Velo-Club Schwaderloch hat mit Überalterungsproblemen zu kämpfen

Die Radsportvereine im Fricktal sind nicht nur aktiv, sondern sie feiern auch runde Geburtstage. Schupfart und Wittnau zum Beispiel bringen es wie der Velo-Club Schwaderloch auf 100 Jahre Vereinsbestehen.

August Widmer

Der Velo-Club Schwaderloch? Wer ist denn das? Tatsächlich spielen die Schwaderlocher innerhalb vom «Swiss Cycling Fricktal» derzeit nur eine kleine Rolle. «Die Delegiertenversammlung des Fricktaler Verbandes von Ende Januar war unser Jubiläumsanlass. Sonst sind wir mit unseren 20 älteren Mitgliedern ein Verein, der nicht mehr gross sportlich, sondern nur noch gesellschaftlich aktiv ist», gibt Vereinspräsidentin Trudi Schnyder zu. Sie, die inzwischen auch 72 Jahre alt ist, steht mit Aktuarin Beatrice Anderegg und Kassier Heinrich Hug dem Verein vor. Für das Jahr 2020 gab es sogar ein Tätigkeitsprogramm, das wegen Corona allerdings etwas ins Wasser viel. Allzu sportlich ist das Programm nicht: «Die meisten Mitglieder sind mehr als 70 Jahre alt. Da getraue ich mich bei der Reservation für einen Zwischenhalt in einem Restaurant gar nicht zu sagen, dass wir ein Velo-Club sind». Obwohl die Präsidentin so etwas humorvoll nimmt, hat Trudi Schnyder kein Rezept, wie es mit dem Velo-Club wieder aufwärts gehen soll: «Wahrscheinlich haben wir es verpasst, uns aktiv um die Jungen zu kümmern». Die Präsidentin gibt zu, dass es ihr weh tut, wenn auswärtige Radsportvereine geschlossen durch Schwaderloch fahren. Sie träumt davon, wie es schön wäre, wenn auch der VC Schwaderloch so unterwegs sein könnte. Im Moment ist dem allerdings nicht so.

Jahrelang aktiver Organisator
Nicht immer fristete der Velo-Club Schwaderloch ein Mauerblümchen-Dasein wie in den letzten Jahren. Der Verein gehörte zu jenen elf Clubs, die am 17. Januar 1937 die Oberfricktalische Radfahrervereinigung aus der Taufe hoben. Aus dieser Vereinigung wurde im Verlaufe der Zeit «Swiss Cycling Fricktal». Der Schwaderlocher August Kohler gehörte als erster Aktuar dem Vorstand des Verbandes bis ins Jahr 1950 an und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. In den Kriegsjahren wurden Anlässe organisiert und nebst 2020 fanden auch 1945 und 1968 die Delegiertenversammlungen der Fricktaler Radler in Schwaderloch statt. Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war der 27. Juni 1993. An jenem Sonntag wurde in Schwaderloch die Landesmeisterschaft der Deutschen und der Schweizer Berufsfahrer ausgetragen. Tagessieger wurde Pascal Richard. Der Waadtländer, der 1996 in Atlanta Olympiasieger wurde, schlug den Deutschen Bernd Gröne im Endspurt. Dass die Meisterschaft der Deutschen und der Schweizer Profis in Schwaderloch stattfand, war das Verdienst von René Läuchli. Mit seiner Firma «Fixträger» war er während vielen Jahren Sponsor einer Elite-Sportgruppe.

Trotz Olympiateilnehmer kein Aufschwung
Der Elite-Sportgruppe gehörte auch Urs Güller an. Güller war während Jahren einer der besten Schweizer Elite-Fahrer und nahm anfangs der 90er-Jahre in Schwaderloch Wohnsitz. Er trat auch dem Velo-Club bei. 1992 nahm er an den Olympischen Spielen in Barcelona teil und fuhr dort am Strassenrennen auf den 13. Rang. Neuen Aufschwung konnte allerdings auch der inzwischen in Döttingen lebende Olympiateilnehmer dem VC Schwaderloch nicht geben: «Ich kam als junger Familienvater nach Schwaderloch und war auch mit dem Aufbau meines Radio-TV-Geschäftes beschäftigt. Da fehlte mir die Zeit, um eine aktive Rolle zu spielen. Zudem hätte es mehr als nur meine Person gebraucht, um eine schlagkräftige Jugendabteilung aufzubauen». Auch waren die Radsportvereine um Schwaderloch schon damals sehr aktiv. «Wer Radfahren wollte, ging deshalb nach Sulz, Gansingen oder Leibstadt und kam nicht in den Velo-Club Schwaderloch», weiss Güller. Zudem waren und sind in Schwaderloch seit jeher die Pontoniere sehr aktiv. «Viele Jugendliche wie auch mein ältester Sohn machten dort mit». Trotz dieser Schwierigkeiten und der Überalterung des Vereins ist Aufgeben für Trudi Schnyder und ihren VC Schwaderloch keine Option: «100 Jahre alt sind wird geworden und einstweilen geht es weiter. Vielleicht kommt ja, wie einige Vereinsmitglieder meinen, wieder einmal ein Aufschwung und das Mitmachen im Velo-Club wird wieder populär». Während der Corona-Zeit waren auch in Schwaderloch viele Leute auf dem Velo unterwegs. Vielleicht hauchen diese Corona-Velofahrer dem Velo-Club neues Leben ein.