Kampf den Neophyten

  07.07.2020 Mettauertal

Freiwillige werden von sich aus aktiv

In der Gemeinde Mettauertal wurden in diesem Jahr bereits mehrere hundert Kilogramm der invasiven Pflanzen bekämpft beziehungsweise entfernt.

Bernadette Zaniolo

«Die Neophyten gedeihen prächtig», hält Erika Essig, Präsidentin des Vereins Walking Mettauertal-Gansingen in einem Mail an die Mitglieder fest. In der Tat, denn am vergangenen Dienstagabend waren die Walker bereits zum zweiten Mal innert zwei Wochen aktiv bei der Neophytenbekämpfung. «Es sind bisher mehrere hundert Kilo zusammengekommen», sagt Fabian Bugmann auf Anfrage der NFZ. Der Leiter des Forstbetriebes Mettauertal-Schwaderloch ist überrascht und ebenso erfreut, dass die Gruppen der freiwilligen Helfer von sich aus aktiv wurden. Denn die Gemeinde Mettauertal hatte die privaten Einsätze zur Unterstützung des Forstes bei der Neophytenbekämpfung abgesagt; dies aufgrund des Corona-Lockdowns. Doch seit den Lockerungen ist die Neophyten-Bekämpfung im Wald von Mettauertal zu einem Selbstläufer geworden. «Wir arbeiten meist in Zweier-Teams», verrät Erika Essig bezüglich dem Schutz der Helfer. «Es ist eine grosse Entlastung für uns. Wir können so andere Arbeiten erledigen», sagt Bugmann, im Bewusstsein, dass die Verantwortung für die Pf lege des Waldes beim Forstbetrieb ist.

Der Aufruf zur Unterstützung des Forstpersonals bei der Neophytenbekämpfung kam an der Gemeindeversammlung im letzten Jahr von privater Seite. An der Neophyten-Bekämpfung beteiligen sich nebst zwei privaten Gruppierungen auch Mitglieder der Natur- und Vogelschutzvereine Güch und Wil, die MegaKids sowie vom Verein Walking Mettauertal-Gansingen. Einsätze werden ums Etzger Waldhaus, auf dem Mettauerberg sowie im Wiler Wald geleistet. Gemäss dem Förster werden aktuell invasive Pf lanzen wie das einjährige Berufskraut, das drüsige Springkraut, die amerikanische Goldrute und die Ackerkratzdistel entfernt und fachgerecht entsorgt.

Viele Empfehlungen aber keine einheitlichen Vorschriften
Angesprochen darauf, dass solche invasiven Pflanzen auch entlang von Quartierstrassen oder auf Kreiseln zu beobachten seien, sagt Fabian Bugmann: «Es gibt viele Empfehlungen aber keine einheitlichen Vorschriften bezüglich der Bekämpfung von Neophyten.» Auch Bugmann bekommt oft zu hören, dass der Sommerflieder gerade in der Blütezeit eine Augenweide sei. Das finden nicht nur Menschen sondern auch Schmetterlinge. «Der Sommerflieder ist jedoch ein Blender. Er sieht schön aus, ist jedoch weder für Fauna noch Flora nützlich und er verdrängt andere, wertvolle Pf lanzen», verrät Bugmann.


Ackerkratzdistel und Co

Die Ackerkratzdistel (Cirsium arvense) ist ein gefürchtetes Ackerunkraut und kann auch auf Wiesen und Weiden zu einem dauerhaften Problem werden. Inzwischen ist die Ausbreitung der Ackerkratzdistel auch in Privatgärten, Kommunalflächen und am Waldrand zu einem lästigen und ernsthaften Problem geworden. Einmal etabliert, ist die Ackerkratzdistel nur sehr schwer in den Griff zu bekommen. Eine konsequente Bekämpfung der Ackerkratzdisteln hat demnach nicht nur aus landwirtschaftlicher Sicht eine hohe Priorität. Bevor man Disteln bekämpft, sollte man sich vergewissern, ob es sich wirklich um die Ackerkratzdistel handelt. Viele ähnlich aussehende Pflanzen sind wesentlich weniger problematisch und sind ökologisch wertvoll. Obwohl das Berufskraut nicht giftig ist, wird es vom Vieh gemieden. Daher kann es sich auf Weiden massiv vermehren und diese stark verunkrauten. Auf Ruderalstandorten und Magerwiesen verdrängt es die einheimische, zum Teil schon selten gewordene Flora.

Das drüsige Springkraut wird etwa zwei Meter gross. Von unserem einheimischen, gelb blühenden Wald-Springkraut unterscheidet es sich durch die rosa bis weisse Blütenfarbe, seine Grösse sowie die roten Drüsen an den Blättern. Eine Pflanze kann bis 4000 Samen pro Jahr ausbilden, die durch die reifen Samenkapseln bis sieben Meter weit fortgeschleudert werden. Durch den Samenvorrat im Boden keimen den ganzen Sommer über immer wieder neue Pflanzen aus, was zu gestaffelten Pflanzenbeständen führt. Umgeknickte Pflanzen können an den Stängelknoten wieder austreiben.

Die hohe Pflanzendichte des Sommerflieders führt zu einer Verarmung der einheimischen Pflanzenwelt am entsprechenden Standort. Entlang von Gewässern kann es die natürlich vorkommenden Pflanzen verdrängen und somit Erosionen begünstigen. Im Wald tritt es als aufdringliches Unkraut auf, das die natürliche Verjüngung behindern kann.

Durch den intensiven Geruch der Blüten werden zahlreiche Schmetterlinge angelockt. Dies sind in der Regel nur häufige Arten. Da der Sommerflieder in Flussauen oft grosse, dichte Bestände bildet, kann er dort die wertvolle auenspezifische Pflanzenwelt verdrängen. Dadurch fehlen die Futterpflanzen der Raupen von seltenen Schmetterlingen und der Sommerflieder wirkt sich so negativ auf die Schmetterlingspopulationen aus. Sonst ist er nach dem heutigen Wissensstand für Mensch und Tier ungefährlich.

Im Garten sollten die verblühten Rispen vor der Samenreife abgeschnitten und in die Kehrichtverbrennung gegeben werden. In der freien Natur kann der Sommerflieder durch Rodung beseitigt werden. Hierbei ist zu beachten, dass durch den Samenvorrat im Boden auch noch Jahre nach der Entfernung immer wieder Jungpflanzen auftreten können. Eine mehrjährige Nachkontrolle ist somit unerlässlich.

Quelle: www.neophyt.ch


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