefühl, ihr mögt gar keinen Rock’n’Roll», trieb Bandleader Harald Krüger von Krüger rockt! aus Heidelberg die Tänzerinnen und Tänzer ironisch an: «Dann spielen wir jetzt halt was aus den Achtzigern!» Neben den Paaren tanzten die Gäste auch alleine, darunter viele Kinder, oder vereinigten sich offensichtlich spontan im Line-Dance.

Am Freitag übernahmen das Duo Déjà-Vu Music sowie der A-Capella-Rockchor «Klangtastisch» des Musikers Dani Kalt die Livemusik. Jeweils ab 22 Uhr wurde der Tanz in Trinkhalle und Musikhalle verlegt, wo verschiedene DJs auflegten. Am frühen Samstagnachmittag gehörte die Trinkhalle ganz den Kindern und Jugendlichen für ihre alkoholfreie DJ-Party mit 3G und UV-Licht. Weil die meisten Tanzschulen laut Däni Anderhub wegen Corona noch nicht auftrittsreif sind, hätten sich die Organisatoren auf einen Auftritt der IPSO International School Rheinfelden am Samstagmittag beschränkt.

Oldtimer im Städtli
Auf Workshops wie vergangenes Jahr verzichtete «Fricktal tanzt» dieses Jahr gänzlich. Anderhubs wollten heuer mehr auf Aussenwirkung setzen und hatten deshalb am Samstagnachmittag ausserdem zur ersten Oldtimer-Corso durch die Altstadt eingeladen. Wie erhofft waren zum Start am Obertor rund 50 Automobile erschienen, zwei Drittel davon echte amerikanische Wagen, die das Rock’n’Roll-Gefühl vermittelten. In einem Auto seien mit der 91-jährigen Oma und der vierjährigen Enkelin die älteste und die jüngste Teilnehmerin gleichzeitig mitgefahren, freut sich Sabine Anderhub über die gelungene Premiere des Corsos, der bei tollem Hochsommerwetter von Tänzern begleitet und Zuschauern neugierig verfolgt wurde.


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