Daten sind der Treibstoff der digitalen Welt

  10.09.2019 Stein, Wirtschaft

Fricktaler Wirtschaftsforum bei der Novartis in Stein

Einst war es das Erdöl, das der wichtigste Wirtschaftsfaktor war, nun sind es die Daten, die den Lauf der Dinge bestimmen. Doch wie gehen wir damit um? Wie setzen wir sie im Gesundheitsbereich ein? Wie schützen wir uns vor Datenkriminellen? Das waren die Hauptthemen des Fricktaler Wirtschaftsforums 2019.

Edi Strub/NFZ

Christian Fricker, Präsident Fricktal Regio und Eric Ammann, Mitglied der Standortleitung Novartis Pharma Stein AG, eröffneten das Wirtschaftsforum. Eric Ammann gab einen kurzen Einblick in die Tätigkeiten der Novartis und in den Standort Stein.

Regula Ruetz, Direktorin des Think Tanks metrobasel, stellte dar, wie grundverschieden man sich in Europa, in den USA und China in dieser neuen digitalen Welt bewegt: Die USA sind sehr innovativ und erfolgreich auf diesem Gebiet. Firmen wie Google, Facebook, Microsoft, Apple und Amazon sind innerhalb kürzester Zeit zu Datenriesen geworden. Ähnlich die chinesische Alibaba. Den Grund dafür sieht Regula Ruetz in einer unterschiedlichen Gewichtung: in Europa gibt es eine relativ strengen Datenschutz. Der kommerziellen Verwendung von Daten sind gewisse Grenzen gesetzt, während in den USA die kommerzielle Verwertung von Daten Vorrang habe vor dem Persönlichkeitsund Datenschutz.

China geht noch einen Schritt weiter – aus primär politischen Gründen. Das Verhalten des einzelnen Bürgers wird über Datensammlungen immer umfassender kontrolliert. Über ein Punktesystem wird der Chinese laufend beurteilt und im Zaume gehalten. Verhält er sich so, wie das Regime von ihm erwartet, erhält er auf seinem Datenblatt Punkte, mit denen es ihm dann leichter fällt, eine Wohnung zu bekommen, einen Kredit oder eine neue gut bezahlte Stelle zu erhalten. Umgekehrt wird er bestraft, wenn er sich «schlecht» verhält; er erhält keine schöne Wohnung, keinen Kredit und muss sich auch andere Annehmlichkeiten des täglichen Lebens ans Bein streichen.

Der verborgene Teil des Internets
Das zweite Hauptthema am Forum war Cybercrime: Marc Ruef, Mitinhaber von scip AG, einer Firma, die sich mit Datensicherheit befasst, gab Einblicke in das Funktionieren des Darknets. Auf diesem für die meisten Bürger verborgenen Teil des Internets geht es um Waffenschieberei, Drogen, Geld- und Ausweisfälschung, Auftragsmorde, Angriffe auf Websites und beispielsweise Kauf von chinesischen Babys oder Gorillas. Alles ist da zu haben oder wird zumindest angeboten. Ob man den gefälschten Ausweis oder den Gorilla aber je zu Gesicht bekommt, ist eine andere Sache. Oft werde nur kassiert, dann breche der Kontakt ab, sagt Marc Ruef.

Nicht freikaufen
Wie soll man reagieren, wenn jemand droht die Website des Unternehmens stillzulegen oder den Produktionsprozess mit Viren zu stoppen, war eine andere Frage. – Marc Ruef rät davon ab, sich freizukaufen. Das helfe sehr oft nicht und führe zu neuen Erpressungen und Drohungen. Besser sei, rechtzeitig vorzusorgen und die Daten und Produktionsanlagen fachgerecht zu sichern. Das müsse nicht Unmengen von Geld kosten, wenn man klug vorgehe und überlege, wo es heikle Zugänge gebe. Teuer werde es aber, wenn zum Beispiel bei einem Online-Händler das Geschäft während Tagen oder gar Wochen stillstehe, weil die Systeme nicht zureichend gesichert waren. Das könne Millionen kosten.

Nahe am Patienten
Anhand der personalisierten Zellund Gentherapie zeigte schliesslich Dorothea Ledergerber, Projektleiterin für Zell- und Gentherapie bei Novartis in Stein, den Umgang mit Daten konkret auf. Die Zell- und Gentherapie wurde in den letzten Monaten am Standort Stein neu aufgebaut und wird weiter ausgebaut. Aktuell sind 130 Mitarbeitende in diesem Bereich tätig. In ihrem Referat hielt Dorothea Ledergerber fest: «Unsere Mitarbeitenden sind so nahe am Patienten wie noch nie.». Novartis arbeitet direkt mit dem Blut, welches den Patienten in der Klinik entnommen, nach Stein transportiert, dort genetisch verändert und anschliessend wieder in der Klinik verabreicht wird. Bei solchen personalisierten Therapien, die unter anderem gegen Leukämie eingesetzt werden (Kymriah), ist der Umgang mit persönlichen Daten ein wichtiges Thema. Zum Schutz der Patienten verfügt der Produktionsstandort nur über die tatsächlich zur Herstellung nötigen Daten. Der persönliche Kontakt mit dem Patienten erfolgt lediglich in den Spitälern. Der Persönlichkeitsschutz der Patienten kann so gewährleistet werden.


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