«Eine neue Uniform gibt neuen Schwung»
14.08.2021 Herznach, UekenMusikgesellschaft Herznach-Ueken lüftet bald das Geheimnis
Vom 20. bis 22. August feiert die Musikgesellschaft Herznach-Ueken ihr 150-jähriges Bestehen und tritt am Festakt am Sonntag erstmals in der neuen Uniform auf. Es ist die fünfte Neueinkleidung in der Geschichte des Vereins.
Bernadette Zaniolo
«Endlich ist es soweit. Wir mussten durchhalten», sagt Herbert Schmid, OK-Präsident des Musikfestivals in Herznach, erleichtert. Pandemiebedingt musste das Fest zum 150-Jahre-Jubiläum um ein Jahr verschoben werden. Mit einem schelmischen Lachen und voller Stolz sagt Schmid weiter: «Ja, es bleibt wirklich top secret». Damit meint er die neuen Kleider der MG. Mit dem Entscheid, das Fest und die Neuuniformierung um ein Jahr zu verschieben, hiess es für die Kleider «ab in den Schrank». «Das war schon speziell», betont Schmid. Auf die Frage, ob denn den Musikantinnen und Musikanten diese auch noch passen würden, sagt er: «Der Schneider durfte vorletzten Dienstag nochmals kommen.» Der OK-Präsident schiebt nach: «Wir freuen uns jetzt riesig auf das Fest. Damit können wir wieder etwas abschliessen.» Schmid ist überzeugt: «Eine neue Uniform gibt neuen Schwung.»
Diesen Worten schliesst sich die Präsidentin der Musikgesellschaft, Ariane Brogle, an. Wie Herbert Schmid freut auch sie sich darüber, dass die Musikgesellschaft auf breite Unterstützung seitens der Bevölkerung, der Gemeinde sowie dem Gewerbe im Tal zählen darf. Mit dem Fest wolle man der Bevölkerung auch etwas zurückgeben. «Mich hat wirklich erstaunt und sehr positiv gestimmt, dass nach der Bekanntgabe der Festverschiebung um ein Jahr keiner der Geldgeber gefragt hat, was mit dem einbezahlten Geld passiert.»
Sowohl Ariane Brogle als auch Herbert Schmid versprühen Zufriedenheit und Motivation. «An der GV 2018 war schnell klar, dass wir das Jubiläum feiern», gibt Brogle den Tenor in der 26-köpfigen Brass Band (mit zwei Querflöten) wieder. «Wir haben eine schöne Anzahl junger Leute dabei. In allen Registern durchmischt auch gut verteilt», hält Schmid fest. Und angesprochen auf die Mitglieder der beiden Gemeinden, sagt Schmid: «Herznach und Ueken waren schon immer zusammen. Deshalb haben wir mit den neuen Statuten im 1998 auch Ueken offiziell im Vereinsnamen aufgenommen.»
Die Musik als Heilmittel
Herbert Schmid und Ariane Brogle rühmen die «gute Kollegialität» in der Musikgesellschaft Herznach-Ueken. 2018 – als die Anschaffung der neuen Uniform beschlossen wurde – durften gleich vier junge Mitglieder aufgenommen werden. «Sie haben es sehr geschätzt, dass sie schon mitbestimmen durften», so Schmid. «2869 Franken kostete die erste Uniform. Das war 1932», so Linus Hüsser, der die Chronik aufgearbeitet hat. Das Budget für die fünfte Neuuniformierung beläuft sich auf 55 000 Franken, inklusive Reserve-Stoff für neue Musikanten (Schmid und Brogle versuchen während des Gesprächs immer wieder, Linus Hüsser zum Beitritt zu bewegen und haben klare Vorstellungen, in welches Register er passen würde).
Nebst Höhepunkten in den Analen des Vereins erfährt die NFZ im Gespräch: «Musik ist das beste Heilmittel gegen das Rauchen», so Schmid und Brogle unisono. Immer wieder sei man der Forderung seitens einzelner Vereinsmitglieder nachgekommen, dass während den Proben mehr gespielt als Pausen beziehungsweise Rauchpausen gemacht werden. «Heute spielen wir ohne Pause durch», so der Posaunist Schmid und die Es-Horn-Spielerin Brogle. Dies seit Anfang der 1990er-Jahre. «Nein, wir haben wohl keine Raucher in unseren Reihen», sagen die beiden fast ein wenig erstaunt.
Gemäss Schmid ist in den letzten Jahren auch das Niveau bei den Musik-Wettbewerben gestiegen. Ein wichtiger «Part» im Leben der Musikantinnen und Musikanten von Herznach und Ueken ist jedoch geblieben: «Nach der Musikprobe eis go zieh. Das hat mir während des coronabedingten Lockdowns gefehlt. Der Austausch und die Kommunikation nach der Probe», so die junge Präsidentin der Musikgesellschaft.
Das Musikfestival
Das Musikfestival in Herznach wird am Freitag mit einem Sponsorenanlass für geladene Gäste eröffnet. Ab 19.30 Uhr steht ein öffentliches Feierabendbier auf dem Programm. Am Samstag (14 bis 19 Uhr) findet der Jurapark-Markt statt und ab 19 Uhr gibt es Live-Musik (verschiedene Stilrichtungen). Der öffentliche Festakt mit Uniformenweihe ist am Sonntag, 22. August, 13.30 Uhr. Hier wird der Historiker Linus Hüsser (Ueken) einen anekdotischen Blick in die Geschichte der Musikgesellschaft Herznach-Ueken werfen. (bz)
Vom Regen und vom Heiraten
Am Festakt vom Sonntag, 22. August, werden die Musikantinnen und Musikanten der MG Herznach-Ueken erstmals in der neuen Uniform auftreten. Es ist die fünfte in der Geschichte des Vereins; 1932 wurde die erste eingeweiht. «Weil noch im Mai 1945 in Europa Krieg herrschte, feiert die MG ihr 75-jähriges Bestehen ein Jahr später. Das auf den 18. August angesetzte Jubiläumsfest wird wegen eines plötzlichen Gewitters auf das kommende Wochenende verlegt. Doch erneut fällt heftiger Regen und die Festgemeinde flüchtet in den Jägersaal», berichtet Linus Hüsser im Rückblick. Und der OK-Präsident des Musikfestivals fügt schmunzelnd an: «Vor einem Jahr, als die 150-Jahr-Feier und die Neuuniformierung eigentlich hätte stattfinden sollen, hat es auch geregnet.»
Am Kantonalen Musiktag 1923 in Lupfig erkrankten zwölf Musikanten der MG nach dem Verzehr von verdorbenem Fleisch an einer Magen- und Verdauungsstörung. Drei mussten sich ärztlich behandeln lassen. 1925 nahm die Musikgesellschaft erstmals an einem Kantonalen Musikfest (in Brugg) teil und sie wurde dabei mit einem Kranz ausgezeichnet. An der GV 1927 ermahnte das Passivmitglied Elise Acklin ihre Kolleginnen, «stets nur einen Musikanten zu heiraten, diese seien ja immer die Vorzüglichsten.» Am Kantonalen Musikfest 1963 in Windisch erreichte die MG erstmals einen Goldlorbeerkranz. «Es herrscht unbändige Freude im ganzen Verein», heisst es in den Analen. Vom Eidgenössischen in Aarau (1966) kehrte die MG erneut mit einem Goldlorbeerkranz heim. Im selben Jahr bestritt der Verein 82 Proben und 22 Anlässe, was einen Rekord darstellte. 1976 löst eine gelbe Uniform die traditionell schwarze ab. Ein Jahr später (1977) wird die heutige, vierte Vereinsfahne geweiht. 1989 zählte der Verein gemäss Linus Hüsser noch 36 Mitglieder; aktuell sind es 26. (bz)