Die Wiederbelebung der Rössli-Scheune
09.02.2021 MöhlinEnde Jahr soll hier eine Hausarztpraxis ihre Tore öffnen
Das Dach ist weg, beim Langzeitprojekt kommt langsam der Deckel drauf: Die Rössli-Scheune erwacht aus dem Dornröschenschlaf.
Ronny Wittenwiler
Ein prüfender Blick soll es ans Licht gebracht haben. An der alten Rössli-Scheune nagte nicht allein der Zahn der Zeit, sondern auch der Holzwurm. Bis auf ein paar wenige Balken sei der Dachstock komplett marode gewesen, sagt Reto Weidmann von der Schreinerei Weidmann AG. Er ist Eigentümer der Rössli-Scheune, die lange Zeit im Dornröschenschlaf gelegen hatte. Reto Weidmann hatte schon länger Pläne, um das Gebäude wieder flott zu machen. Jetzt konnte er loslegen – und in rund einem Jahr soll wieder Leben dorthin zurückkehren. Die Tinte unter dem einen Mietvertrag ist mittlerweile trocken.
Der Doktor zieht in die Scheune
«Eine Hausarztpraxis kommt rein», sagt Weidmann. Dabei handelt es sich um die Gemeinschaftspraxis (Hagen Scheerle, Sarah Hofmann und Denise Bernhard), die bislang im Möhliner Oberdorf domiziliert war. Auf seiner Webseite informiert das Ärzteteam bereits seine Klientel: Die Infrastruktur an der Hauptstrasse 112 entspreche nicht mehr den Anforderungen einer modernen Hausarztpraxis. «Deshalb haben wir uns entschieden, neue Räumlichkeiten zu suchen und haben diese in der Rössli-Scheune, im Zentrum von Möhlin, auch gefunden. Wir werden Ende 2021 in die neuen Räumlichkeiten im 1. Obergeschoss einziehen.» Aufgrund des Umzugs habe man sich zudem entschieden, der Praxis einen neuen, passenden Namen zu geben: «Praxis Rösslischeune.»
Herausforderung Substanzschutz
Er sei froh, dass der Start für die Umbau- und Renovationsarbeiten nun erfolgt sei, sagt Weidmann, der das Objekt vor knapp vier Jahren erworben hat. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Projektplanung eine permanente Herausforderung gewesen sei, auch deshalb, da dem Handlungs- und Gestaltungsspielraum enge Grenzen gesetzt sind. Die Scheune steht unter Substanzschutz. Entlang der Hauptstrasse wird sie flankiert von zwei neuen Mehrfamilienhäusern mit Gewerberäumen im Erdgeschoss. Wenn man so will, ist die Wiederinstandstellung der Rössli-Scheune die dritte und letzte Etappe entlang dieses historischen Strassenzugs. Er hoffe, dass die umgebaute Rössli-Scheune zu einer Belebung des Dorfes beitrage, sagt Weidmann. Auch gebe es Pläne für die Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoss, bestätigt er. Unterschrieben sei zwar noch nichts, aber auch hier seien Anbieter aus dem Bereich des Gesundheitswesens vorgesehen. Klar ist bereits die Besetzung im Erdgeschoss. «Wir planen für unsere Schreinerei eine Küchenausstellung inklusiv einem Büro.» Priorität, sagt Weidmann, habe aber auf jeden Fall die termingerechte Übergabe der Räumlichkeiten an die Praxisgemeinschaft.
Im Fokus
Er sei immer wieder darauf angesprochen worden, ob und wie es nun weitergehe mit dem markanten Objekt. «Man merkt schon: Die Scheune ist in aller Munde, das ist auch schön so», sagt Reto Weidmann. Der Anblick der Scheune, wie er zuletzt gewesen war, ohne jegliche Belebung, vielleicht einer Ruine gleich – dafür findet Weidmann deutliche Worte: «Das war auch ein wenig ein Schandfleck.» Auch das drückt die Erleichterung darüber aus, nun endlich loslegen zu könne. Sämtliche Investitionen in Umnutzung und Bebauung des gesamten Areals (beide Mehrfamilienhäuser mit den Gewerberäumlichkeiten, Sanierung und Ausbau Rössli-Scheune) bewegen sich im zweistelligen Millionenbereich.