Das Rätsel um «Belindas Loch»
11.01.2019 NordwestschweizPro Natura will der Sache auf den Grund gehen
Stefan Haller
HABSBURG. Am 18. Juni 2017 verschwand das Rind «Belinda» im Habsburger Untergrund und wurde in einer dramatischen Rettungsaktion mit Feuerwehr und Zürcher Grosstierrettung unverletzt aus dem dunklen Loch herausgehievt. Seither glaubten die Fachleute bereits mehrmals erraten zu haben, worum es sich bei dem eigenartigen unterirdischen Bau handelt. Doch immer wieder sprachen neue Fakten gegen noch so logische Erklärungen. Nun soll das Rätsel endgültig gelöst werden. Doch für die Umsetzung fehlt immer noch Geld, wie Pro Natura in einer Pressemitteilung schreibt.
Etwas Besonderes muss es sein
Pro Natura Aargau will das Gewölbe über dem kubischen Zugangsschacht zur geheimnisvollen Höhle so sichern, dass das hinuntergestürzte Material gefahrlos gehoben und der Grund untersucht werden kann. Dort vermuten die Archäologen nämlich Gegenstände, welche Datierung und Zweck der Baute definitiv klären würden. Was jetzt schon feststeht: Etwas Besonderes muss es sein, wenn Historiker, Denkmalpfleger und Archäologen keine Parallelfälle kennen. Nach Sicherung und Aushub soll der Einstieg mit einer langfristig witterungsfesten Einrichtung so verschlossen werden, dass ohne Bewilligung und Begleitung nur Fledermäuse den Weg in den Untergrund finden. Sobald die Ausgrabung ausgewertet ist, wird entschieden, was aus den eigenartigen Räumen werden soll.
Wie Wände eines luxuriösen Badezimmers
Als Überwinterungsquartier für Fledermäuse könnten sie allemal dienen, denn die Räume sind frostfrei. Doch könnte auch die 160 Millionen Jahre alte Geschichte, welche an den Wänden ablesbar ist, zugänglich gemacht werden? Die Schichten, welche sich einst über Jahrzehntausende im tropischen Klima des Jurameers ablagerten, wurden im Zuge der Alpenfaltung geschwungen verformt und senkrecht gestellt. Sie wirken wie die Wände eines luxuriösen Badezimmers. Soll dieser «Geotop» Anschauungsobjekt der langen Geschichte vor der des europäischen Herrscherhauses der Habsburger öffentlich werden? Soll er Teil des nahen Geopfades werden, der zur 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft geschaffen wurde? Oder eignen sich die Höhlen gar als Nebenerwerb für Belindas Chef? Soll der innovative Landwirt im gleichmässig kühlen Klima exklusive Habsburger Champignons züchten? Oder könnten in den wunderbar kühlen Räumen vielleicht Gäste des Burgrestaurants im Hochsommer die Gläser klingen lassen? Der Ideen und Möglichkeiten sind genug. Nun soll Geld für Sanierung, Aushub und Untersuchung gesammelt werden. «Pro Natura Aargau hat daher auch auf der Seite ‹Lokalhelden. ch› eine Sammelaktion gestartet», erklärt Matthias Betsche, Präsident von Pro Natura Aargau.