Beim Feuerverwehrverein Münchwilen fliegen die Stiefel
11.09.2018 MünchwilenBereits zum zweiten Mal massen sich in Münchwilen Sportler beim «Stiefel Weitwurf Wettkampf», die Sportlerinnen bekamen diesmal ihre eigene Wertung. Trotz beachtlicher Weiten ist die internationale Bühne aber kein Thema.
Martina Proprenter
Ein sportlicher Wettkampf mit Dorffest-Charakter bot sich am Sonntag auf dem Sportplatz in Münchwilen. Vor der Sonne geschützt sassen Familien mit Kindern zusammen, liessen sich vom Feuerwehrverein bewirten und schmunzelten über das, was sich auf dem Rasen abspielte. Angeregt diskutierten Sportlerinnen und Sportler, welche Wurftechnik wohl am besten sei. Sich schnell drehen wie beim Hammerwurf? Oder doch lieber aus dem Stand, mit beiden Händen über den Kopf? Was mit Sportgeräten wie Diskus oder Kugeln bestens funktioniert, scheitert hier aber schlicht an der fehlenden Aerodynamik. Denn ein Gummistiefel ist alles andere als schnittig im Flug. So fliegen die Treter mal höher als weit oder so seitlich, dass die Zuschauer lachend die Köpfe einziehen.
Stiefel streng nach Norm
Woher diese Sportart kommt, ist nicht verbrieft. Der Überlieferung nach sollen finnische Seeleute im 19. Jahrhundert das Spiel erfunden haben, seit 1975 ist der Gummistiefelweitwurf in Finnland eine offizielle Mannschaftssportart.
Befolgt wird dabei ein Reglement von 1910, erzählt OK-Gesamtleiter Mike Bosshard. Männer werfen einen Stiefel der Grösse 43 (950 bis 1050 Gramm), Frauen Grösse 38 (650 bis 750 Gramm). «Es war eine Herausforderung, einen Stiefel nach Norm zu finden», erinnert sich Bosshard.
Im Ursprungsland Finnland hätte Nokia genormte Stiefel produziert, heute schwören internationale Teams auf italienische Hersteller, durch Zufall fand das OK heraus, dass auch die Schweizer Firma Landi passende Modelle hat. Eingeladen hatte man «den gesamten Kanton», gekommen waren 57 Männer und Frauen aus den umliegenden Gemeinden, 20 Teams gingen zudem an den Start.
WM ist kein Thema
Trotz der eindeutig spassigen Ausrichtung des Wettkampfes, nehmen es die Organisatoren mit den Regeln und der Tradition des Sports sehr genau. «Wir könnten sogar an der WM teilnehmen», weiss Bosshard. Vor mehr als 20 Jahren hatte er die Weltmeisterschaften im Stiefelwerfen im Fernsehen gesehen, so Gefallen an der skurrilen Sportart gefunden. Doch wie in jedem Sport, müsste auch beim Stiefelwerfen trainiert werden. «Viele werfen heute erst das zweite Mal», lacht Bosshard, «nach einem Jahr Pause.»
Mit Siegesweiten über 32,73 Metern von Ramon Trittenbach und 20,15 Metern von Janine Bührer liegen die Aargauer daher deutlich hinter dem internationalen Ranking, ein Schweizer Ranking gibt es nicht. Die International Boot-Throwing-Association, der finnische Dachverband, listet nationale und Weltrekorde, die mehr als doppelt so weit sind. Bei den Frauen liegt dieser bei 49,35 Metern, bei den Männern bei 68,03 Metern.
Rangliste: Mannschaften: 1. 3 Kurze (77,38 Meter), 2. Meisi (74,12 Meter), 3. Rüti (72,42 Meter). Sieger im Stechen: Ramon Trittenbach (32,73 Meter) und Janine Bührer (20,15 Meter)