Ein Bienenstich zum Zvieri

  14.07.2018 Möhlin, Natur

Janine Tschopp

Idyllisch ist es hier unten beim Bächlein bei der Sagi in Möhlin. Die Imkerin Ruth Schafroth hilft den Ferienspass-Kindern, über ein improvisiertes Brücklein zum Bienenstand zu gelangen. Für diesen Kurs am Montagnachmittag haben sich sieben Buben im Alter zwischen sieben und elf Jahren angemeldet.

Beim Bienenstand angekommen, beginnt die Imkerin zu erzählen. Schon ihr Vater und ihr Grossvater hätten hier Bienenvölker betreut. Sie habe sich aber nie dafür interessiert, bis ihr Vater überraschend verstorben sei. Dann, das war vor 23 Jahren, habe sie es mit den «Imbi» einfach einmal probiert. Die Arbeit mit den Bienen hat sie seither nicht losgelassen.

Ein Stich zum Auftakt
Ruth Schafroth zeigt den Kindern die farbigen Flugfronten und die Flugbrettli an den Bienenkästen, wo die Imbi «wie bei einem Flughafen starten und landen». Fasziniert hören die Kinder zu und plötzlich, aus dem nichts, beginnt Leon (7) zu weinen. Eine Biene hat sich auf seine Stirne gesetzt und gestochen. Nachdem die Imkerin den Stachel entfernt hat, beruhigt sich Leon allmählich. «Es können alle Imbi stechen, auch die braven», erklärt Ruth Schafroth.

Zwischenzeitlich sind die Kinder mit einem Bienenschleier eingekleidet. Ruth Schafroth erklärt, dass die Imkerpfeife, die Rauchmaschine oder das Räucherstäbchen dazu dienen, die Stechbereitschaft der Bienen ein bisschen tiefer zu halten. «Rauch bedeutet für die Bienen Feuer, Flucht, Alarm, und sie entfernen sich.» Die Imkerin setzt die Rauchmaschine aber kaum ein. «Habt ihr gerne, wenn der Honig nach Rauch schmeckt?», will sie von den Kindern wissen. Auch eine Wasserspritze, mit welcher Leon nun bewaffnet ist, hilft, dass die Bienen kurzfristig nicht mehr fliegen und so auch nicht stechen können.

Ein gutes Jahr für die Bienen
Die Imkerin zeigt den Kindern die Zentrifuge, in welcher die Waben geschleudert und der Honig gewonnen wird. Die Blust sei dieses Jahr gut gewesen, so dass die Bienen viel Nektar sammeln konnten. Auch ein «braves» Bienenvolk und eine mit einem weissen Punkt gekennzeichnete Königin dürfen die Kinder von ganz nahe anschauen. Als Ruth Schafroth anhand einer Drohne zeigt, wie man Bienen kennzeichnet, ist auch Leon wieder hautnah dabei. Am Ende des Kurses, an welchem die Kinder interessiert mitgemacht haben, dürfen sie ein Glas Honig mit nach Hause nehmen. Leon nimmt als zusätzliche Erinnerung an den Imbi-Nachmittag den Bienenstich heim, der ihm zum Glück nicht mehr fest weh tut. «Ich finde es blöd, dass ich gestochen wurde. Aber ich finde es toll, dass ich gesehen habe, wie der Honig geschleudert wird», ist sein Fazit.


So ging es den Bienen diesen Winter

Seit über zehn Jahren führen die Schweizer Imkerverbände jeweils im Frühling eine Umfrage durch, um Ausmass und mögliche Ursachen der Verluste von Bienenvölker zu erfassen. Insgesamt 1155 Imkerinnen und Imker aus der Schweiz und Liechtenstein haben an der diesjährigen Umfrage teilgenommen. «Mit 13,8 Prozent lagen die Völkerverluste im vergangenen Winter im langjährigen Vergleich im unteren Bereich», informiert der Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine. Zusätzlich waren 9,4 Prozent der Bienenvölker im Frühjahr zu schwach, um sich zu einem bestäubungsaktiven Wirtschaftsvolk zu entwickeln. Hauptgründe, die zum Verlust von Bienenvölkern führen, sind eine zu starke Belastung durch die Varroamilbe als Folge einer zu wenig wirksamen Behandlung gegen den Parasiten im vorangegangenen Jahr oder Probleme mit der Königin. Es ist die Aufgabe der Imker, durch Massnahmen wie etwa die Bildung von Jungvölkern die Winterverluste während der kommenden Bienensaison wieder auszugleichen. Damit ist sichergestellt, dass genügend Bienen für die Bestäubung der Nutz- und Wildpflanzen zur Verfügung stehen. (mgt/nfz)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote