Start zum 25-Millionen-Ausbau beim FiBL
20.08.2018 Aargau, Landwirtschaft, Gemeinden, Oberes Fricktal, Nordwestschweiz, FrickSusanne Hörth
Der FiBL-Direktor Urs Niggli verglich die Entwicklung des Institutes mit einer amerikanischen Tellerwäscher-Geschichte. Klein und sehr bescheiden vor 30 Jahren in einem Zimmer gestartet, ist das FiBL in Frick zu einem national und international renommierten Institut mit 200 festangestellten Mitarbeitern und gegen 100 Studierenden und Auszubildenden herangewachsen. Und dieses Wachstum geht weiter. «Biolandbau hat sehr an Bedeutung gewonnen», so Niggli. Der nun gestartete Neubau sei die Antwort darauf. Mit der Investition von 25 Millionen Franken komme man der starken Nachfrage nach Forschung und Dienstleistung nach.
Hier setzte auch Regierungsrat Markus Dieth in seiner Grussbotschaft an. Der Forschungsstandort Frick werde im internationalen Wettbewerb gestärkt. «Ganz im Sinne von ‹vom Aargau für den Aargau, für die Schweiz, für die Welt›.» Der Regierungsrat unterstützt den 25 Millionen Franken teuren Forschungscampus-Ausbau mit 11 Millionen Franken aus dem Swisslos-Fonds. Der Landwirtschaftsdirektor freute sich zudem, dass durch die Investition in Frick auch über 100 neue Arbeitsstellen geschaffen werden. «Zudem wird die lokale Wertschöpfung von aktuell 10 auf mehr als 20 Millionen Franken erhöht.»
Die grosse Bedeutung des FiBLs und die Wichtigkeit des Ausbaues unterstrich die stellvertretende Stiftungsratspräsidentin Claudia Friedl in ihren Worten. «Die Strahlkraft der FiBL-Forschung reicht bis Europa und die ganze Welt. Gerade die Praxisbezogenheit und die Ganzheitlichkeit des Forschungsansatzes, wie er im Institut angewendet wird, sind einzigartig.» Warum baut man in Frick aus, obwohl in der Schweiz scheinbar eine Überkapazität an solchen Instituten herrsche? Die von ihr aufgeworfene Frage, beantwortete die Rednerin gleich selbst: «Weil das FiBL anders ist.» Zu den verschiedenen «Anders»-Argumenten führte Friedl unter anderem auf, dass Gesellschaft und Politik mehr FiBL wollen. Die Bevölkerung sei sehr sensibilisiert für die Herausforderungen in der Landwirtschaft. Das zeige sich auch mit den anstehenden Initiativen für eine Neugestaltung der schweizerischen wie etwa fair Food, Ernährungssouveränität, Trinkwasser-Initiative oder die
Pestizidverbotsinitiative. «Um die Pestizide ersetzen zu können, braucht es noch viel Forschung und Entwicklung.»
Gern gemachtes Opfer
Mehr FiBL bedeutet aber auch, etwas Fricker Boden zu opfern. Das stellte Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli zu Beginn seiner Rede. Ein Opfer, das man aber gerne mache. Denn: «Damit gedeiht Wissen, um die Böden weltweit fruchtbarer zu gestalten.» Fachleute aus allen Produktionsrichtungen an einem Institut zu vereinen, sei eine der Stärken des FiBL, sagte Brändli. Dies würden Biobauern weltweit schon lange wissen. Und immer mehr konventionelle Landwirte würden entdecken, dass die Praktiken und Lösungsansätze des Biolandbaus auch auf ihren Höfen gute Resultate liefern. «Höchste Zeit also, das in die Jahre gekommene Institut für die wachsende Nachfrage zu rüsten.»
Dass sich der zweitgrösste Arbeitgeber in Frick für die Zukunft rüste und damit gleichzeitig auch ein Standortbekenntnis abgebe, das freute Gemeindeammann Daniel Suter. Er lobte die gute Zusammenarbeit während des Planungsprozesses mit den FiBL-Verantwortlichen. Es sei der Gemeinde wie auch der Bauherrschaft sehr wichtig, dass die neuen Bauten in die ökologisch sensible Landschaft eingebettet werden. «Das neue Gesicht des FiBLs soll die hohen Ansprüche des FiBL an die Nachhaltigkeit und Ökologie auf den ersten Blick erkennen lassen.»
Gross und Klein erleben Bioforschung
Die wissenschaftliche und praxisnahe Arbeit des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL stösst auf grosses Interesse. Rund 4000 Besucherinnen und Besucher packten am Sonntag die Gelegenheit beim Schopf, Forschenden des FiBL über die Schulter zu schauen. Am Tag der offenen Tür präsentierten Expertinnen und Experten an 14 Ständen ihre Arbeit dem breiten Publikum. Für Landwirtinnen und Landwirte gab es praxisnahe Tipps in den Führungen durch die Obstanlagen, die Rebberge und die Labors.