Ein Überflieger mit Kamera im Bauch

  25.04.2020 Frick

Drohnenflug über den Tonwerken Keller in Frick

Einem Vogel gleich, kreist eine Drohne der KSL Ingenieure über dem Abbaugebiet der Tonwerke Keller AG in Frick. Die rund 450 Fotos, welche sie innert Kürze aufnimmt, werden später am Computer zu einer dreidimensionalen Ansicht zusammengefügt.

Susanne Hörth

Martin Jung schwingt das 1,5 Kilogramm leichte Styropor Flugzeug mehrmals auf und ab. Dabei beginnt sich dessen am Heck platzierter Propeller zu drehen. Bei der nächsten Aufwärtsbewegung lässt Jung den Segelflieger los. Die Drohne, um eine solche handelt es sich, kreist schnell nach oben und nimmt dann bei einer Höhe von nicht ganz 90 Meter Kurs auf ihre eigentliche Route. Engmaschig wird der schwarze Segelf lieger mit einer Flügelspannweite von 1,16 Meter in der nächsten Viertelstunde das Abbaugebiet der Tonwerke Keller in Frick abfliegen. Die dafür benötigten Bewilligungen hat Martin Jung, der bei KSL Ingenieure in Frick seit einem Jahr als Geomatikingenieur arbeitet, bereits im Voraus eingeholt. Ohne solche Bewilligungen, betont er, gehe gar nichts. Ebenfalls im Vorfeld des Drohneneinsatzes hat er den Vermessungsflug auf dem Computer exakt geplant. Die Drohne wurde entsprechend programmiert.

Programmierte Drohne
Bei ihrem Einsatz über den Tonwerken Keller wird sie auf einer Fläche von rund 16 Hektaren eine Flugstrecke von 9 Kilometer zurücklegen. Die Kamera in ihrem Bauch hat Martin Jung so eingestellt, dass sie während des Fluges rund 450 Fotos «schiessen» wird. «Wir haben den Auftrag von den Tonwerken erhalten. Sie wollen feststellen, wie viel Material in einem bestimmten Zeitraum abgebaut wird.» Um das zu berechnen, wird Martin Jung in ein paar Wochen ein weiteres Mal die Drohne mit gleicher Flugroute über das Gelände schicken. Die Aufnahme des ersten Fluges wird dann mit einem speziellen Computerprogramm, welches die Topographie des Geländes erkennen kann, mit dem zweiten Foto verglichen. Ein Bild, welches sich aus rund 450 einzelnen Aufnahmen zusammenfügt. «Ich habe die Kamera so eingestellt, dass die Fotos jeweils eine 60-prozentige Überschneidungsstelle aufweisen», macht Geomatikingenieur Jung deutlich, dass nicht wie bei einem Puzzle Teil an Teil aneinandergefügt werden. Vielmehr wird durch die versetzte Überlappung am Schluss das gewünschte Gelände in einer Gesamtsicht abgebildet. Alles, was grösser als zwei Zentimeter ist (1 Pixel der Bilddatei entspricht in der Realität 2 Zentimeter) kann auf dem Foto erkannt werden. Während Martin Jung erklärt, taucht am blauen Himmel immer wieder die Drohne wie ein kleiner, schwarzer Vogel auf. Der Geomatikingenieur verfolgt den Flug hauptsächlich auf dem Laptop. Er kann vom PC aus bei Bedarf auch eingreifen. Der Laptop wird quasi zum Cockpit des Fliegers, es ist die eigentliche Steuerzentrale.

Jedes Mal, wenn die Kamera in der Drohne ein Foto schiesst, ertönt aus dem Laptop ein Klick-Geräusch. Dann plötzlich ein schriller Ton. Ein Alarm. Auf dem Bildschirm ist zu erkennen, wie die Drohne für einen winzigen Sekundenbruchteil von ihrer Flugbahn abweicht, um sich gleich darauf wieder wie geplant vorwärtszubewegen. «Es ist möglich, dass eine Staubwolke über der Tongrube den Alarm ausgelöst hat», meint Jung. Die Drohne reagiere sehr empfindlich auf äussere Einf lüsse. Daher muss bei einer Vermessung mit ihr auch vieles stimmen. Wettermässig gehen Wind, Regen, Schnee oder Nebel für ein gutes Resultat nicht. Auch der Stand der Sonne ist bei der Planung zu beachten. Schliesslich sollte der Flugkörper nicht als Schatten auf den Fotos zu erkennen sein. «Ein leicht bewölkter Himmel wäre die ideale Voraussetzung.»

Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik
Jung unterbricht seine Erklärungen, zeigt auf dem Computerbildschirm. «Sie hat die Strecke abgef logen, alle Fotos gemacht. Sie kommt jetzt zurück.» Er hat die Drohne so programmiert, dass sie unweit des Startplatzes wieder landen wird.

Nach der Landung wird die Drohne in ihre Einzelteile zerlegt. Die beiden Flügel kommen wieder an ihren Platz in der gepolsterten Transportbox. Jung entfernt die Kamera wie auch den Akku aus dem Drohnenbauch. Wie schon beim Zusammenbau geht er bei jedem Handgriff nach einer genauen Checkliste vor. Jung zeigt auf einen GPS-Sender, der ebenfalls Bestandteil der Drohne ist. «Das ist mein Rettungsanker. Sollte die Drohne abstürzen, so finde ich sie mit diesem Sender auf jeden Fall wieder.». Ein letzter, prüfender Blick, dann schliesst der Geomatikingenieur die Transportbox. Er wird später im Geschäft den Computer mit den Fotos «füttern». Bis dieser aus den vielen Aufnahmen eine dreidimensionale Ansicht des Geländes erstellt hat, wird es Stunden dauern. «Ich habe vor einigen Wochen eine Vermessung mit über 1500 Fotos gemacht. Da war der Rechner 24 Stunden an der Arbeit», weist Jung auf die riesige Datenmenge hin. Vermessungen mit Drohnen würden immer mehr gemacht, sagt er. Bei KSL Ingenieure seit etwa zwei Jahren. Im ersten Einsatzjahr seien es ein paar wenige gewesen, letztes Jahr bereits 15. «Dieses Jahr war die Drohne schon zehnmal im Einsatz», so ein sichtlich begeisterter Drohnen-Pilot Martin Jung.


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