Das Zünglein an der Waage
30.07.2019 Möhlin, SportWasserfahrverein Ryburg-Möhlin: haarscharf am Podest vorbei
Die Wasserfahrer können in Aarburg ihren Schweizermeistertitel nicht verteidigen. In den Einzelwertungen fahren Thomas Hasler und Martin Küng bei den Aktiven auf Rang drei, gleiches gelingt dem Duo Reto Wunderlin und Sven Weidmann bei den Senioren.
Ronny Wittenwiler
Zwischen Gold und Leder liegt manchmal höchstens eine Schiffsbreite; zwischen Platz drei und Platz vier war es gerade Mal ein Wimpernschlag. Der Wasserfahrverein Ryburg-Möhlin machte am Wochenende diese Erfahrung zu seinen Ungunsten.
«Natürlich sind wir etwas enttäuscht. Wir wären nach 2013 und 2016 gerne zum dritten Mal hintereinander Schweizermeister im Paarwettfahren geworden», sagt Fahrchef David Indolese. Es sollte nicht sein. Elf Sekunden fehlten zur Titelverteidigung, in der Endabrechnung resultiert der vierte Platz in der Vereinswertung. Ein Blick auf die Rangliste zeigt zudem, wie knapp Ryburg-Möhlin am Podest vorbeischrammte. Mit einer Gesamtzeit von 21:40,0 war man gerade Mal zwei Zehntelsekunden langsamer als der Drittplatzierte WFV Rupperswil (21:39,8).
Küng/Hasler die Vereinsbesten
Medaillen umhängen lassen durften sich dennoch zwei Teams aus den Reihen der Möhliner. Das Fahrerpaar Martin Küng und Thomas Hasler konnte seinen Wettkampf mit dem dritten Rang bei den Aktiven belohnen. Gestartet waren dort nicht weniger als 91 Wettkampfpaare. «Das war eine ganz starke Leistung», freut sich Indolese, «ihnen gelang es umzusetzen, was sie bereits in den Trainings auf dieser Strecke zeigten.» Mit 4:07,8 waren sie zudem die Schnellsten aus den Reihen der Möhliner. Dem Bruderpaar Pascal und Fabian Sacher gelang mit 4:13,1 ebenfalls eine starke Fahrt bei den Aktiven. Sie holten mit dieser Zeit den sechsten Rang – und den begehrten Kranz. Bei den Senioren sicherten sich Reto Wunderlin und Sven Weidmann ebenfalls Bronze (Zeit: 4:17,1). Gewohnt ist man von ihnen, dass sie sich mit eiserner Regelmässigkeit ganz vorne in der Rangliste einreihen, trotzdem ist dieser dritte Platz hoch zu werten. Wunderlin/Weidmann stiegen in den Wettkampf, ohne eine einzige gemeinsame Trainingsfahrt absolviert zu haben. «Sie haben sich dieser Herausforderung gestellt und einmal mehr ihre Erfahrung demonstriert», sagt Indolese.
Hirter/Hirter: Kranz und Enttäuschung
Die Geschlagenen aus Möhliner Sicht waren an diesen Schweizermeisterschaften die Brüder Thomas und Christian Hirter. Rang zehn bei den Veteranen reichte zwar gerade noch für einen Kranz, mit ihrer Zeit von 4:43,4 und einem Rückstand von 35 Sekunden auf Rang eins konnten sie in keiner Weise zufrieden sein. Ausgerechnet bei ihnen – selbstverständlich aus Möhliner Sicht – hatten sich die Tücken auf diesem Flussabschnitt bemerkbar gemacht. Pascal Sacher, Präsident vom WFV Ryburg-Möhlin, sagte bereits vor Wochenfrist und im Hinblick auf die Schweizermeisterschaften auf der sogenannten Aarewaage: «Je nach Zeitpunkt ändern die Strömungsverhältnisse enorm, so, dass plötzlich andere Kräfte auf den Weidling einwirken. Gewisse Dinge lassen sich dort nicht steuern und man braucht ganz einfach auch ein bisschen Glück.» Just dieses Glück hatten Hirter/Hirter nicht – für einen Moment erlitt ihr Weidling in der Gegenströmung quasi Stillstand. «Sie hatten oft in Aarburg trainiert und gehofft, es würde nach ganz vorne reichen», sagt Fahrchef Indolese und weiss: «Normalerweise wäre für sie eine Zeit von rund 4:10 drin gelegen.»
Ein Schelm, wer nun zu rechnen beginnt und feststellt, wie sehr eine grundsätzlich budgetierte Top-Zeit von Hirter/Hirter die Vereinswertung pulverisiert hätte. Aber eben nur: hätte. Und der Fahrchef, ohnehin, möchte festgehalten haben: «Dieser Sport findet nun mal draussen statt. Wir durften auf einer spannenden Strecke die Wettkämpfe austragen, übers Ganze gesehen herrschten für alle ähnliche Bedingungen.» Manchmal sind es eben die kleinen Details, die Gold und Leder voneinander trennen. Wie heisst es so schön: Das Zünglein an der Waage. Passt hier hervorragend.
Neuer Schweizermeister in der Vereinswertung ist der AWS Birsfelden. Neben Ryburg-Möhlin startete mit dem Rheinclub Rheinfelden ein zweiter Fricktaler Verein. Es resultierte der 17. Rang. Insgesamt nahmen 29 Vereine teil.