«Wir haben bisher 27 Corona-Patienten behandelt»

  12.05.2020 Gesundheit, Rheinfelden

Die Corona-Krise stellt auch für die Reha Rheinfelden eine grosse Herausforderung dar. Wie ist die Lage aktuell? Der Medizinische Direktor Thierry Ettlin und Matthias Mühlheim, Administrativer Direktor, geben gemeinsam Auskunft.

Valentin Zumsteg

NFZ: Wie hat sich die Corona-Situation in der Reha entwickelt? 
Thierry Ettlin, Matthias Mühlheim:

Die Reha Rheinfelden hat Zuweisungen von postakuten COVID-19-Erkrankten. Es handelt sich in der Regel um schwere Verläufe aus den Intensivstationen der Akutspitäler. Diese Patientinnen und Patienten sind geschwächt, oft noch bettlägerig und brauchen spezifische Therapien, zum Beispiel physiotherapeutische Atemtherapie sowie Massnahmen zur körperlichen und psychischen Rekonditionierung.

Wie stark wurde die Isolationsabteilung mit ihren 20 Betten genutzt?
Die Zuweisungen der Patienten erfolgten rund drei Wochen nach der Welle in den Akutspitälern, das heisst, der Peak kommt jeweils bei uns später. Die maximale Belegung mit COVID-19-Patienten sowie Kontaktund Verdachtsfällen liegt bisher bei rund zehn Betten. Wir haben im Verlauf der Zeit die Kapazität der Abteilung deshalb auf zehn Betten reduziert. Einhergehend mit der Aufhebung des Verbots für Wahleingriffe in den Akutspitälern – ein Anteil dieser orthopädischen Patienten braucht Rehabilitation – mussten wir auch die Aufnahmekapazität für die regulären Reha-Patienten wieder erhöhen.

Wie viele Corona-Patienten hatte die Reha bisher?
Stand 7. Mai haben wir 27 Patienten bei uns behandelt. Der erste Eintritt erfolgte am 9. April.

Wie viele sind es aktuell?
Aktuell haben wir auf der Isolationsstation drei Corona-Patienten sowie drei Kontakt- respektive Verdachtsfälle.

Gab es beim Personal oder den übrigen Patienten Fälle von Corona?
Stand heute hatten wir beim Personal vier Fälle, zum Glück alle mit mildem Verlauf und Ansteckung ausserhalb der Klinik. Ansteckungen von Patienten in der Klinik hatten wir keine. Die Mitarbeitenden in allen Bereichen der Klinik verhalten sich äusserst diszipliniert und sorgen mit grossem Einsatz für unsere Patientinnen und Patienten; auch unter Berücksichtigung des Besuchsverbots, das alle zusätzlich auch psychisch belastet, aber richtig und notwendig ist.

Wie viele Patienten musste die Reha bisher sonst aus den Akutspitälern übernehmen?
Die Leistungsaufträge für Rehabilitation sind parallel zum Behandlungsauftrag für Corona-Patienten normal weitergelaufen. Es gab und gibt ja weiterhin Reha-Indikationen, wie zum Beispiel Schlaganfälle. Etwas erhöht war der Anteil von geriatrischen Patienten nach Stürzen mit Frakturen. Es war sehr wichtig, die Reha-Fälle sehr schnell aufzunehmen, um die Akutspitäler zu entlasten. Wir hatten die ganze Zeit über zwischen 170 und 175 Reha-Patienten im Haus.

Wie schätzen Sie die Situation derzeit ein?
Die Isolationsstation mit zehn Betten halten wir weiterhin aufrecht, da mit weiteren Fällen gerechnet werden muss und wir auch entsprechend vom Kanton verpflichtet sind, postakute Corona-Patienten aufzunehmen. Wie sich die Fallzahlen in Zukunft entwickeln, ist sehr schwer vorauszusagen. Ab dem 27. April konnten wir auch das ambulante Angebot wieder für nicht notfallmässige Behandlungen öffnen. Wir haben dieses Angebot strikt vom stationären Teil getrennt, so dass es keine Durchmischung gibt. Andere Klinikangebote konnten mit der Lockerung der Massnahmen ab 11. Mai den Betrieb wieder aufnehmen. So nehmen wir unser Medical Fitness am 16. Mai mit den nötigen Schutzmassnahmen auch wieder für Abonnenten in Betrieb. Andere Bereiche (zum Beispiel das Kurszentrum oder das Restaurant Salis) sind aufgrund der behördlichen Anordnungen immer noch geschlossen.

Welche finanziellen Auswirkungen hat die aktuelle Situation für die Reha?
Der genaue wirtschaftliche Schaden lässt sich erst im weiteren Verlauf beziffern. Aber mit dem Wegfall der stationären Rehabilitation von orthopädischen Patienten, der Quasi-Schliessung des ambulanten Therapieangebots sowie der Schliessung des Kurszentrums und des öffentlichen Restaurants müssen wir sicher Umsatzrückgänge verbuchen. Eine noch offene Fragestellung ist, durch wen und in welcher Höhe die Zusatzaufwendungen im Zusammenhang mit dem Aufbau und Betrieb einer Isolationsabteilung für COVID-19-Patienten entschädigt werden. Hier muss bald eine Lösung gefunden werden.

Wann ist wieder mit einem Normalbetrieb zu rechnen?
Das ist sehr schwer abzuschätzen und von der epidemiologischen Entwicklung in unserem Land abhängig. Wir rechnen mit weiteren Fällen. Wir gehen auch davon aus, dass gewisse Schutzmassnahmen noch längere Zeit notwendig sein werden.

Das Interview ist am Freitag schriftlich geführt worden.


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