Der Mann mit dem Taktstock

  30.10.2019 Musik, Rheinfelden

Ein Dirigent, der das Risiko liebt: Caspar Dechmann

Caspar Dechmann ist ein erfolgreicher Dirigent und vielseitiger Musiker. Die Fricktaler Bühne konnte ihn für die aktuelle Produktion «Die lustigen Weiber von Windsor» als musikalischen Leiter gewinnen.

Janine Tschopp

Während zweieinhalb Stunden kommuniziert Caspar Dechmann mit seinem Orchester, mit dem Chor und mit den Solisten. Die Augenpaare von über 60 Personen sind immer wieder auf den Dirigenten gerichtet, und die Musiker reagieren auf seine Bewegungen mit dem Taktstock, seine Körperhaltung und seinen Gesichtsausdruck.

So geschieht dies in diesen Tagen und Wochen regelmässig, während die Fricktaler Bühne im Rheinfelder Bahnhofsaal «Die lustigen Weiber von Windsor» aufführt. Caspar Dechmann fungiert bei dieser Produktion als musikalischer Leiter.

«Es ist ein geniales Werk»
Der Musiker hat sich in den letzten Jahrzehnten als Dirigent und Korrepetitor in Opern und Operetten, als Coach, Liedbegleiter und Chorleiter im In- und Ausland einen Namen gemacht. «Es ist für mich etwas ganz Besonderes, ‹Die lustigen Weiber von Windsor› aufzuführen, ich habe mir dies schon lange gewünscht. Es ist ein unwahrscheinlich geniales Werk. Sehr anspruchsvoll und vielseitig, und die Figuren sind extrem gut gezeichnet», findet Caspar Dechmann. «Ich schätze es sehr, dass sich unser Organisationskomitee für ein wunderbares Werk entschieden hat, welches nicht an jeder Ecke gespielt wird, und dass wir dem Publikum so etwas Aussergewöhnliches bieten können.»

Er freut sich, in Rheinfelden mit professionellen, hochkarätigen Solisten und Instrumentalisten sowie mit dem talentierten Chor aus Laiensängern zusammenzuarbeiten. Mit einigen Musikern und Solisten hat er bereits ein paar Mal musiziert und sie für die Produktion vorgeschlagen. Für Caspar Dechmann ist es nicht nur wichtig, dass ein Musiker sein Instrument sehr gut beherrscht und ein Solist hervorragend singen kann, sondern auch, dass er menschlich ins Team passt.

Er spricht von dem für Musiker wichtigen Spannungsfeld zwischen Präzision und Spontaneität. «Es reicht nicht, dass der Musiker genau hinschaut, was der Komponist geschrieben hat. Er muss auch verstehen, welche Idee der Komponist verfolgte.» Auch dass Musiker und Sänger ihre eigene Persönlichkeit mit einfliessen lassen, sei immens wichtig. Nur so können Musik und Gesang fantasievoll, temperamentvoll und berührend sein.

Ein gegenseitiges Geben und Nehmen
Das gemeinsame Musizieren, das gegenseitige Geben und Nehmen und das Aufeinanderreagieren gehören aus Sicht von Caspar Dechmann zu den schönsten Seiten seines Berufs. Er liebt es, die Musik zusammen mit den Sängern und dem Orchester immer wieder neu und lebendig entstehen zu lassen. Er spricht von einer «komplexen Vielschichtigkeit». «Dazu kommt das Zusammenspiel mit der Regie, die bei Bettina Dieterle in den besten Händen ist», ergänzt Dechmann.

Er denkt nach und sagt: «Ich bin ein Dirigent, der das Risiko liebt. Ich weiss, ich könnte mir das Leben auch viel einfacher machen. Aber wenn die Musik lebt, spontan und jeden Abend wieder anders ist, ist sie interessanter und macht mir mehr Spass.»

Eine Entscheidung nach der anderen
Der Dirigent kann während des Konzerts auch einmal Gänsehaut kriegen. Richtig gehen lassen, darf er sich aber nie. «In jeder Sekunde muss ich mehrere Entscheidungen treffen.» Da er sowohl das Orchester, als auch die Solisten und den Chor leitet, ist er auf verschiedenen Ebenen gefordert. «Das finde ich extrem spannend», sagt der Vollblutmusiker, «obschon es geistig und physisch sehr anstrengend ist.» Soviel pausenlose Präsenz und Konzentration seine Arbeit fordert, so wichtig sind Regenerationsphasen. Wenn immer möglich, versucht Caspar Dechmann zu genügend Schlaf und gesundem Essen zu kommen.

Mit zwei Produktionen am Zürcher Opernhaus, mehreren Auftritten mit seinem Zürcher Kirchenchor, einer grossen Produktion in Hombrechtikon und dem nahtlosen Übergang zur Produktion der Fricktaler Bühne in Rheinfelden sowie einigen weiteren Aufgaben war Caspar Dechmann in den letzten Monaten stark ausgelastet. «So ein Arbeitspensum ist eigentlich ‹gaga›», schmunzelt der Mann, dem auch bewusst ist, dass sehr viel Arbeit für einen freischaffenden Musiker ein Luxusproblem ist.

Caspar Dechmanns Berufswunsch war erst nach der Matur wirklich klar. Einerseits war er sich der Härte und Konkurrenz des Musikerberufs bewusst, und zudem war er immer vielseitig interessiert: an Kunst, Literatur und Geschichte. Doch schon während des Gymnasiums wurde die Musik für ihn immer wichtiger, und er investierte viel Zeit dafür. Er spielte Klavier und arbeitete gerne mit Sängern zusammen. Schliesslich entschied er sich doch, seiner grössten Leidenschaft zu folgen und Pianist zu werden. So nahm seine erfolgreiche musikalische Karriere ihren Lauf.

«Auch wenn ich Operetten liebe, würde ich gerne vermehrt Opern, zum Beispiel von Verdi, Wagner oder Puccini dirigieren», formuliert er einen kleinen Wunsch für die Zukunft. Hauptsächlich wünscht sich der 46-Jährige gesund zu bleiben und weiterhin als freischaffender Dirigent und Musiker arbeiten zu dürfen. Als Ausgleich zur Arbeit bereist der an der Weltgeschichte interessierte Mann gerne UNESCO-Welterbestätten.


Tickets sichern

Caspar Dechmann ist musikalischer Leiter der komischen Oper «Die lustigen Weiber von Windsor» (von Otto Nicolai), welche noch bis am 24. November durch die Fricktaler Bühne im Bahnhofsaal in Rheinfelden gespielt wird. Tickets und weitere Informationen unter fricktalerbuehne.ch. (jtz)


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