Bernadette Zaniolo

Voller Ideen, flexibel und offen für Neues. Das ist die 19-jährige Schwaderlocherin Jana Jessica Meyer. «Ich bin ein sehr kreativer Mensch. Ich könnte nicht im Büro sitzen, da würde ich durchdrehen», sagt sie zur NFZ. Kreativ muss Jana Meyer auch sein. Denn sie konnte am Dienstag an der Kantonalen Schule für Berufsbildung in Aarau das Diplom als Bekleidungsgestalterin in Empfang nehmen. Für diesen Anlass hat sie natürlich ihr eigenes Kleid entworfen und gefertigt. «Fast sechs Meter Stoff habe ich dafür verarbeitet», sagt sie. Ein Kleid aus Seide, in hellblau. «Blau gefällt mir in allen Nuancen», verrät sie eine persönliche Vorliebe.

Ein weiteres Stück war die Prüfungsarbeit. Der «Kundenwunsch» für alle 18 Lehrabsolventen: ein Kleid für eine Frau um die 40 Jahre; etwas Extravagantes für an eine Uhrenmesse. Und es sollte mit einem Bolero-Jäckli, welches die Kundin bereits hat, kombinierbar sein.

Die «eigene» Bekleidungsgestalterin
Und wie schätzt Jana Meyer ihre Abschlussprüfung ein? «Eigentlich gut. Mit dem Modell bin ich zufrieden. Das Zeichnungen anfertigen liegt mir.» Stolz auf ihre «eigene» Bekleidungsgestalterin ist Janas Mutter Nicole Meyer. Der im Lehratelier für Modegestaltung in Aarau von Jana aufs Mass ihrer Mutter gefertigte Mantel gefällt beiden. Auch «Änderungswünsche» aus dem Bekanntenkreis erfüllt Jana Meyer immer mal wieder.

Dass der Weg zu ihrem Traumjob, Bühnenbildnerin an einem Theater, ein langer sein wird, dessen ist sich die junge Schwaderlocherin bewusst. Der nächste Schritt ist ein Propädeutikum, eine Vorbereitung auf ein Studium Kunst und Design, an der Schule für Gestaltung in Aarau. «Ein Jahr, in welchem man gestalterisch viel lernt», sagt Jana. Nach diesem Zwischenjahr möchte sie eine Weiterbildung an der Schweizerischen Textilfachschule, kurz STF, in Zürich machen.

Traumjob Bühnenbildnerin
Ein eigenes Modelabel ist jedoch nicht das Ziel von Jana Meyer. Sie möchte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) einen Studienplatz als Bühnenbildnerin erhalten. Dort werden pro Jahr nur vier Studierende aufgenommen. Wäre sie eine dieser vier, würde ihr Traumjob als Bühnenbildnerin an einem Theater zu arbeiten, in Reichweite rücken.

Klavier und Zirkusluft
Von Janas schauspielerischem Können und ihrem Flair für Bühnenbilder kann seit einiger Zeit die Theatergruppe Schwaderloch profitieren. Im letzten Jahr spielte Jana im Stück «Familie Metzger spielt verrückt», eine Frau, die aus dem Irrenhaus ausgebrochen war. Seit längerem wirkt sie bei der Maske der Schauspieler mit und neu auch beim Bühnenbild. Ihre Mutter ist Souffleuse und Vater Alex ist jeweils in der Wirtschaft engagiert. «Früher habe ich hinter dem Buffet gearbeitet», so die aufgeschlossene Schwaderlocherin.

Spontan sagt sie auch zum Interview-Termin zu und die NFZ trifft sich mit ihr auf dem Heimweg von Aarau in Frick. Etwas bescheiden verrät sie, dass sie seit elf Jahren Klavier spielt und seit mehreren Jahren im Sommerlager des Zirkus Mugg in Betschwanden (Glarus Süd) als Lagerleiterin dabei ist. «Das ist schön. Ich lebe für das Theater und den Zirkus. Es ist eine mega schöne Welt, in der ich mich wohlfühle.»

Der Auftritt an der Modenschau
«Alle waren begeistert» erzählt Jana Meyer von ihrem ersten öffentlichen Auftritt an einer Modenschau. Dies war an der diesjährigen Modenschau des Lehrateliers für Modegestaltung im März im Kultur- und Kongresshaus (KuK) in Aarau. Unter dem Motto «fashion meets arts» zeigten die rund 20 angehenden Bekleidungsgestalterinnen ihre Kreationen zu diesem Thema. «Es waren sehr viele Besucher da», freut sich Jana Meyer.

Und jetzt, wo sie die Lehre beendet hat, welche «Note» gibt sie ihrer Lehrmeisterin? «Pia Brunner ist sehr nett. Eine Lehrmeisterin wie sie sein sollte, sehr geduldig und verständnisvoll.» Und was meint die Lehrmeisterin zu Jana? «Es war schön, sie zu begleiten. Sie scheute keinen Aufwand und hat einen gesunden Ehrgeiz.» Auch seien die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Lehrabschluss gut gewesen.

Übrigens: Jana Meyer hat die Lehre als Bekleidungsgestalterin EFZ mit der Note 5.8 abgeschlossen und die Berufsmatur mit 5.4. Das Interview fand wenige Tage vor der Diplomübergabe statt.