«Ach, die Jugend von heute!»
05.07.2019 KommentarDie Schlussfeier der Bezirksschule war fröhlich und abwechslungsreich. Einzig die stark überspitze Aussage hinterlässt ein komisches Gefühl: Die Jugend, die ist ja sowieso nur am Handy. Nicht nur die Darbietungen der Schüler, vor allem auch die Rede des Schulleiters liessen den Eindruck entstehen, dass Jugendliche mehrere Stunden pro Tag am Handy verbringen und nur noch online miteinander kommunizieren. Das ist weit von der Wahrheit entfernt. Ja, «wir Jungen», wir verbringen Zeit am Handy. Wie könnten wir nicht? Wir kaufen Zugbillete, halten Kontakt mit anderen Leuten – Freunden, aber auch Verwandten, denen wir wohl ohne digitale Kommunikation weniger schreiben würden.
Dass manche Jugendliche diese Möglichkeiten missbrauchen und tatsächlich das Leben vergessen, ist nicht kleinzureden. Aber es handelt sich um eine Minderheit. Die Mehrheit der Jugendlichen benutzt Handys, um sich im Leben vieles zu erleichtern. Nachrichten online anstatt per Post zu verschicken, beispielsweise. Dass die Tatsache, dass wir unsere Handys mehr benutzen als ältere Generationen, den Blick auf die Jugend trübt, ist enorm schade. Denn die Jugend ist mehr als eine Horde Handysüchtiger. Jugendliche sind in vielen Bereichen wichtig und aktiv. Aktiv in Vereinen wie der Pfadi, der Jugi oder Jungschi, aktiv in Jungparteien, aktiv dabei, die Zukunft zu gestalten.
Deshalb sollten sich Jugendliche nicht immer wieder gegen handybezogene Vorurteile wehren müssen. Handys und soziale Medien sind Teil der Gegenwart, das lässt sich heute weder abstreiten noch ändern. Dass dies aber die Jugend heute ignoranter oder gleichgültiger werden lässt als junge Generationen vor ihr, ist realitätsferner als die angeblich handysüchtigen Jugendlichen. Indirekt zeigt das auch die Feier der Bez. Denn die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sind doch der beste Beweis dafür, dass «die Jugend von heute» eigentlich schon eine tolle Generation ist.
Andrea Marti ist Praktikantin bei der Neuen Fricktaler Zeitung