«Fussball ist meine Leidenschaft. Ich will ans Limit gehen»

  11.10.2019 Fussball, Porträt, Rheinfelden

Der Rheinfelder Ricardo Silva spielt für die «Blacks» in Basel

Der Rheinfelder Ricardo Silva ist ein leidenschaftlicher Fussballer. Seit diesem Sommer spielt er mit Black Stars Basel in der Promotionsliga. Das ist anspruchsvoll und Geld verdient man dabei keines. Ricardo Silva – Sohn portugiesischer Immigranten – ist daher froh, dass ihm seine Eltern immer einbläuten, eine gute Berufsausbildung sei das wichtigste.

Edi Strub

Wir haben uns für das Gespräch um fünf auf dem Sportplatz Pfaffenholz verabredet. Das ist das Trainingsgelände der ersten Mannschaft der Black Stars. Ricardo Silva kommt ein bisschen zu spät. Er hat eine dichte Agenda und ist so ständig unter Druck. Er arbeitet Vollzeit bei einer Versicherung in Liestal, wohnt diese Woche noch in Rheinfelden, hierauf bei seiner Freundin und baldigen Frau im Basler Gundeli. Dazu kommt der Sport: «Wir trainieren viermal in der Woche und am Wochenende ist dann meist ein Match. Um das alles hinzubekommen, muss man seine Zeit schon gut einteilen.» Letzthin hätten sie an einem Mittwoch für ein Auswärtsspiel nach Nyon fahren müssen. Um zwölf habe er im Geschäft Schluss machen müssen, dann wurde gemeinsam gegessen, bevor es mit einem Kleinbus Richtung Genfersee ging. «Der Match begann um halb acht, wieder zu Hause in Rheinfelden war ich nachts um halb zwei Uhr. Und am Morgen hiess es, wie jeden Tag, schon kurz nach fünf Uhr wieder aufstehen und ab ins Geschäft. Die verlorene Arbeitszeit für den Nyon-Match musste ich nachholen.»

Black Stars spielt seit Sommer in der Promotionsliga, in der dritthöchsten Liga in der Schweiz, gleich unter der Challenge-League. Das ist anspruchsvoll und verlangt vollen Einsatz. Dasselbe wird von Ricardo Silva am Arbeitsplatz erwartet. Er ist Teamleader im Innendienst. «Es ist eigentlich verrückt, das alles zu machen. Aber ich schaffe es jetzt schon seit acht Jahren», stellt Ricardo Silva lachend fest.

Voller Ehrgeiz
«Warum machst du das?» will der Journalist wissen. «Weil es eine Leidenschaft ist. Ich bin ein Wettbewerbsmensch, ich will immer ans Limit gehen. Sehen, was in mir steckt.» Am Anfang seiner Fussballerkarriere, als er von Rheinfelden via FC Concordia zum FC Basel kam, träumte er, wie die meisten der Burschen dort, Profi zu werden. Aber das hat sich dann schon in der U-18-Mannschaft zerschlagen. Sein Talent und Können reichten für eine Profikarriere nicht aus. Und so ging es weiter via SC Dornach zum Basler Quartierclub Black Stars.

Beim Treffen mit der NFZ sind die «Blacks» in der Promotionsliga auf dem dritten Tabellenplatz mit 18 Punkten aus 10 Spielen – noch vor den zweiten Mannschaften von Sion, Basel und Zürich, auch vor Bellinzona, das schon mal in der Nationalliga A (heute Super League) spielte. «Wer hätte das gedacht?» sagt Ricardo. «Wenn diese Mannschaften zu uns auf die ‹Blackmatte› kommen, können sie ihren Mannschaftscar kaum parkieren. Und umgekehrt, wenn wir mit unseren Mannschaftsbüschen zu ihnen fahren, kommen wir in superschöne Stadien mit bester Infrastruktur. Das sei schon cool, als Spieler eines Quartiervereins das mitzuerleben.»

Trotz des guten Saisonstarts gibt es an diesem Abend Schelte vom Trainer. Der Einsatz beim Match gegen Breitenrain am Wochenende sei ungenügend gewesen: «Zu wenig gelaufen, keine Ideen, keine Kommunikation», schimpft Trainer Tabakovic. Die Spieler lassen die Kritik mit gesenkten Köpfen über sich ergehen. Man habe ja immerhin unentschieden gespielt und einen Punkt geholt, entgegnet Kapitän Simon Dünki (ebenfalls aus Rheinfelden). Wahr ist aber auch: Die Ansprüche an die «Blacks» sind mit dem Aufstieg in die Promotionsliga und den vielen guten Spielen zu Saisonbeginn gestiegen.

Eng verbunden mit Rheinfelden
Ricardo Silva kommt aus einer portugiesischen Einwandererfamilie. Er hat noch immer nur einen portugiesischen Pass, fühlt sich mit Rheinfelden, wo er aufgewachsen ist, aber sehr verbunden. «In Rheinfelden habe ich meine Freunde, da ging ich in die Bezirksschule, da verliebte er sich zum ersten Mal. Da wohnen auch meine Eltern, denen ich sehr dankbar bin. Denn sie haben mich immer unterstützt, so gut sie konnten.» Immer wieder hätten sie ihn ermahnt, in der Schule fleissig zu sein und das Beste zu geben. Und so habe er nach der Bezirksschule die Fachmaturitätsschule in Basel absolviert und so für eine solide Berufsbildung gesorgt.

Zu Hause wurde Portugiesisch gesprochen, die Eltern waren einfache Arbeiter. Und in den Ferien ging es immer ins Heimatdorf der Eltern in der Nähe von Coimbra in Portugal. Darum fühlt sich Ricardo Silva auch als Portugiese. Wenn im Fussball Portugal gegen die Schweiz spielt, sei er für Portugal. Seine Freundin und angehende Frau, die keinen Migrationshintergrund hat, habe dann die Aufgabe, für die Schweiz zu jubeln. Im Herzen sei er jedoch beides: Schweizer und Portugiese. Und nicht zu vergessen: Rheinfelder. Wenn es mal aktuell werde, ausserhalb von Basel Wohnsitz zu nehmen, dann sei die Wahl für ihn klar: Zurück nach Rheinfelden.


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