Keine Angst vor sozialen Medien

  09.02.2020 Frick

Soziale Medien im Schulalltag – eine Wahrnehmung am Standort Frick

Immer wieder sind die sozialen Medien in Bezug auf die Schule ein grosses Thema. Gestützt auf einer Studie hat die NFZ eine Umfrage an der Oberstufe in Frick durchgeführt. Studie wie Umfrage kommen zum Schluss, dass der Wirbel um die schlechten Einflüsse von sozialen Medien umsonst ist. Denn der Gebrauch von sozialen Medien beeinflusst die Schüler nicht, oder wenn, dann nur sehr gering. Vielmehr sollte man die vielen Vorteile sehen, die sie bringen.

Miriam Häusler

Seit dem Aufkommen der sozialen Medien gibt es zwei Hypes. Zum einen die jüngere Generation, die nicht genug von Instagram, Youtube und Ähnlichem bekommen kann und auf der anderen Seite die Eltern, die sich um die Kinder und deren Entwicklung aufgrund des Einfluss von sozialen Medien sorgen.

Laut einer Metastudie der Universität Würzburg sind die Sorgen betreffend schlechteren schulischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern, die auf sozialen Medien aktiv sind, unbegründet. Die Metastudie, welche insgesamt 56 verschiedene Studien zu diesem Thema verglichen hat, kommt auf vier verschiedene Resultate:

Schüler, die soziale Medien intensiv zur Kommunikation über schulische Themen nutzen, haben tendenziell etwas bessere Noten. Weiter schneiden Schüler, die während des Lernens häufig auf Instagram und dergleichen sind, tendenziell etwas schlechter ab.

Schüler, die sich häuf ig in soziale Netzwerke einloggen und Nachrichten sowie Fotos posten, erhalten etwas schlechtere Noten. Und Schüler, die sich besonders in sozialen Medien engagieren, verbringen dennoch nicht weniger Zeit mit Lernen.

Das Fazit dieser Studie ist, dass soziale Medien weder einen wirklich positiven noch einen drastisch negativen Einfluss auf die schulischen Leistungen haben.

Untersuchung an der Oberstufe
Basierend auf dieser Studie hat die NFZ an der Oberstufe in Frick eine schriftliche, anonyme Umfrage mit rund 60 Schülerinnen und Schüler aus drei dritten Klassen der Bezirksschule durchgeführt. Erfragt wurde das Mediennutzungsverhalten sowie die Wahrnehmung, ob soziale Medien den Lernerfolg beeinflussen. Das Resultat sorgte für Erstaunen und Freude bei den Lehrpersonen. Auf die Frage, ob sich die Integration sozialer Medien in den Schulalltag positiv auf die schulischen Leistungen auswirken würde, antworteten mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler mit «Nein». Sie begründeten ihre Antwort damit, dass es zwar sinnvolle Methoden gäbe, soziale Medien in den Unterricht einzubinden, dass sie aber in erster Linie eher ablenkend und konzentrationshemmend wirken würden. Die Klassenlehrpersonen waren über diese Antwort positiv überrascht. «Ich hätte nicht gedacht, dass die Schüler schon so ein erwachsenes Denken mitsichbringen», freut sich Barbara Wiedmer, Lehrerin der Oberstufe Frick.

Sie selbst unterstützt soziale Medien im Unterricht gerne: «Ich finde es gut, wenn man die Möglichkeiten, die man hat, auch einsetzt. Man kann das Interesse der Schüler so auch wecken. Trotzdem muss darauf geachtet werden, dass man den Überblick behält und die sozialen Medien nicht für Privates während dem Unterricht genützt werden.» Ihre Kollegin Helena Mastel schliesst sich ihrer Meinung an: «Wir sollten die sozialen Medien mehr in den Unterricht einbinden. Sie ermöglichen neue Möglichkeiten. Zum Beispiel für die Arbeit in Gruppen oder auch Lernvideos, die sich die Schüler anschauen können. Natürlich auch Klassenchats auf Whatsapp, um sich auszutauschen. Ich glaube, das Misstrauen gegenüber diesen Medien kommt davon, dass wir uns zu wenig damit auskennen und die Schüler mehr Wissen mitbringen als wir selbst.»

Auch negative Seiten
In unserer heutigen Welt sind die sozialen Medien für Schülerinnen und Schüler allgegenwärtig und bestimmen ihr Leben. Hans Fanderl von der Schulsozialarbeit in Frick sieht neben den vielen Vorteilen aber auch die Gefahren in den sozialen Medien. «Natürlich bringen sie viel Positives mit sich. Man kann sich mit Whatsapp schnell informieren und austauschen, Lernvideos auf Youtube schauen und gemeinsam einfacher an Projekten arbeiten. Das finde ich sinnvoll. Was man aber nicht vergessen darf, sind die negativen Seiten wie Hänseleien, Blossstellungen, Beleidigungen oder sogar Mobbing.» Smartphones vereinfachen die Möglichkeit, dass Fotos oder Videos von Mitschülern gemacht und dann in den Klassenchat oder auch auf anderen Kanälen gepostet werden, weiss der Schulsozialarbeiter. «Trotzdem ist es notwendig, dass man die Geräte einsetzt. Aber dann sollen Eltern und Schule die Webseiten und Informationen, die den Schülern zur Verfügung gestellt werden, filtern und darauf achten, dass klare Regeln festgelegt werden. So wird der Überblick behalten und die Kontrolle nicht verloren», findet Hans Fanderl. Schlussfolgernd meint der Schulsozialarbeiter: «Es gibt Vor- und Nachteile. Aber sicher ist, wir sollten die sozialen Medien nicht verteufeln und überreagieren. Durch den verantwortungsvollen Einsatz können viele positive Möglichkeiten geschaffen werden. Zusätzlich zum Unterricht sehe ich mit den sozialen Medien ein grosses Ergänzungspotenzial. Die Schule ist auf jeden Fall in der Verantwortung, digital und medial am Ball zu bleiben.»

Viel Wirbel um nichts
Basierend auf der Schülerumfrage der NFZ hat sich herausgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler zu etwa gleichen Prozentsätzen die sozialen Medien für den sozialen wie den schulischen Austausch brauchen. Das Gleiche zählt für das Herumstöbern in Posts, sowie selber Beiträge zu posten. Somit kann man von der Metastudie ableiten, dass die sozialen Medien an sich keinen Einfluss auf die schulischen Leistungen haben, da sie nicht explizit nur für eine der vier Aktivitäten genutzt werden. So entstehen im Allgemeinen keine grossen Einflüsse. Dies sehen auch die Jugendlichen so, wie man der Umfrage entnehmen kann. Sie fühlen sich zu gleichen Prozentsätzen positiv, wie auch negativ beeinflusst, was sich somit gegenseitig aufhebt.

Dass die Lernzeit zu kurz kommt, weil die Schülerinnen und Schüler viel Zeit auf den sozialen Netzwerken verbringen, da sind sich die Befragten hingegen nicht einig. 62 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler fühlen sich während des Lernens von den sozialen Medien nicht abgelenkt. Vielmehr nützen sie die Möglichkeit, sich mit Klassenkameraden auszutauschen und Lernvideos auf Youtube anzuschauen.

Die beiden befragten Lehrpersonen sind sich einig, dass es nicht am Inhalt der sozialen Medien liegt, sondern viel mehr, dass die Zeit falsch investiert werden könnte und man lieber zum Handy als den Aufgaben greift. «Im Allgemeinen, wenn etwas eine zu grosse Gewichtung im Leben bekommt, dann hat man weniger Zeit für die Schule. Seien es jetzt soziale Medien, ein Hobby oder Freunde», weiss Hans Fanderl. Somit ist die Angst davor, dass die sozialen Medien eine schlechtere schulische Leistung hervorrufen zu relativieren. Wichtig ist, dass man mit ihnen vernünftig umgehen soll. «Um zu informieren führen Pro Juventute und Swisscom an der Oberstufe und auch an der Primarschule regelmässig Kurse durch. Die Schülerinnen und Schüler und auch ihre Eltern werden darüber aufgeklärt, wie man mit sozialen Medien richtig umgeht und welche Gefahren sie mit sich bringen», orientiert Hans Fanderl.


Während sechs Monaten durfte ich bei der Neuen Fricktaler Zeitung ein Praktikum als Journalistin absolvieren. Schritt für Schritt habe ich den Alltag auf der Redaktion kennengelernt und verinnerlicht. Nun geht es für mich weiter und ich schliesse diese positive Erfahrung mit einem letzten Artikel ab. Dieser Artikel ist Teil meiner Fachmaturitätsarbeit von der Neuen Kantonsschule in Aarau und dem Thema: Wie soziale Medien den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern beeinflussen, gewidmet. (mih)


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