Schachmatt bei den Handballern? Von wegen

  02.05.2020 Möhlin

So bestreitet der TV Möhlin die Nachspielzeit seit dem Lockdown

Die Verantwortlichen beim NLB-Verein TV Möhlin, gezwungen zum handballerischen Stillstand, unterhalten ihre Anhänger seit Tagen über digitale Kanäle. Das klappt richtig gut.

Ronny Wittenwiler

Handball in Möhlin? Nicht wirklich. Stattdessen schaltet die rastlose Vizepräsidentin einen Gang runter, beschäftigt sich mit König und Bauern. Und der Speaker, normalerweise tonangebend im Hexenkessel, räumt freimütig ein: «Die Distanz tut mir nicht gut. Das Knuddeln fehlt mir.»

Die Menschen hinter dem Verein
Der Corona-Lockdown lässt zwar den Spielbetrieb seit Wochen ruhen, doch allein deswegen bleibt man beim TV Möhlin nicht untätig. Denn seit der verordneten handballfreien Zeit lässt der Verein in regelmässigen Abständen die unterschiedlichsten Personen aus dem Verein zu Wort kommen. Diese geben Einblicke, wie sie sich mit der aktuellen Situation arrangieren oder sie erzählen, worauf sie sich auf die Zeit nach der Krise freuen. So erklärt etwa Jürgen Spalinger, der als Speaker den TV Möhlin bereits seit fünfzehn Saisons begleitet: «Ich warte sehnsüchtig auf die Zeit, in der wir im Steinli wieder Handball spielen und gemeinsam normal miteinander umgehen dürfen.»

Vielleicht geht es Susi Hürbin ähnlich und auch sie wartet mit einer gewissen Sehnsucht auf den Moment, dass die Spiele beginnen mögen. Mit Blick zurück hält sie fest: «Das abrupte Ende der Meisterschaft war schon verrückt, in allen Ligen standen noch wegweisende Spiele an. Die geplanten Reisen an die Spiele und die Organisation der Heimspiele wurden plötzlich nichtig.» Vizepräsidentin Hürbin, die seit 1982 dem TV Möhlin angehört, erklärt zudem, wie sie seit Beginn der Corona-Krise die Zeit verbringt. Vom Erstellen eines Fotoalbums, übers Räumen des Kleiderkastens, liess Hürbin auch das nicht unversucht: «Ich habe gelernt, Schach zu spielen. Zum Grossmeister reicht es allerdings noch nicht.»

Kennenlernen in der dritten Halbzeit
Der Speaker und die Vizepräsidentin sind «bloss» zwei Personen aus den Reihen des TV Möhlin, die in dieser besonderen Zeit ganz ungezwungen ein paar Einblicke gewähren. Es ist quasi ein Kennenlernen des TV Möhlin-Personals in der dritten Halbzeit. Bemerkenswertes tritt dabei zutage. «Man könnte anfangen, zu meditieren und ein Buch lesen», heisst es da zum Beispiel, angesprochen auf die Chancen in dieser verrückten Zeit, und weiter: «Man könnte anfangen, sich jeden Tag vor dem Schlaf Gedanken zu machen, was einen erfreut hat oder was einen weniger erfreut hat. Man könnte so vieles angehen, was einen weiterkommen und wohl fühlen lässt.» Es sind die Worte des erst 17-jährigen Luca Zamuner, der normalerweise für Möhlins U19 Elite aufläuft. Christine Steck schreibt die entsprechenden Personen jeweils an und freut sich derzeit sehr: «Es ist erstaunlich, was da an Inhalt zurückkommt.» Steck ist Mitglied der technischen Kommission beim TV Möhlin und mitverantwortlich für die Kommunikation. Sie erklärt, dass die Idee für diese spontanen Interviews während Corona von Florian Keller, Spielertrainer der dritten Mannschaft, gekommen sei. Für Steck ist klar: Die Kurzinterviews seien eine tolle Plattform gerade auch für die vielen Schaffer neben dem Spielfeld. «Auch mir wird damit wieder einmal bewusst, wie viele Leute beim TV Möhlin mithelfen.» Neben den persönlichen Einblicken, die das TVM-Personal gewährt und die derzeit in regelmässigen Abständen auf der Webseite publiziert werden, hatten die Macher vom TV Möhlin zuletzt auch einiges für die Galerie geboten. Vor zwei Wochen lancierte der TVM seine «Handball-Challenge» für die ganze Familie. «Fällt euch schon die Decke auf den Kopf? Mit dem ist nun Schluss. Zeigt uns, welche Handball-Szenen bei euch im Wohnzimmer stattfinden» – so lautete der Aufruf.

Das Resultat kann sich sehen lassen, zumal die nachgestellten Actionszenen auf originelle Art und Weise mit der Perspektive spielen. Es ist quasi ein letzter Beweis: Auch wenn der Meisterschaftsbetrieb so abrupt ein Ende nahm – das Spielen lässt sich das handballverrückte Möhlin nicht nehmen. Und irgendwann wird bestimmt wieder angepfiffen in der Steinli-Halle. Spätestens dann dürfte auch wieder geknuddelt werden.


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