Was ist typisch schweizerisch?

  03.08.2018 Hornussen

Das Feuerwerksverbot im Kanton Aargau trübt die Feststimmung in Hornussen nicht. In seiner Rede erinnerte Regierungsrat Urs Hoffmann daran, dass der Bundesfeiertag ein Tag ist um dankbar, aber auch demütig zu sein.

Martina Proprenter

Wie lange die Bundesfeier schon so zusammen gefeiert wird, konnte sich keiner so recht erinnern. «Schon immer», war die achselzuckende Antwort. Für Gemeindeammann George Winet ist das Fest ein guter Anlass, um Jung und Alt, Neuzugezogene wie Alteingesessene zusammen zu bringen. Eine offene Einladung zum geselligen Beisammensein. Besonders die Jüngsten der 900-Einwohner-Gemeinde tobten ausgelassen über den Platz und freuten sich über ihre Gratiswurst, erstmals serviert vom Füürwehrverein, der die Bewirtung von den Landfrauen übernommen hatte.

«Ich habe einen Redner eingeladen, dann muss ich nicht reden», scherzte Winet. Er versuche immer, für die Einwohner etwas Besonderes zur Bundesfeier zu organisieren und freute sich daher besonders, Regierungsrat Urs Hofmann als Redner gewonnen zu haben. In seiner rund 15-minütigen Rede gab dieser nicht nur einen historischen Rückblick über die Besonderheit des Fricktals, sondern regte auch zum Nachdenken an. «Zufälle haben in den letzten Jahrhunderten oft über Glück und Unglück von Menschen entschieden», sagte Hofmann, der sich während der Lektüre eines Buches zum Dreissigjährigen Krieg auch Gedanken über das Fricktal und Hornussen gemacht habe.

Auch das Fricktal sei immer wieder durch Krieg und Raubzüge in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Verdienst der Vorfahren sei es, dass die Menschen im Fricktal nun schon seit 216 Jahren in Frieden und auch in Wohlstand leben konnten, erinnerte er. Dennoch ist die Gesellschaft stets im Wandel, zentrale Fragen des Zusammenlebens wandeln sich und auch das Selbstverständnis ist nichts unumstössliches: «Was typisch schweizerisch ist, ist gestern etwas anderes gewesen als heute und wird morgen etwas anderes sein als heute», gab er zu Bedenken.

Neben dem Nationalstolz, etwa ob der hohen Lebensqualität, höre er aber auch kritische Stimmen von Bürgern, die sich sorgen, ob des Klimawandels, der Altersvorsorge oder des Einkommensgefälles. Dabei falle ihm auf, dass dabei oft auf «wir und die anderen» verwiesen werde, doch so einfach lasse sich die «schweizerische Eigenart» heute gar nicht mehr bestimmen. Die Mundart sei im Wandel, ebenso wie die Vorlieben für traditionelles Essen. «Was hält die Schweiz im innersten zusammen und was wollen wir erhalten», fragte er in die Runde und zog für sich das Fazit: «Wie man miteinander umgeht.» Mit Abgrenzung und dem Versuch, anders Denkende zu verunglimpfen würde das politische Klima vergiftet. Vielmehr sollten sich alle für ihre Gemeinden einsetzen, sich für ihre Mitmenschen einsetzen, Sorgen ernst nehmen und nicht ausgrenzen. «Gestalten wir gemeinsam unsere Zukunft», forderte Hofmann.


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