Eine sportliche Sensation

  18.12.2018 Möhlin

An den Tennis Schweizer Meisterschaften der Elite in Biel hat der 15-jährige Jérôme Kym aus Möhlin für Furore gesorgt: Als ungesetzter Spieler erreichte er das Endspiel und schlug auf dem Weg dahin gleich drei gestandene Profispieler. Im Final traf Kym auf Titelfavorit Henri Laaksonen, der schon zu den Top 100 der Welt gehörte.

Als Nummer 31 der Schweiz war Jérôme Kym einer der letzten Spieler, die den direkten Sprung ins Hauptfeld der nationalen Titelkämpfe in Biel geschafft haben. Entsprechend startete der Youngster aus Möhlin als krasser Aussenseiter ins Turnier. Vor allem auch deshalb, weil er in den letzten Monaten nicht wie gewünscht auf Touren gekommen war. «Ich hatte mich nicht getraut, mein aggressives Spiel richtig aufzuziehen und habe stattdessen zu viel überlegt auf dem Platz. So kam eine kleine Negativserie», so Kym. Für die Schweizer Meisterschaften nahm er sich daher lediglich vor, sein Bestes zu geben.

Kym setzt zum Höhenflug an
Nach dem Sieg in der ersten Runde gegen den Qualifikanten Nicolas Parizzia (N3, 42) setzte Kym dann aber zum Höhenflug an. Im Achtelfinal bezwang der fünffache Junioren-Schweizer-Meister den als Nummer sieben gesetzten Vullnet Tashi (N2, 14) gleich mit 6:3, 6:3. Tashi hat in diesem Jahr immerhin seinen ersten Final auf Profistufe erreicht und hat die Top 800 der Welt geknackt. Im Vergleich dazu: Kym hat derzeit noch kein ATP-Ranking und wird in der U18-Juniorenweltrangliste als Nummer 327 geführt. «Mitte des zweiten Satzes habe ich begonnen, richtig gut zu spielen und mein Selbstvertrauen kam zurück», sagte Kym.

Exploit gegen Davis Cup Spieler Hüsler
In der darauffolgenden Runde wartete mit Adam Moundir erneut ein Profispieler. Der Luzerner setzt seit diesem Sommer voll auf die Karte Tennis und hat sich in den letzten Monaten in der Weltrangliste bis auf Rang 725 nach vorne gekämpft. Doch auch gegen Moundir, der in der Runde davor Titelverteidiger Sandro Ehrat (N1, 4) geschlagen hatte, verliess Kym den Platz als Sieger. Mit 7:5, 7:6 setzte er sich durch und qualifizierte sich für den Halbfinal.

Marc-Andrea Hüsler (N1, 5) hiess sein Gegner dort. Der Zürcher ist aktuell die Nummer 417 der Welt und absolvierte in diesem Jahr bereits mehrere Einsätze für das Schweizer Davis Cup Team. Auch er war im Duell mit Kym eigentlich der klare Favorit. Doch einmal mehr bewies Jérôme Kym, dass er sich von grossen Namen nicht aus dem Konzept bringen lässt. Auch nachdem er den ersten Satz mit 5:7 verloren hatte – dies nachdem er bei eigenem Aufschlag mehrere Bälle zur 5:2-Führung vergeben hatte – kämpfte er weiter. Und der Einsatz wurde belohnt: Kym gewann das Spiel mit 5:7, 7:6, 6:4. «Gegen Moundir und gegen Hüsler habe ich unglaublich gut gespielt. Es ist schon ein geiles Gefühl, so starke Spieler schlagen zu können.»

Gänsehaut im Final
Und plötzlich fehlte Jérôme Kym nur noch ein Sieg zum ganz grossen Triumph. Sein Gegner allerdings war der grosse Titelfavorit Henri Laaksonen, der bereits einmal zu den Top 100 der Welt gehört hat und derzeit der Teamleader im Schweizer Davis Cup ist. «Ich wollte unbedingt einmal gegen Laaksonen spielen», so Kym. «Dass das diese Woche im Final klappen würde, kam für mich völlig unerwartet. Aber es war eine grossartige Erfahrung. Ich hatte richtig Gänsehaut, wenn die Leute für mich geklatscht haben. Der Support im Final war viel grösser als beispielsweise in der ersten Runde, die ich auf dem hintersten Platz in der Halle bestritten habe.»

Im Duell mit Laaksonen fehlt Kym dann aber etwas die Spritzigkeit nach den kräftezehrenden Matches in den vorangegangenen Tagen. Obwohl er in den Ballwechseln gut mithalten konnte, musste er sich Laaksonen mit 2:6, 3:6 geschlagen geben. «Ich habe gesehen, dass auch zu diesen Spielern nicht viel fehlt. Ich bin auf einem sehr guten Weg, aber ich brauche noch viel mehr Erfahrung. Mit meiner Woche bin ich aber natürlich sowieso mehr als zufrieden», freut sich der frisch gebackene Vize-Schweizermeister.

Halbfinal für Paroubek
Die fünf weiteren Aargauer Starter an der Schweizer Meisterschaft in Biel mussten ihre Ambitionen allesamt frühzeitig begraben. Muhamed Fetov (N3, 32), Jonas Schär (N3, 34) und Chelsea Fontenel (N3, 41) verloren ihr Auftaktspiel, für Sophie Lüscher (N4, 47) und Alexander Sadecky (N2, 30) war das Turnier in der zweiten Runde vorbei. Erfolgreicher war dafür die Aargauer Vertreterin bei der Club Champion Trophy, dem Kräftemessen der besten Clubmeister des Landes. Michelle Paroubek (R1, TC Brugg) erreichte bei den Aktiven das Halbfinale – und das obwohl sie eigentlich bereits in der Kategorie 40+ hätte antreten können und dort die grosse Favoritin auf den Titel gewesen wäre. (mgt)


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