O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu…
08.12.2018 MettauertalChristbäume aus der Region – Der Verkauf verbindet Generationen
«Der Aufwand für die Pflege von Christbaumkulturen ist etwa zu 70 Prozent gleich gross, wie jener für Reben», sagt Wendelin Ebnöther aus Mettau. Dennoch: Er macht es seit 34 Jahren mit Liebe. Und der Hofverkauf ist jeweils ein Erlebnis für ganze Familien.
Bernadette Zaniolo
Er ist Klassiker und trendig zugleich: der Christbaum aus regionalen Wäldern und Kulturen. Dies obwohl er seine volle Pracht in der Stube erst durch das Schmücken entfaltet. «Das macht bei uns seit vielen Jahren meine Frau», verrät Wendelin Ebnöther. «Etwa fünf Stunden braucht Marlen schon», ergänzt er mit leuchtenden Augen. Sie strahlen wie diese von Kindern. Apropos Kinder: Seine 140 Aren Nordmannstannen sind für den 59-Jährigen aber fast wie Kinder; seine besonderen Schützlinge.
«Der Aufwand für die Pflege von Christbaumkulturen ist etwa zu 70 Prozent gleich gross, wie jener für Reben», hält Ebnöther fest. Seit 34 Jahren hegt und pflegt er Christbäume.
Im Alter von 24 Jahren hatte Wendelin Ebnöther, der damals auf dem Bau arbeitete, die Möglichkeit, in Etzgen Land, das vorwiegend mit Blautannen bestückt war, zu kaufen. Das Angebot lag bei 62 000 Franken. «Meine Eltern haben mich finanziell unterstützt, sonst wäre der Kauf nicht möglich gewesen», betont er. 1985 übernahm er den Hof von seinen Eltern auf dem Mettauerberg. Bereits 1984 erhielt er von Georg Müller, Alt-Förster von Oberhofen, den Auftrag zur Lieferung von 2200 Weihnachtsbäumen.
Der Mehrwert: Gespräche und Gemütlichkeit
Seit 20 Jahren führen Wendelin und Marlen Ebnöther-Probst auf dem Mettauerberg einen Hofverkauf für Weihnachtsbäume durch. Ein Erlebnis für ganze Familien. Bei Kaffee, Tee, Glühwein und Guetzli wird es gemütlich; Wärme erfüllt die Herzen. Und gemäss Wendelin Ebnöther erinnert sich dabei so mancher junge Familienvater: «Hier war ich schon mit meinem Vater.» Die Menschen kommen ins Gespräch; Freunde und Verwandte, die sich sonst durchs Jahr nicht oder selten sehen, treffen sich hier. Ein kleines Volksfest. Man nimmt sich Zeit; ein «Geschenk» das nachhaltig wirkt.
Nachhaltig beziehungsweise ökologisch bewirtschaftet Wendelin Ebnöther auch seit Jahren seinen Landwirtschaftsbetrieb, welcher aus Ackerbau, Wiesland und Wald besteht. «30 Prozent ist ökologische Ausgleichsfläche», so Ebnöther. Das sind von seinen 30 Hektaren, die er bewirtschaftet, zehn Hektaren. Besonders stolz ist er auf die Q2-Wiesen (höchste Qualität). Sie sind vor allem für Wildbienen sehr wertvoll, «aber auch für die Artenvielfalt», sagt Wendelin Ebnöther, der 1998 den ersten Vertrag mit der Agrofutura für ökologische Massnahmen abschloss. Freude bereitet ihm auch das «Leben», das er in so manchem seiner erbauten Steinund Asthäufen vorfindet.
Der Hofverkauf bei Wendelin und Marlen Ebnöther-Probst auf dem Mettauerberg (Gemeinde Mettauertal) findet am Samstag, 8. und Sonntag, 16. Dezember, jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr statt. Wer verhindert ist, kann unter 062 875 25 57 oder 079 226 51 47 einen Termin vereinbaren.
Grosser Sauerstoff-Lieferant und Sicherung von Arbeitsplätzen
Eine Hektare Weihnachtsbaumkultur bindet gemäss der «IG Suisse Christbaum» während der Wachstumszeit von über zehn Jahren bis zu 145 Tonnen CO2 «und produziert gleichzeitig bis zu 105 Tonnen Sauerstoff». Viele Tierarten schätzen die Kulturen als Rückzugsort. Wendelin Ebnöther hat auf dem Mettauerberg (Gemeinde Mettauertal) 140 Aren einheimische Nordmannstannen. Diese werden direkt ab Hof vermarktet; aber auch auf dem Markt in Zürich-Oerlikon. «Bereits zum 24. Mal», sagt Ebnöther. Die kleinsten Christbäume, jene mit einer Grösse von 50 Zentimetern, werden für Orte wie Gräber, Altersheim, Kinderzimmer oder etwa Clubhaus gebraucht.
Die meist verkauften Bäume haben eine Grösse zwischen 140 bis 180 Zentimetern; vereinzelt auch bis fünf Meter.
Ebnöther ist der IG Suisse Christbaum angeschlossen. Dieser gehören rund 150 Mitglieder an. Gemäss Ebnöther ist der Detaillist Coop der grösste Abnehmer von Christbäumen aus der IG. Coop mache «harte Auflagen», die von einer von Coop bestimmten und zertifizierten Firma überprüft würden.
Vor fünf Jahren konnte auch Ebnöther das erste Mal über die IG Christbäume liefern. «Doch wenn man einmal nicht liefern kann, dann muss man wieder hinten in der Kette anstehen», so Ebnöther.
Vom Mettauerberg in die Stube
Der Christbaumproduzent aus Mettau verkaufte in den letzten Jahren durchschnittlich 400 bis 500 Bäume pro Jahr; nur ein kleiner Teil davon geht in den Grosshandel. Die Blautannen bezieht er mittlerweile von einem Verwandten in Zeihen. Der Boden in Etzgen sei zwar für Blautannen sehr gut gewesen, aber der Ort sei schlecht überschaubar gewesen, weshalb er den Standort aufgegeben habe.
Im Jahr 2008 pflanzte Ebnöther erstmals im «Güechübel» auf dem Mettauerberg Nordmannstannen an; 3000 Stück. 2011 kam gleich daneben eine weitere Anlage dazu.
Die Tannen müssen laut Ebnöther gedüngt werden, da die Böden Magnesium benötigen. Auch die Trieblänge muss reguliert werden; dies macht er mit einer sogenannten Top-Stopp-Zange aus Dänemark. Pro Kranz darf das Wachstum nicht mehr als 50 Zentimeter pro Jahr betragen. Im Frühling 2018 hat Ebnöther 400 Nordmannstannen gepflanzt. «Ich habe ihnen drei Mal Wasser geben und rechtzeitig Dünger», sagt er, angesprochen auf die grosse Trockenheit in diesem Jahr. Generell hätten die Frühsaaten gute, wenn auch keine Spitzenerträge gebracht.
Für Landwirte und Forstbetriebe ist die Christbaumproduktion eine wichtige Einnahmequelle. Und sie sichert Arbeitsplätze in der Region. Beliebt sind auch Weihnachtsbäume aus dem Jurapark. «Dadurch, dass die Bäume frisch geschlagen werden, duften sie intensiv und halten lange», heisst es auf der Internetseite des Juraparks Aargau. Und: «Die Forstbetriebe sind FSC-zertifiziert und garantieren eine umweltgerechte und wirtschaftlich tragbare Waldwirtschaft.» Weitere Infos zu Weihnachtsbäumen aus dem Jurapark gibt es auf deren Homepage.
Übrigens: Laut überliefertem Volkswissen sollten Tannen drei Tage vor dem elften Vollmond des Jahres geschlagen werden. Wie Ebnöther gegenüber der NFZ sagte, seien dann die Saftbahnen «ruhig». (bz)