Vom galoppierenden Pferd und mehr

  08.11.2019 Stein

In unserem Körper gibt es fast so viele Hämoglobin-Proteine wie es Sterne im Universum hat. Was ein Protein ist, wie es die Forschung analysieren kann, und was eine gute Kamera und das Licht damit zu tun haben, erfuhren die rund 300 Mädchen und Buben an der Kinderuni-Vorlesung in Stein.

Susanne Hörth

Das Foyer des Steiner Saalbaus glich am Mittwochnachmittag kurz vor 15 Uhr einem Bienenstock. Ein buntes Gemisch aus Lachen, Schwatzen, freudigen Begrüssungen bis hin zu wiederholten «Wann geht es endlich los»- Ausrufen beherrschte den Raum. Dann endlich war es soweit: Die Türen ins obere Stockwerk zum eigentlichen Durchführungsort, dem Saalbau, öffneten sich. «Erwachsene haben keinen Zutritt. Nur Kinder!», so die «Türsteher». Also noch ein schnelles Tschüss in Richtung der begleitenden Eltern und schon rannten an die 300 Mädchen und Buben an ihre Uni-Vorlesung. Richtig gelesen: Für diesen Nachmittag hatten sich acht- bis zwölfjährige «Studenten» beidseits des Rheins für den Vortrag der Kinderuni Hochrhein eingeschrieben. Ausgerüstet mit Studentenausweisen, Informationsbroschüre, Schreibutensilien und gekleidet in blaue Uni-T-Shirts warteten die Kinder gespannt auf das, was ihnen der Referent Dr. Beat Henrich vom Paul Scherrer Institut (PSI) und dort auch Schulleiter ILab, zu erzählen wusste. «Ich bin super glücklich, heute vor dem kritischsten Publikum, vor welchen ich je geredet habe, stehen zu dürfen.» Später betonte er gegenüber der NFZ, dass er tatsächlich extrem nervös gewesen sei. Sei es doch auch ein sehr komplexes, schwieriges Thema, welches er den Kindern verständlich machen wollte.

Die Geschichte vom galoppierenden Pferd
Beat Henrich blendete in seinen Ausführungen kurz zurück auf das Thema der letzten Kinderuni-Vorlesung. Damals erfuhren die Kinder unter dem Titel «Alarm im Finger – Angriff der Bakterien», was eigentlich passiert, wenn wir uns verletzen. Das Foto eines blutenden Fingers war auch der Start der Entdeckungsreise, auf welche der PSI-Physiker die Kinder am Mittwochnachmittag mitnahm. Eine Reise, welche den Mädchen und Buben etwas von den allerwinzigsten Bestandteilen unseres Blutes näherbringen wollte.

Es bedurfte zuerst aber einer Erklärung, warum der Nachmittag unter dem Titel «Was sind Proteine und woher weiss man, wie sie aussehen?» stand. Von Proteinen hatten die meisten Kinder ja schon mal etwas gehört. Steht das nicht auch auf Lebensmittelpackungen? Ist das nicht etwas, was unsere Körper stark macht? «Wissenschaftler bezeichnen Proteine als die Bausteine des Lebens», erklärte Beat Henrich. Ein Körper bestehe fast zur Hälfte aus diesen riesenhaften Molekülketten. Proteine übernehmen dabei ganz wichtige Aufgaben. Doch wie kann man sie sichtbar machen, sie erforschen, mehr über sie erfahren? Henrich erzählte vom Pferd, bei welchem man anno 1870 herausfinden wollte, ob es beim Galoppieren einmal alle vier Füsse gleichzeitig in der Luft hat. Mittels einer damals noch sehr aufwändigen Kamera-Konstruktion konnte der Beweis erbracht werden: Das Pferde schwebt während des Galopps kurzzeitig in der Luft. Was im Grossen damals funktionierte, kann heute durch die hochsensiblen Mikroskope, ausgerüstet mit Laserlicht, bis ins winzigste Detail erforscht werden.

Gewaltige Zahlen
Wenn auch nicht alle anwesenden Kinder den Ausführungen des Referenten folgen konnten, so zeigte sich am Schluss in der rege genutzten Fragerunde doch, wie aufmerksam zugehört worden war. Auch von grossen Zahlen liessen sich die Kinder nicht abschrecken. Ein Vergleich des PSI-Fachmannes sorgte kurz vor Ende des Anlasses dennoch für Staunen bei seinen jungen Zuhörern: Die 25 Billionen rote Blutkörperchen in unserem Blut entsprechen 7,5 Trilliarden Hämoglobin-Proteinen. «Fast so viele, wie es Sterne im gesamten Universum gibt.» Ein Mädchen meinte beim Verlassen des Saalbaus «Echt viel. Soweit kann ich gar noch nicht zählen.»

Die nächste Vorlesung der grenzüberschreitenden Kinderuni Hochrhein findet am 20. November, um 15 Uhr, im Gloria-Theater, Bad Säckingen, statt. Das Thema lautet «Ist das fair? Was die Globalisierung mit mir zu tun hat». Spannend wird es auch am 4. Dezember, ebenfalls im Gloria-Theater mit einer grossen Physikanten-Show.

www.kinderuni-hochrhein.eu


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