«Ich übernehme unglaublich gerne Verantwortung»

  23.06.2019 Musik, Rheinfelden

Katharina Arfken spielt seit über 30 Jahren im Freiburger Barockorchester

Die Oboistin Katharina Arfken aus Rheinfelden hat schon viele Konzertsäle auf der ganzen Welt bespielt. Studierende an der Fachhochschule Nordwestschweiz zu unterrichten liebt sie genauso wie das Spielen grosser Konzerte.

Janine Tschopp

«O holder Tag erwünschte Zeit» und «Unser Mund sei voll Lachens» von Johann Sebastian Bach sind Kantaten, die Katharina Arfken vor wenigen Tagen mit dem Freiburger Barockorchester am Bachfest in Leipzig gespielt hat.

Europa, Asien, Amerika, Lateinamerika, Australien, Neuseeland…. Die Oboistin, die seit 1998 in Rheinfelden wohnt, kennt viele Destinationen. Insbesondere deren Konzertsäle, denn seit über 30 Jahren ist sie mit dem Freiburger Barockorchester unterwegs.

Vor ein paar Monaten entschied Katharina Arfken den Status beim Orchester vom festen Mitglied zum Gast umzuwandeln. Die Mutter von zwei Kindern im jugendlichen Alter ist froh, dadurch Freiheit gewonnen zu haben. «Es ist wichtig, in der Zeit, während die ‹Weichen neu gestellt werden› daheim zu sein», findet die Berufsmusikerin. Zudem legt sie heute, nach den intensiven Jahren im Orchester, ihren Schwerpunkt auf solistische Aufgaben, wie zum Beispiel Kammermusik. So wirkt sie bei der DVD-Einspielung sämtlicher Bach-Kantaten der Bachstiftung St. Gallen mit.

«Es war eine ganz fantastische Zeit»
1989, also in den Anfangsjahren des Freiburger Barockorchesters, stiess Katharina Arfken dazu und war während drei Jahrzehnten ein tragendes Mitglied. «Es war eine ganz fantastische Zeit», blickt sie zurück. Kaum vorstellbar, dass die Musiker des berühmten Orchesters in den Anfangszeiten ohne Gage spielten. Zwischenzeitlich hat das Freiburger Barockorchester Anfragen von Veranstaltern aus der ganzen Welt. Wie kam es, dass das Orchester nach kurzer Zeit bereits sehr erfolgreich war und heute auf der ganzen Welt gefragt ist? «Weil das Orchester aus einer Gruppe Menschen besteht, die mit grossem Enthusiasmus, Leidenschaft, Herzblut und Perfektionismus auf hohem Niveau Musik machen.»

Hochleistungssport
Katharina Arfken spricht von «Hochleistungssport», den sie als Musikerin in den letzten 30 Jahren betrieben hat. Abgesehen von der intensiven Reisetätigkeit wird auch der Druck im Laufe einer Musikerkarriere immer grösser. «Als Bläserin spielt man fast immer solistisch und ist stark unter Beobachtung. Der Leistungsdruck wird immer grösser», erklärt die 59-Jährige. Der Druck wirke sich stark auf das Nervenkostüm der Musiker aus. Aus diesem Grund gebe es einige, die ihre Karriere vorzeitig beenden. Burn-Outs seien in Musikerkreisen keine Seltenheit.

«Ich liebe es», sagt Katharina Arfken aber ganz klar und spricht von ihrem Leben als Musikerin. Als Solistin exponiert zu sein, hat für sie auch Sonnenseiten. «Ich stehe zwischendurch gerne im Rampenlicht und übernehme unglaublich gerne Verantwortung. Wenn ich das nicht machen darf, bin ich ganz unglücklich», sagt die leidenschaftliche Oboistin. Zudem ist sie auch angetan von ihrem Instrument. «Ich finde es schön, mit dem Atem zu arbeiten. Die Oboe ist ein expressives Instrument, mit welchem man beim Spielen singen kann. Mein Ziel ist es, mich auf meinem Instrument auszudrücken.» Die Musikerin zeigt der Journalistin eine Konzertkritik der Badischen Zeitung vom Oktober 2008, in welcher unter anderem zu lesen ist: «Katharina Arfkens warmer und weit schwingender Oboenton macht aus Alessandro Marcellos Concerto in d-Moll eine kammermusikalische Kostbarkeit.»

«Sicher nicht klassisch»
Aufgewachsen ist die Musikprofessorin in Ostfriesland. Auch wenn sie schon früh Oboe spielte, konnte sie sich in ihrer Jugend nicht vorstellen, in eine klassische musikalische Richtung zu gehen. Viel mehr interessierte sie sich für Rockmusik, Jazz und für Politik.

In Essen absolvierte sie eine Ausbildung zur Musikinstrumenten-Bauerin. Sie baute und spielte Renaissance-Instrumente. So kam sie übers Bauen von Pommern und Schalmeien, den Vorläufern der Oboe in der Renaissance, zum Spielen. «Irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich Instrumente bauen oder spielen will.» Sie entschied sich fürs Spielen und studierte Barockoboe und klassische Oboe in Basel und Den Haag. «Ich war nicht die klassische Musikstudentin», betont sie. In Basel spielte sie Saxophon in einer Rockband. Zu Gunsten des Freiburger Barockorchesters gab sie die Rockband auf.

Konzertieren und Unterrichten
Schon während ihres Studiums gab sie Musikunterricht. Seit vielen Jahren führt Katharina Arfken die Oboenklasse an der Schola Cantorum Basiliensis der Fachhochschule Nordwestschweiz und gibt Meisterkurse in verschiedenen Ländern. «Es ist toll, mit jungen Menschen zu arbeiten», sagt sie. Sie kenne die Probleme der Musiker sehr gut aus eigener Erfahrung. «Ich gebe viele praktische Tipps und motiviere sie beispielsweise, dass es möglich ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.» Katharina Arfken betont: «Wenn man einen Partner hat, der das mitträgt, ist es möglich und sehr befriedigend, mit Kindern Berufsmusikerin zu sein.»

Die Musikerin hat Freude daran, einerseits zu unterrichten und andererseits selbst Konzerte zu spielen. Abgesehen davon, dass ihr das Unterrichten grossen Spass bereitet, sei es auch schwierig nur von Konzerten zu leben. «Dann muss man jede Anfrage annehmen und ist pausenlos unterwegs», schildert sie.

So sehr sie ihren Beruf liebt, empfiehlt sie jedem, sich den Schritt, das Hobby zum Beruf zu machen, gut zu überlegen. Auch wenn man sich als Musiker keine schönere Karriere als diejenige von Katharina Arfken vorstellen kann, ist es Hochleistungssport. Hochleistungssport, der Energie kostet, aber auch viel Energie gibt, und der schon Tausenden von Zuhörern wunderschöne Stunden musikalischen Hochgenusses bescherte.


Konzerte in der Region

Am 18. September 2019, um 18.15 Uhr spielt Katharina Arfken in der Predigerkirche in Basel Kammermusik mit dem Ensemble «La Floridiana». Am 8. Februar 2020, um 18 Uhr spielt sie als Solistin in der Kurbrunnen-Anlage in Rheinfelden mit dem Capriccio-Barockorchester. (jtz)


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