Ein Paradies für Mensch und Tier
14.06.2018 Herznach, NaturManuel Nägelin hat mit seinem Naturgarten ein Lebenswerk geschaffen
Im Naturgarten von Manuel Nägelin in Herznach wachsen auf rund 160 Quadratmetern über 350 einheimische Pflanzenarten. In seinem Refugium fühlen sich nicht nur er und sein Hund Mexxli wohl, sondern auch Dutzende von Tierarten.
Janine Tschopp
Es surrt, es brummt, es zirpt. Manuel Nägelin sitzt in seinem grünen Stuhl und geniesst. Er lauscht den Geräuschen und beobachtet. Er beobachtet die ersten Flugversuche der jungen Stare. Sie werden flügge. Die Tiere fühlen sich wohl in seinem Garten. Alle, die einmal hier waren, kommen wieder zurück. Und täglich kommen neue Arten hinzu. Er ist glücklich. Denn jede neue Tierart in seinem Garten bestätigt ihm, dass er in den letzten Jahren vieles richtig gemacht hat. «Dass der Artenzuwachs so gross sein wird, hätte ich am Anfang nicht gedacht. Vermutlich hat es sich im Tierreich herumgesprochen, dass es hier einen Naturgarten gibt», lacht er.
Manuel Nägelin ist gelernter Landschaftsgärtner. «Interessiert haben mich vor allem die Pflanzen. Der Gartenbau stand weniger im Vordergrund», betont er. Für ihn war schon immer das Biologische wichtig. Hinter der Anwendung von Pestiziden oder mineralisch-synthetischen Düngemittel konnte er nie stehen.
Er absolvierte eine Zweitausbildung zum Staudengärtner bei einer Bio-Gärtnerei in Rüfenach, wo er auch heute noch tätig ist. «Im Rahmen dieser Ausbildung habe ich meine Liebe zu den einheimischen Pflanzen entdeckt.»
Ein Refugium für Mensch und Tier aufgebaut
Als Manuel Nägelin, der in Wegenstetten aufgewachsen ist, vor sechs Jahren zu seinem Vater nach Herznach zog, kam ihm die Idee, vor dem Haus einen Mutterpflanzengarten anzulegen. «Vor 30 Jahren war hier noch ein Gemüsegarten. Danach war der Garten während vieler Jahre verwahrlost, und alles war überwuchert», schildert der leidenschaftliche Naturmensch.
Durch seine Arbeit bei der Bio-Gärtnerei hat er den Zugang zu vielen einheimischen Pflanzenarten. Während der letzten sechs Jahre verbrachte er jeden Feierabend und jedes Wochenende draussen und schuf den Naturgarten, wie er heute vor ihm liegt: über 350 einheimische Pflanzenarten eingeteilt in zehn verschiedene Lebensbereiche.
Der 30-Jährige spricht von einem Lebenswerk, das hier entstanden sei, und es sei klar, dass er hier nie mehr wegziehen werde. Wichtig beim Anlegen des Naturgartens war ihm, verschiedene Lebensbereiche zu schaffen, die als Rückzugsgebiete für die Tiere dienen. Magerwiese, Feuchtwiese, Sumpflandschaft, Alpinum, Natursteinmauer, Waldrand halbschattig, Waldrand sonnig sind einige Lebensbereiche, respektive Biotope seines Gartens. Er zeigt der Journalistin die verschiedenen Bereiche und tatsächlich sind auch an diesem warmen Samstagmittag zahlreiche Bienen, Hummeln, Libellen, Heuschrecken, Schmetterlinge, Eidechsen und Vögel unterwegs. Manuel Nägelin erzählt von vielen Tierarten, die in seinem Garten leben, und dass es immer und immer mehr werden. Bis jetzt habe er zwölf verschiedene Vogelarten, drei Amphibien (Kröte, Molch und Laubfrosch), Igel, Eidechsen und rund 50 Insektenarten gezählt.
Manuel Nägelin stellt fest, dass die Biodiversität in den letzten Jahren leidet. «Mein Wunsch ist, dass in der Schweiz mindestens jeder fünfte Garten einen Teilbiotop enthalten soll. Das kann ein Teich, eine Magerwiese, eine Mauer oder Totholz sein.» Er hofft und glaubt auch daran, dass die Sensibilität für einheimische Pflanzen bei den Menschen langsam wieder komme. «Jede einheimische Pflanze ist gut für die Tiere.»
Ein Rückzugsort für Tiere und Mensch
Manuel Nägelin arbeitet nicht nur jeden Tag in seinem Garten, sondern er geniesst ihn auch. Er geniesst, was er die letzten Jahre geschaffen hat. Er nimmt sich Zeit, in seinen Stuhl zu sitzen und zu beobachten. «Der Garten ist mein Hobby.» Dieses Hobby erfülle ihn, und er brauche keine weitere Freizeitbeschäftigung. Ausser vielleicht wandern. Das mache er gerne in den Ferien. «Aber mit meinem schönen Garten brauche ich nur halb so viel Ferien», lacht er.
Was hat er für Ziele? Manuel Nägelins Wunsch ist, sich irgendwann selbständig zu machen und eine eigene Bio-Gärtnerei zu eröffnen. Dafür ist er auf der Suche nach geeignetem Land im Fricktal.
Die Türe ist offen
Am Samstag, 16. Juni, von 11 bis 17 Uhr ist die Gartentür bei Manuel Nägelin, Kirchstrasse 9 in Herznach offen. Der leidenschaftliche Gärtner ist gerne auch ausserhalb der «offenen Gartentüre» bereit, Interessierte durch seinen Naturgarten zu führen. Zudem gibt es die Möglichkeit, bei Manuel Nägelin Jurapark-Pflanzen in Selbstbedienung zu kaufen. Informationen unter daucuscarota@ gmx.ch (jtz)