Gekommen, um zu üben
10.07.2018 EikenÜber 250 deutsche Rettungskräfte aus dem Landkreis Rottweil übten am Samstag im Zivilschutzzentrum Eiken den Ernstfall. «Wir haben in unserer Umgebung keine Möglichkeit, auf solch kompaktem Gelände einen derart komplexen Katastropheneinsatz zu üben», erklärte der Haupteinsatzleiter Manuel Suhr gegenüber der NFZ. (nfz)
Imposanter deutscher Aufmarsch
Landkreis Rottweil mit einer Armada von Helfern und Fahrzeugen in Eiken
In zwei Wellen übte am Samstag eine Armada aus rund 250 Spezialisten, 5 Suchhunden, 50 Figuranten und 50 Spezialfahrzeugen aus dem über 100 Kilometer entfernten deutschen Landkreis Rottweil im Zivilschutzzentrum in Eiken. Dort liefen Katastrophenschutzübungen von beeindruckender Schlagkraft ab.
Paul Roppel
Nur schon die logistische Planung löst beim Laien respektvolles und bewunderndes Erstaunen aus: Was die Vorbereitungsgruppe an Menschen, Fahrzeugen, Infrastruktur und technischem Spezialmaterial nach Eiken ins Zivilschutzzentrum abkommandieren liess, machte einen imposanten Eindruck. Nicht minder beeindruckend war das grosse Engagement, welches die riesige Spezialistenschar während des ganzen Tages trotz grosser Hitze zwischen der Armada von Fahrzeugen und Hilfsgeräten leistete. Ein freier Platz war im Bereitstellungsraum in der Fülle von Tanklöschfahrzeugen, Lastwagen, Anhängern und Aufliegern, Sanitäts- und Rettungsfahrzeugen, Rollkontainern, Zelten und Gerätschaften kaum mehr auszumachen.
100 Kilometer langer Anfahrtsweg
Kaum beachtet von der Öffentlichkeit war ein erster Tross des beeindruckenden und geschlossen fahrenden Konvois von gegen 50 Fahrzeugen aus dem über 100 Kilometer entfernten deutschen Landkreis Rottweil in Eiken eingetroffen, wo Katastrophenszenarien zur Bewältigung anstanden. Einzig elf Personen vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), welche die Feldküche aufgebaut hatten, waren am Vorabend mit ihren Gerätschaften angereist. «Wir haben über 250 Verpflegungspakete vorbereitet, 100 kg Kartoffeln und 70 kg Karotten gerüstet», erzählte der Chefkoch, der im Küchenzelt kräftig im Ungarischen Gulasch rührte. Unterdessen herrschte im Übungsgelände des Zivilschutzzentrums bereits Hochbetrieb, denn die in einem Rollkontainer installierte Einsatzleitung mobilisierte sukzessive das immense Harst an Rettungskräften zu den fünf gestellten Katastrophenszenarien. Das Regiebuch skizzierte ein starkes Erdbeben in den Morgenstunden mit Folgeschäden, Bränden, Einstürzen und vielen Verletzten und Vermissten.
Ein langer Arbeitstag
Das Zentrum mit dem Übungsdorf, dem Brandhaus und dem Trümmerfeld hatte es den deutschen Rettungskräften derart angetan, dass sie den immens strapaziösen Tag mit Aufbruch um fünf Uhr, zahlreichen Einsätzen, Retablieren und zweistündiger Rückfahrt auf sich genommen hatten. «Wir haben in unserer Umgebung keine Möglichkeit auf solch kompaktem Gelände einen derart komplexen Katastropheneinsatz zu üben», erklärte der Haupteinsatzleiter Manuel Suhr, der Feuerwehrkommandant der Stadt Oberndorf am Neckar. «Wir waren schon mal hier vor sieben Jahren und haben auf diesen Erfahrungen aufgebaut. Es ist ein grosser Anreiz und die Leute haben sich darauf gefreut», doppelte Dieter Flügge nach, der dieses Amt 27 Jahre inne hatte und nun als Hauptinszenator und zugleich Mentor von Suhr das Geschehen intensiv beobachtete.
Alles auf freiwilliger Basis
Entsprechend grossartig war der Einsatzeifer der rund 250 Rettungskräfte und blutig markierten Figuranten, welche alle ehrenamtlich, freiwillig und ohne Entschädigung mitmachten. Feuerwehrleute aus dem Landkreis Rottweil leisteten Lösch- und Rettungseinsätze, Notärzte und Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz agierten in zwei Verletztenhallen, das Technische Hilfswerk hantierte mit schweren Gerätschaften, die Gruppe Bergrettung erstellte eine Schrägseilbahn und die Rettungsstaffel suchte im Trümmerfeld mit fünf Rettungshunden nach vermissten Personen. Übergeordnetes Ziel war das komplexe Geschehen zu führen, Koordination und Kommunikation zu üben.